Nico Rathmann wechselt nach Bonn. Interessensvertretungen und die Politik bemängeln, dass Rathmann zu wenig gestalten konnte.
Nach nur zwei Jahren in KölnFußverkehrsbeauftragter hat gekündigt – hatte Rathmann zu wenig Entscheidungsmacht?
Nach nur zwei Jahren ist der Weg für Kölns Fußverkehrsbeauftragten zu Ende. Nico Rathmann hat gekündigt. Die Stadt bestätigt auf Anfrage, dass Rathmann am 31. März seinen letzten Arbeitstag hat. Er habe sich dazu entschieden, „das Thema ‚Schulweg‘ in den Mittelpunkt seiner Arbeit zu stellen“ und wechsele daher in anderer Funktion zur Stadt Bonn. Rathmann selbst äußert sich nicht zu seinem Weggang.
Nico Rathmann war der erste Fußverkehrsbeauftragte einer Millionenstadt
Im März 2022 hatte die Stadtverwaltung Nico Rathmanns Einstellung groß verkündet. Als erster Fußverkehrsbeauftragter in einer Millionenstadt sollte er sich, äquivalent zum Radverkehrsbeauftragten, um die Belange der Fußgängerinnen und Fußgänger in Köln kümmern.
„Ich will, dass es Strukturen gibt, in denen Ideen, die für den Fußverkehr sinnvoll sind, auch umgesetzt werden“, sagte Rathmann bei seiner Vorstellung damals. Und: „Ich will, dass man in fünf Jahren sagen kann: Da ist ein Ansprechpartner, der etwas bewegen kann.“
Das hat sich nun erledigt. Auf Anfrage erklärt die Stadt zwar, man bedauere seinen Weggang sehr und bedanke sich „herzlich für sein Engagement und die erfolgreiche ‚Pionierarbeit‘, die er in Köln geleistet hat“. Doch bewirken konnte Rathmann in seiner Funktion wenig. Was vor allem an der Anlage des Stellenprofils gelegen haben dürfte. Das kritisiert auch der Fuss e.V., der sich für die Interessen von Fußgängerinnen und Fußgängern in Köln einsetzt. Sprecherin Anne Grose nennt es „peinlich für die Stadt“, dass Rathmann gekündigt hat. „Er hatte keine Entscheidungskompetenzen, kein Budget, kein Team, nur eine Beratungsfunktion, die oft genug keine oder nicht die angemessene Resonanz fand“, sagt sie.
Kölner Radverkehrsbeauftragter hat ein ganzes Team
Während der Radverkehrsbeauftragte Jürgen Möllers ein Team von 20 Planern hat, mit denen die Verwaltung seit Jahren Radwege plant und ausbaut, bekam Rathmann bis zuletzt keine Unterstützung. Die Funktion blieb vor allem eine symbolische. Regina Börschel (SPD), die die Einrichtung des Fußverkehrsbeauftragten damals vorangetrieben hatte, hält die Stelle weiterhin für notwendig.
Meint aber auch: „Eine einzelne Person wird zerrieben zwischen den großen verkehrspolitischen Entscheidungen und den Anliegen von einzelnen Bürgerinnen und Bürgern.“ Der oder die nächste Fußverkehrsbeauftragte bräuchte daher „die entsprechende Manpower und die Ressourcen“, um die Fußgängerinteressen voranzutreiben.
Rathmann hatte vor seiner Stelle in Köln für die Stadt Heidelberg gearbeitet, wo er sich um die Verkehrssicherheit für Kinder gekümmert hat – ein ähnliches Stellenprofil also wie das, was er nun in Bonn übernimmt. „Ob sich nach der holprigen und der letztendlich nicht gelungenen Besetzung der aktuellen Stelle fachlich gut qualifiziertes Personal bewirbt, ist fraglich“, so Grose. Das Fachpersonal sei knapp, andere Städte wie Düsseldorf oder München würden gerade mehrere Stellen für den Fußverkehr besetzen. Auch in Köln brauche es ein Team aus Fachleuten für den Fußverkehr, „mit Entscheidungskompetenz und eigenem Budget.“
Politik fordert mehr Kompetenzen für den Fußverkehrsbeauftragten
Die Politik bedauert die Kündigung von Rathmann derweil. „Die Stadt Köln verliert eine starke Stimme für den Fußverkehr“, sagt Lino Hammer (Grüne). „Eine attraktive Infrastruktur für Fußgänger und Fußgängerinnen ist für unsere Stadt unverzichtbar.“ Teresa de Bellis (CDU) meint, „ein Fußverkehrsbeauftragter ist zu wenig, wir brauchen mindestens einen für das rechts- und einen für das linksrheinische Köln.“
Im Nachgang müsse nun analysiert werden, ob die Stelle innerhalb der Verwaltung richtig angesiedelt sei. Das sieht auch Lukas Lorenz (SPD) so. „Es ist traurig, dass die Verwaltung offenbar Personal nicht in Funktionen halten kann. Die Stelle des Fußgängerbeauftragten muss innerhalb der Stadtverwaltung eigenständiger werden und nicht beim Radverkehrsbeauftragten angesiedelt sein“, sagt er.
Laut Angela Bankert (Linke) braucht der Fußverkehrsbeauftragte Entscheidungskompetenz, „seine Stellungnahmen müssen verbindlich beachtet werden“. Christian Beese (FDP) meint hingegen: „Der Fußverkehrsbeauftragte braucht keine eigene Entscheidungsbefugnis. Es kommt darauf an, dass innerhalb der Verwaltung die Interessen aller Menschen im Verkehr zu einem Ausgleich gebracht werden und dabei die beste Lösung für jede einzelne Situation gefunden wird.“
Laut der Stadt wird die neue Ausschreibung für einen Fußverkehrsbeauftragten gerade vorbereitet. Aktuelle Projekte, wie den „Fußverkehrs-Check“, übernehmen nun andere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Verkehrsdezernat.