KommentarAufhebung der Maskenpflicht in den Schulen wäre fahrlässig
Köln – Man reibt sich verwundert die Augen. Virologe Christian Drosten konstatiert, dass ab Mitte Oktober die Herbst- und Winterwelle Fahrt aufnimmt, und sieht drohende Beschränkungen am Horizont. Das RKI verkündet erstmals wieder einen starken Anstieg der Infektionszahlen. Zeitgleich denkt Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) laut darüber nach, ab dem ersten Schultag nach den Herbstferien die Maskenpflicht an den Schulen in NRW abzuschaffen. Getrieben vom bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder, der bereits vollmundig ankündigt hat, dass die Kinder seines Bundeslandes bereits ab Montag ohne Maske in den Unterricht kommen dürfen.
Das ist zu diesem Zeitpunkt fahrlässig. Ein solches Risiko wird dem Preis, den Schülerinnen und Schüler in der Pandemie bezahlt haben nicht gerecht. Was spricht dagegen, eine Praxis, die in über einem Jahr selbst für die Kleinen längst zur Routine geworden ist, noch wenigstens in den Herbst hinein beizubehalten? Bis man Gewissheit hat, wie groß die Dynamik der vierten Welle wirklich wird und wie massiv sie die Schulen trifft. Es stimmt: die Maske ist für die Kinder eine Zumutung. Aber eben die vergleichsweise kleinere. Es stimmt auch, dass jeder zweite Jugendliche zumindest seine erste Spritze bekommen hat. Aber die Hälfte eben nicht.
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Die, die sich jetzt – genau wie im vergangenen Herbst - wieder in Lockerungsübungen überbieten, haben ihre Hausaufgaben selbst nicht gemacht: Auch im zweiten Corona-Herbst stehen allenfalls in handverlesenen Klassen Luftfilter. Und eine Pflicht für die Kinder, am 1. Tag nach den Herbstferien mit einem aktuellen Test in die Schule zu kommen, wird es nach Angaben des Schulministeriums deshalb nicht geben, weil es aufgrund sinkender Testkapazitäten unmöglich sei, 1,7 Millionen Tests zu organisieren. Gleichzeitig mahnt Gebauer, dass es ohne Masken nicht wieder mehr Quarantäneanordnungen durch das Gesundheitsamt geben dürfe. Das klingt nach der Quadratur des Kreises. Noch vor Beginn der Ferien will Gebauer Klarheit schaffen. Sie sollte den Mut haben, zumindest vorläufig noch auf Nummer sicher zu gehen.