Kommentar zu RestaurantsAuf Regeln pfeifen ist unsolidarisch, liebe Wirte und Gäste!
- Unsere Autorin hat am Montagabend ein Ehrenfelder Restaurant besucht, um die Gastronomie nach zwei Monaten Zwangspause zu unterstützen.
- Was sie dort erlebte, hat sie betroffen gemacht – bis hin zum Zettel auf dem Nachbartisch, auf dem die drei Gäste ihre Kontaktdaten hinterlassen hatten: Müller, Meier, Schmitz.
- Ihr Fazit: Ein Wirt, der auf die Corona-Vorschriften pfeift, ist unsolidarisch – nicht nur mit den vielen anderen Wirten, die sich Mühe geben. Und auch die Gäste sind in der Pflicht.
- Ein Kommentar.
Köln – Stellen Sie sich vor, Sie haben sich mit dem Coronavirus infiziert, rufen in dem Restaurant an, in dem Sie vor zwei Tagen noch essen waren und erfahren, dass die Herren – oder Damen – an Tisch 4 neben Ihnen Müller, Meier und Schmitz hießen. Hilfreich? Absolut nicht!
Auch für das Gesundheitsamt, das Infektionsketten nachverfolgen will und muss, wäre diese Informationspolitik katastrophal. In dem Ehrenfelder Lokal, das ich am Montagabend besucht habe, würden sie allerdings keine andere Auskunft erhalten.
Ich war dort Gast, um die Gastronomie nach fast zwei Monaten existenzbedrohender Zwangspause zu unterstützen. Und aus Neugier, wie sich so ein kulinarischer Abend unter Sicherheitsvorkehrungen wohl anfühlt. Wenn es denn bloß welche gegeben hätte!
Nicht auseinandergerückte Tische wären ja in Ordnung, solange nur jeder zweite besetzt ist. Doch der Tisch mit meiner Reservierung grenzt unmittelbar an den einzigen noch besetzten Tisch, meine Begleitung sitzt Rücken an Rücken mit anderen Gästen. Die Kellnerin, immerhin Handschuhe und Maske tragend, hält zu wenig Abstand, beugt sich plötzlich quer über den Tisch, um Teller wegzuräumen, die wir ihr auf Nachfrage lieber an den Rand geschoben hätten.
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Das dicke Ende kommt. Nachdem wir bezahlt haben – nur garantiert nicht kontaktlose Bargeldzahlung ist möglich – schiebt die Bedienung uns einen Zettel auf den Tisch. „Hier müssen Sie Ihre Namen hinschreiben“, erklärt sie. „Die Telefonnummer auch, oder?“, frage ich. „Nein, der Nachname reicht.“ Auf dem Zettel lese ich die drei Namen derer, die bis gerade noch dicht hinter uns am Tisch saßen. Müller, Meier, Schmitz: drei Allerwelts-Nachnamen zu viel, um nicht gelogen zu sein. Ein Bekannter, der am selben Abend ins Fenster eines Traditionslokals blickte, erzählt von Menschen, die am Tresen dicht an dicht mit Kölschgläsern standen, Umarmungen inklusive. Offenbar Stammgäste, die sich länger nicht gesehen hatten.
Große Ausnahmen? Hoffentlich! Noch besser wäre es, das Ordnungsamt kontrolliert – so streng und oft wie möglich. Ein Wirt, der auf die Corona-Vorschriften pfeift, ist nicht nur unsolidarisch mit den sehr vielen anderen Wirten, die ihre Lokale unter großen Mühen und Sicherheitsvorrichtungen wieder öffnen. Er ist unsolidarisch mit allen. Genauso wie Gäste, die ihre Kontaktdaten nicht ehrlich angeben oder am Tresen kuscheln. Wir haben so viel zu verlieren.