AboAbonnieren

Kölner ZooSingvogeltag informiert über Tierhandel in Asien

Lesezeit 3 Minuten
Zoo Singvogeltag

Im Kölner Zoo ist auch ein typischer Singvogel-Markt nachgestellt.

Köln-Riehl – Der kleine Finkenschnabelstar verschwindet fast in der Hand von Franklin Wilhelm. Nur noch der Kopf guckt aus der geschlossenen Faust heraus. Der Vogel singt lauthals vor sich hin, während der Auszubildende des Kölner Zoos ihn mit Blaubeeren füttert.

Es scheint schwer vorstellbar, wie die Beere in den kleinen Schnabel passen soll. Aber kaum hat das Jungtier die Beere geschluckt, freut es sich offensichtlich aufs Dessert. Heute auf dem Speiseplan: Knusprige Grille.

Zum zweiten Mal findet am Sonntag, 12. Mai, im Kölner Zoo der große Singvogeltag statt. Um 11 und 15 Uhr werden Führungen durch die Vogelaufzuchtstation im Tropenhaus angeboten und mit ein bisschen Glück kann auch der Fütterung der Jungtiere beigewohnt werden. Anlass ist die Aktion „Silent-Forest“-Kampagne des Europäischen Zooverbands, die sich für den Artenschutz der asiatischen Singvögel einsetzt.

Europaweit sind seit vergangenem Jahr bereits mehr als 200.000 Euro Spendengelder zusammengekommen. Mit dem Geld konnte zum Beispiel die Nachzüchtung der vom Aussterben bedrohten Vogelart Balistar finanziert werden. Der Bestand auf der indonesischen Insel Bali wurde so von wenigen Einzelexemplaren auf mittlerweile 2000 Tiere erhöht.

Singvögel in Papiertüten zum Mitnehmen

Für das Vogelsterben in Indonesien ist, entgegen der Erwartung, nicht der Klimawandel der Hauptgrund. Im bevölkerungsreichsten Inselstaat der Welt hat sich über Generationen hinweg eine Handelskultur mit Singvögeln entwickelt, die den Vogelpopulationen massiv zusetzt. „Auf dem Vogelmarkt von Pramuka werden Singvögel wie Blumen in Papiertüten zum Mitnehmen verkauft“, erklärt Zookurator Bernd Marcordes.

Als Mitglied der TASA, ein internationaler Zusammenschluss zugunsten des asiatischen Vogelschutzes, konnte er sich während seiner Reisen nach Südostasien ein umfassendes Bild von der Situation auf den Vogelmärkten machen. Kaum haben sich die Vogelbestände wieder regeneriert, gehen die Händler erneut auf die Jagd nach ihren Verkaufsprodukten.

Die Preise für die Singvögel variieren dabei erheblich: Einige Arten sind bereits ab einem Euro pro Tier erhältlich, während der Wert der seltensten Vögel dem Jahreseinkommen eines indonesischen Arbeiters entsprechen. „In Indonesien giltst du mit einem weißen Singvogel als gemachter Mann.“ Vögel als Statussymbol, wie hier ein Auto.

Zoopädagogin Lucia Schröder vergleicht den Kult um die Singvögel mit hiesigen Castingshows wie DSDS oder The Voice. „In Parks werden die Vögel in ihren Käfigen an Stangen gehängt. Vor großem Publikum heizen sie sich dann gegenseitig zum Singen an und sollen dabei voneinander lernen.“

Viele Vögel sterben

Die indonesischen Kunden bezahlen mit Geld, die indonesischen Singvögel mit ihrem Leben. „Bei einem Kauf von beispielsweise zwei Vögeln, entfliegt einer meist schon bei der ersten Freilassung im Domizil des Käufers, der zweite stirbt dann an den Folgen einer schlechten Haltung“, sagt Marcordes.

Wer sich engagieren will, kann sich durch die Teilnahme am Singvogeltag im Kölner Zoo weiter informieren und ein erstes Zeichen setzen. Außerdem stellt der Kölner Künstler und Vogelfreund Rolf Jahn passend zum Thema einige seiner Werke aus, von denen eines zugunsten der „Silent-Forest“-Kampagne versteigert wird.