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Kommunalwahl in Höhenhaus/DünnwaldKölner SPD-Hochburg mit jahrelanger Tradition

Lesezeit 5 Minuten
Ratsherr Franz Philippi

Wahlkampf an einem heißen Tag: Franz Philippi am Waldbad Dünnwald

  1. 45 Wahlbezirke gibt es in Köln. Bis zur Wahl am 13. September berichten wir aus allen Veedeln der Stadt.
  2. Es geht um spannende Duelle, interessante Kandidaten, prägende Themen und Trends und Kuriositäten.
  3. Heute stellen wir Ihnen SPD-Ratskandidat Franz Philippi vor.

Köln – Wenn jemand im „eigenen Wohnzimmer“ Plakate eines anderen „Vereins“ aufgehängt hat, ist dies eigentlich ein Grund, sich zu ärgern. Doch Franz Philippi bleibt gelassen. „Das wird nichts nützen“, sagt der SPD-Ratskandidat für den Wahlkreis Höhenhaus/Dünnwald lächelnd über die Wahlplakate des CDU-Gegenkandidaten Heinz Klein am Peter-Baum-Weg auf Höhe des Campingplatzes und dem Waldbad Dünnwald.

Hier weht der Wind der SPD. Die Straße zum beliebten Kleinod Waldbad ist nach dem SPD-Politiker Peter Baum benannt, der im KZ Sachsenhausen von Nazis erschlagen wurde. Zuvor war Baum Vorsitzender des Freien Ortskartells Köln-Dünnwald und 1924 maßgeblich an der Gründung des Waldbads Dünnwald beteiligt. Vor seinem einstigen Wohnhaus in Dünnwald, An der Walkmühle 70, wurde ein „Stolperstein“ verlegt.

Das Freie Ortskartell spielt für die Entwicklung des Stadtteils Dünnwald als Hochburg der SPD vielleicht eine entscheidende Rolle. Es ist nicht nur Betreiber des Dünnwalder Waldbads und des Campingplatzes, sondern auch der Minigolfanlage und des Bouleplatzes. Als Veranstalter lässt das Ortskartell regelmäßig kulturelle Veranstaltungen im Waldbad stattfinden. Die Gaststätte auf dem Gelände wurde durch das freie Ortskartell verpachtet. Aber auch als Arbeitgeber tritt das 1923 gegründete Ortskartell in Erscheinung. In dem ist Franz Philippi stellvertretender Vorsitzender.

Philippi will ein Kümmerer sein

Und Philippi, den die Geschichte der SPD, deren Widerstand in der NS-Zeit und den Menschen wie Wehner oder Brandt geprägt haben, ist stolz, was sich am Peter-Baum-Weg rund einen Kilometer von seinem Zuhause entwickelt hat. Und entwickeln soll. Anfang des Jahres hat er mit dem Vorsitzenden des Freien Ortskartells Dünnwald, Martin Stahl, beim Notar den Kaufvertrag über das ehemalige Görlinger-Heim am Peter-Baum-Weg unterschrieben. „Im Rahmen des Erbbaurechtes haben wir uns die Immobilie zunächst für eine Laufzeit von 30 Jahren gesichert.“

Nach dem Verlust des Jugendheims an der Von-Diergardt-Straße, als Anlaufstelle in Dünnwald für Vereine und Menschen im Veedel, sei es die Absicht, das Haus als Begegnungsstätte für die Dünnwalder Bürgerschaft herzurichten. Allerdings hat die Corona-Pandemie den geplanten Arbeiten erst einmal einen Strich durch die Rechnung gemacht.

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Die Sorgen der Menschen vor Ort wahrnehmen, ein Kümmerer sein. Das sei es, warum er sich entschieden hat, ehrenamtlich aktiv zu werden – auch auf politischer Ebene. Seit 1982, seit dem Misstrauensvotum gegen Helmut Schmidt und der Wahl Helmut Kohls zum Bundeskanzler, ist Philippi Mitglied der SPD. 1999 trat er zum ersten Mal als Kandidat für den Stadtrat an. In der Hochburg der SPD in Dünnwald sollte das kein Problem sein, habe man ihm damals gesagt.

