Kölner Zentrum für Luft- und RaumfahrtDas sind die Pläne der neuen Chefin
Köln – Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt, kurz: DLR – das ist doch diese Einrichtung in Köln mit den Raketen, den Satelliten und dem tollen Training für Astronauten wie Alexander Gerst, die dann zur Internationalen Raumstation ISS fliegen und am besten auch wieder heil zurück kommen. Richtig?Ja, auch.
Aber wenn man einen Schritt zurücktritt, um das große Ganze zu betrachten, dann erkennt man: Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt DLR ist eine der größten ingenieur-wissenschaftlichen Forschungseinrichtungen in Europa, für Luft- und Raumfahrt, Energie, Verkehr und Sicherheit sowie Digitalisierung. Und es wächst kontinuierlich weiter: Waren es vor vier Jahren noch 33 Institute und Einrichtungen, so sind es heute 54 mit etwa 9500 Mitarbeitenden. Die finanzielle Ausstattung für die Forschung ist entsprechend stark gestiegen, seit 2016 um 28 Prozent auf rund 1,2 Mrd Euro. Und die Chefin vom Ganzen ist seit dem 1. Oktober des Coronajahres 2020 die neue Vorstandsvorsitzende Prof. Dr. Anke Kaysser-Pyzalla. Mit ihr soll im Jahr 2021 vielleicht nicht alles, aber doch vieles anders werden.
Klimaneutrale Zukunft
Was das bedeutet? „Luftfahrt“, sagte sie kürzlich, „leistet einen unverzichtbaren Beitrag zur globalen Mobilität. Aber auch das Fliegen muss sich den Herausforderungen unserer Zeit annehmen.“ Ja, richtig, es geht um Fragen des Umwelt- und Klimaschutzes. „Die Zukunft des Fliegens“, sagt sie, „ist klimaneutral, sicher und bezahlbar.“ Die Forschungsschwerpunkte des DLR sollen und werden sich deshalb verschieben – „hin zu digitalen Prozessen, verbesserten und innovativen Antriebssystemen, klimaoptimierten Flugrouten, effizienten Produktionsprozessen und Leichtbau.“
Das bedeutet in der Summe: „Der notwendige Systemwechsel in Sachen Luftverkehr und Umwelt erfordert eine kooperative und interdisziplinäre Arbeitsweise, sowie eine Abstimmung von Wissenschaft, Wirtschaft und Politik.“ Mit anderen Worten: „Das DLR will Katalysator und Architekt für einen modernen Luftverkehr sein. Damit leisten wir unseren Beitrag zum green deal in der Luftfahrt“, sagt Anke Kaysser-Pyzalla. So wie für die Luft- und Raumfahrt gilt das Engagement des DLR auch der gesellschaftlich stark beachteten Energie- und Verkehrsforschung.
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Die Aufgabe, das DLR zu führen, hat Kaysser-Pyzalla von ihrer Vorgängerin Pascale Ehrenfreund übernommen, deren Amtszeit nach fünf Jahren endete. Die neue Chefin kann eine beeindruckende Vita als Wissenschaftlerin und als erfolgreiche Führungskraft vorweisen. Die promovierte Materialwissenschaftlerin und Maschinenbauerin war bereits wissenschaftliche Geschäftsführerin des Helmholtz-Zentrums Berlin für Materialien und Energie und sie war Professorin an der Ruhr-Universität Bochum. Von 2017 bis 2020 war sie Präsidentin der TU Braunschweig, die in 2019 nur knapp die Anerkennung als Exzellenz-Universität verpasste.
Das war in etwa die Zeit, als der Senat des DLR gemeinsam mit dem Bundeswirtschaftministerium eine Umstrukturierung der wissenschaftlichen Ausrichtung und der Organisation des Luft- und Raumfahrtzentrums auf den Weg gebracht hatten. Anke Kaysser-Pyzalla wurde zugetraut, diesen umfassenden Wandel zu steuern und zu vollziehen – der zuständige Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier lobte ihre „umfassende Erfahrung als Wissenschaftsmanagerin in unterschiedlichen Forschungseinrichtungen“.
Das DLR stehe vor enormen technologischen und auch gesellschaftspolitischen Herausforderungen wie dem Klimaschutz. Deshalb, so der Minister, sei Kaysser-Pyzalla „die richtige Persönlichkeit, um diese Aufgabe zu meistern und damit den Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort Deutschland zu stärken“.
Forschung als großer Faktor
Die Forschung ist da nach wie vor ein entscheidender Faktor. Aber nicht der einzige: „Forschungsergebnisse und neu entwickelte Technologien müssen gemeinsam mit der Wirtschaft umgesetzt werden“, sagt Kaysser-Pyzalla, „das DLR muss sich zunehmend als Partner der Industrie verstehen, sein in der Forschung erlangtes Wissen nutzenorientiert bereitstellen.“ Viel Arbeit ist das alles, aber Arbeit ist nicht alles. Geboren am 1966 in Schwerte – „Nein, das ist nicht im Ruhrgebiet“ – hatte Anke Kaysser-Pyzalla bereits bei ihren bisherigen Stationen stets ihre Affinität zum Sport betont.
„Ein Tag ohne Sport“, sagte die frühere Ausdauersportlerin dann, „ist ein verlorener Tag.“ Reine Vorfreude kommt auf, wenn sie auf einen Höhepunkt Jahr 2021 hinweist. „Da wird mit Matthias Maurer der nächste deutsche ESA-Astronaut zur ISS fliegen, ein Flug den ich mit Spannung erwarte“, sagt Kaysser-Pyzalla, und berichtet: „Geplant sind rund 30 deutsche Experimente. Aber auch unsere Forschungsflüge zu den Wirkungen alternativer Treibstoffe in der Atmosphäre werden uns auf dem Weg zu einem klimaverträglichen Luftverkehr weiterbringen.“
Ja richtig, DLR – das sind ja die mit den Raketen und Astronauten.