Kommentar zum Stadtarchiv-VergleichWarum das Schuldeingeständnis wichtig für Köln ist
- Seit dem Einsturz des Kölner Stadtarchivs spricht ein Großteil der Bürger der Stadt die Fähigkeit, komplexe Bauvorhaben kompetent zu managen, komplett ab.
- Das Debakel um die Opernsanierung und die desolate Lage der Schulen machen dabei wenig Hoffnung auf Besserung.
- Doch immerhin räumen die Baufirmen mit dem Vergleich nun ihre Schuld ein. Ein Kommentar.
Köln – Als das Archiv der Stadt Köln am 3. März 2009 ohne Vorwarnung in die Baugrube der U-Bahn am Waidmarkt stürzte, kamen zwei Menschen in den Trümmern ums Leben. Und es ging eine Schockwelle durch die Stadt, lag doch eine solche Katastrophe außerhalb jeder Vorstellungskraft.
Dass sie trotzdem passiert ist, hat Köln gleich in mehrerer Hinsicht nachhaltig verändert. Schwerwiegend und bis heute deutlich spürbar ist vor allem der nachhaltige Vertrauensverlust in Politik und Verwaltung. Auch wenn das viele der Beteiligten, ob berechtigt oder nicht, für äußerst ungerecht halten – seit dem Einsturz spricht ein Großteil der Bürger der Stadt die Fähigkeit, komplexe Bauvorhaben kompetent zu managen, komplett ab. Das Debakel um die Opernsanierung und die desolate Lage der Schulen machen dabei wenig Hoffnung auf Besserung.
Allerdings haben sich die Befürchtungen ganz vieler Kölner, dass – wie so oft – überhaupt niemand für das milliardenschwere Debakel zur Rechenschaft gezogen wird, dass am Ende keiner geradestehen muss für den Einsturz und die Opfer, nicht bestätigt. So gab es einen aufwendigen Strafprozess, an dessen Ende Urteile gegen zwei der Angeklagten stehen, auch wenn sie noch nicht rechtskräftig sind.
Seitdem ging es vor allem um die Frage, wer nun für die gigantischen Schäden aufkommen muss. 1,3 Milliarden Euro wurden von der Stadt aufgerufen, die die beteiligten Baufirmen gemeinsam bezahlen sollten. Dass deren Bereitschaft eher gering war, ist nicht überraschend. Die gerichtliche Auseinandersetzung über die Entschädigungssummen hätte sich in jedem Fall über weitere Jahre hingezogen.
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Es war klug und richtig, in dieser Situation einen Vergleich anzustreben. Und was bei den Verhandlungen zwischen der Stadt und den Bauunternehmen am Ende herausgekommen ist, kann sich absolut sehen lassen. Das Ergebnis spiegelt deutlich den Willen beider Seiten wider, die Geschichte um die Archiv-Katastrophe zumindest finanziell endlich zu einem finalen Abschluss zu bringen. Während die Stadt nicht auf der allerletzten Million beharrte, die ihr möglicherweise noch zustünde, räumen die Baufirmen abschließend ihre Schuld am Einsturz ein, auch ohne endgültiges Urteil.
Beides ist äußerst wichtig für die Stadt. Nun kann weitergebaut werden an der Nord-Süd-Stadtbahn, kann die klaffende Wunde, die das Loch immer noch in die Südstadt reißt, demnächst tatsächlich geschlossen werden. Und, fast noch wichtiger: Nach mehr als zehn Jahren der schmerzhaften Ursachenforschung kann Köln den Blick wieder nach vorne richten – endlich.