SPD-Tief nach Aktien-Affäre um Klaus Heugel

Doch dann kam die Aktien-Affäre um den damaligen SPD-OB-Kandidaten Klaus Heugel an die Öffentlichkeit. Und prompt war der Wahlkreis verloren – zum ersten Mal. „Deswegen bin ich mit dem Begriff Hochburg vorsichtig“, sagt Philippi. Bei den darauffolgenden Kommunalwahlen hat sich der ehemalige Lehrer aber wieder durchsetzen können. Seit 2004 ist er Mitglied im Stadtrat. Nicht einfach so, sagt Philippi. „Von nix kütt nix.“

So habe man die Rodung einer landschaftlich geschützten Waldfläche im Bereich zwischen Kunstfelder Straße, Hornpottweg und Berliner Straße verhindern können. Ursprünglich hatte die Stadt Köln der Bezirksregierung für deren Regionalplan diese Fläche als Option für Wohnbebauung vorgeschlagen. Auch sei der Neubau des Schulgebäudes der Willy-Brandt-Gesamtschule in Höhenhaus zügig vorangetrieben worden. Zumindest seit ein Generalunternehmer mit im Boot ist. Die SPD hat sich auf die Linie eingelassen, dass man beim Schulbau ohne private Partner als Generalunternehmer nicht weiter kommt. Der Stadt, insbesondere der Gebäudewirtschaft, fehlten hier die Kapazitäten das selbst zu händeln, so Philippi.

Im Stadtrat ist er stellvertretender Schulausschussvorsitzender und schulpolitischer Sprecher seiner Fraktion. Die Schulpolitik ist ein Top-Wahlkampfthema, doch die SPD erscheint vielen bei diesem Thema nicht besonders gut aufgestellt. Die Versäumnisse aus der Zeit, als sie mit den Grünen die Landesregierung stellte, wirken nach. In Köln kommt seit Jahren der Gesamtschulausbau nicht voran, was eigentlich ein Herzensanliegen der SPD sein müsste. Doch im Schulausschuss überlässt sie die Oppositionsrolle bei diesem Thema den Linken. Philippi ist keiner, der richtig angreift, sagen diejenigen, die den Schulausschuss des Stadtrates begleiten. Dabei würde vor allem das unklare Lavieren der Grünen im schwarz-grünen Bündnis Angriffsfläche genug bieten.

Dass die Wähler vor Ort bei der Kommunalwahl der SPD in Scharen den Rücken kehren, glaubt Philippi nicht. Er räumt ein, dass die Krise der SPD auf Bundesebene und auch die Europawahl im vergangenen Jahr, als die Grünen auch in Dünnwald und Höhenhaus vorne lagen, die Kommunalwahl beeinflussen wird. „Aber die Wählerinnen und Wähler verbinden bei der Kommunalwahl viel mit den zur Wahl stehenden Personen.“ Als Netzwerker, der nah an den Themen, die die Menschen in Höhenhaus und Dünnwald bewegen, dran ist, bleibt er optimistisch. Die Plakate eines anderen „Vereins“ könnten dann in „seinem Wohnzimmer“ wieder abgehängt werden – zumindest bis zur nächsten Wahl.

Wahlbezirk 44

Die Kandidaten von SPD, CDU und Grünen im Wahlkreis, zu dem Dünnwald und Teile von Höhenhaus gehören, sind alle drei Lehrer beziehungsweise pensionierte Lehrer. CDU-Kandidat Heinz Klein war Leiter der Martin-Luther-King-Hauptschule in Weiden, wo er für die Umwandlung der Schule in eine „Schule für alle“ stritt. Winfried Seldschopf, der hier für die Grünen wirbt, ist Berufsschullehrer. Bei der vergangenen Kommunalwahl 2014 holte die SPD über 37,7 Prozent der Stimmen.

Die CDU als zweite Kraft lag über elf Prozentpunkte dahinter, die Grünen wählten über 12,5 Prozent. Die anderen Parteien landeten abgeschlagen auf den Plätzen, lediglich die Linke schaffte es noch über fünf Prozent. Für sie wirbt diesmal der Angestellte Jens Nolting. Insgesamt treten zwölf Parteien an.