Köln – Als der junge Elefantenbulle Namal, der im Elephant Transit Home (ETH) im Süden Sri Lankas lebt, 2017 eine neue Beinprothese brauchte, startete der Kölner Zoo eine Spendenaktion. Binnen kürzester Zeit kam das Geld zusammen, auch dank zahlreicher Leser des „Kölner Stadt-Anzeiger“. Ende November 2017 konnte dem Tier, das mit einem Fuß in eine Schlinge geraten war und dem ein Teil des linken Hinterlaufs amputiert werden musste, die Prothese angepasst werden.
Wie es Namal inzwischen geht, war am Dienstag bei einem Doppelvortrag im „Zooevent“ zu erfahren. Nachdem Christin Menge, die an der Uni Jena promoviert, über das Sozialverhalten Asiatischer Elefanten gesprochen hatte, informierte Alexander Sliwa, Kurator des Kölner Zoos, über jene Elefanten-Auffangstation in Sri Lanka, mit der seit vielen Jahren eine Kooperation besteht, und über den Jungbullen, der bald zwölf Jahre alt wird.
Der junge Elefant ist in zweierlei Hinsicht etwas Besonderes im Udawalawe-Nationalpark
55 Tiere leben zurzeit im ETH, einer Art Waisenhaus für junge Elefanten. In der Regel werden sie nach ein paar Jahren Pflege im benachbarten Udawalawe-Nationalpark ausgewildert. Für Namal gilt eine Ausnahme, denn mit seiner Behinderung könnte er in freier Wildbahn nicht überleben. Er wird also dauerhaft in der Auffangstation bleiben. Und noch eine Ausnahme wird für ihn gemacht: Da er in einem Alter ist, in dem er wiederkehrend in die „Musth“ - die Phase der Fortpflanzung - kommt und so unberechenbar wird, dass er für die Pfleger eine Gefahr darstellt, ist für ihn ein eigenes Gehege geschaffen worden. Auch für dessen Kosten - Futter und Bewegungstraining inklusive - kommt der Kölner Zoo auf.
Ebenso dafür, dass für Namal nun wieder eine neue Prothese angefertigt wird, weil seine Beine stetig an Umfang zunehmen. Warum wird überhaupt ein solcher Aufwand getrieben? Eine Einschläferung komme „aus kulturellen und religiösen Gründen“ nicht infrage, sagte Zoodirektor Theo Pagel. „Also versuchen wir, für dieses Tier das Bestmögliche zu erreichen.“
Es handelt sich um ein Modellprojekt aus dem sich lernen lässt
Kurator Sliwa, der zuletzt 2019 in Sri Lanka war und von ETH-Leiter Vijitha Perera auf dem Laufenden gehalten wird, sprach von einem Modellprojekt, einem Experiment, aus dem sich lernen lasse; bisher gebe es keine Langzeiterfahrung mit der Haltung eines Asiatischen Elefanten in diesem Zustand. Demnächst will Sliwa wieder in das südostasiatische Land reisen, das gerade eine schwere wirtschaftliche und politische Krise durchmacht; während seines Aufenthalts soll die Kooperation mit einer zweiten schriftlichen Absichtserklärung bekräftigt werden.
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Mit ihrer Dissertation will Christin Menge weiteres Wissen über Asiatische Elefanten beisteuern. Dafür hat sie die männlichen Dickhäuter im Udawalawe-Nationalpark beobachtet. Nach ihren ersten Erkenntnissen zeigen die Bullen untereinander mehr friedliches und weniger kämpferisches Verhalten als bisher angenommen. Generell gelte für Elefanten, dass sie in dynamischen „Fission-Fusion-Gesellschaften lebten, deren Mitglieder sich im Wechsel zusammenschließen und trennen.
Solche verhaltensökologischen Erkenntnisse sind auch für Tiergärten wichtig. Pagel betonte, der Elefantenpark des Kölner Zoos stehe für artgerechte Haltung. In der zwei Hektar großen Anlage leben zehn Asiatische Elefanten, darunter zur Fortpflanzung zwei Bullen, die in einem separaten Gehege untergebracht sind. Die Herde lebt ohne direkten Kontakt zu den Pflegern in ihrem natürlichen Familienverband.