- 45 Wahlbezirke gibt es in der Stadt. Bis zur Wahl am 13. September, bei der auch Oberbürgermeister, Bezirksvertretungen und Integrationsrat neu gewählt werden, berichten wir aus allen Veedeln der Stadt.
- Es geht um spannende Duelle, interessante Kandidaten, prägende Themen und Trends und Kuriositäten.
- In dieser Folge geht es Lukas Lorenz (SPD) und Stefan Götz (CDU). Ein junger Sozialdemokrat und ein erfahrener Christdemokrat werden um die Stimmen.
Köln-Porz – Vorhersagen sind schwierig: Könnte man die grünen Erfolge bei der Europawahl einfach ausklammern, müsste es bei der Kommunalwahl im Wahlkreis 35 wieder zu einem Duell der alten Volksparteien kommen. 2014 hatte die SPD knapp die Nase vorn, genauso wie bei der Wahl davor. Doch ist es jetzt nicht mehr Frank Schneider, der für die Sozialdemokraten zur Wahl antritt, sondern ein neuer noch vergleichsweise unbekannter Kandidat.
Der 28-jährige Lukas Lorenz stammt aus einer Tischlerfamilie. Das Handwerk hat er bei seiner Ausbildung beim WDR gelernt. Dort sitzt er für den Landesjugendring im Rundfunkrat. Im Verkehrsausschuss ist er sachkundiger Einwohner.
Sein Konkurrent bei der CDU ist der erfahrene Ratspolitiker und ehemalige Fraktionsgeschäftsführer Stefan Götz. Er ist derzeit unter anderem CDU-Fraktionsvorsitzender im Regionalrat des Regierungsbezirks und Vorsitzender des Braunkohleausschusses.
Viele gemeinsame Themen
Die Themen, die beide Kandidaten anpacken wollen, überschneiden sich. Große Empörung gibt es beim Thema marodes Lehrschwimmbecken in Ensen, das geschlossen werden musste. Der Leinpfad in Ensen und Westhoven ist seit langem ein strittiges, weil volles Terrain. Konflikte zwischen Fußgängern, Freizeitradlern und Menschen, die den Weg entlang des Rheins als schnelle Radverbindung von Porz nach Köln nutzen, gilt es zu lösen. Beim Dauerthema „Umgestaltung des Ensener Marktplatzes“ hat der dreifache Vater Stefan Götz gute Nachrichten: Nach jahrelanger Planung soll es im kommenden Jahr endlich losgehen. Das freut die Bürger vor Ort, die sich vor Jahren in die Planungen eingebracht haben. Aber auch Lukas Lorenz. Er macht sich für eine Umgestaltung der Gilgaustraße zu einem „Shared-Space“, einer gemeinsam von allen Verkehrsteilnehmern genutzten Fläche mit wenig Strukturierung, im Anschluss stark. „Dem Autoverkehr wird damit die Geschwindigkeit genommen.“ Durch neue Bäume und Sitzbänke bekomme die Straße zusätzliche Aufenthaltsqualität für alle Nutzer, so Lorenz.
Poll will nicht zu Porz gehören
Der Wahlkreis 35 ist nicht ganz einfach. Der Stadtteil Poll ist nicht nur räumlich durch die Autobahn vom Rest des Bezirks abgeschnitten. Poll „gehört“ zu Porz, auch wenn die Menschen in dem Stadtteil eher in die andere Richtung schauen. Und das vor allem nach Deutz, das zum Bezirk Innenstadt gehört. Denn da entsteht am Deutzer Hafen ein großes Neubaugebiet.
Das Großprojekt bringt genau wie das Neubaugebiet am Poller Damm einiges mit sich. Vor allem Verkehr. Schon heute sind die Kapazitäten der Siegburger Straße erreicht und die Schienen der Linie 7 ächzen wegen der vollen Bahnen.
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Ein Verkehrskonzept für den Stadtteil muss her. Unter anderem müsse die Südbrücke für den S-Bahn-Verkehr entwickelt, die „TÜV-Linie“ 176 über die Alfred-Schütte-Allee fortgeführt, die Hafenbahntrasse als zusätzliche Verbindung zur Linie 7 genutzt und dort eine neue Linie 8 von Deutz nach Porz verlegt werden, findet Lukas Lorenz, der in Poll wohnt. Er kann sich bei dem Thema in Rage reden, verweist in dem Zusammenhang auch auf Negativ-Beispiele wie Bocklemünd oder Neubrück. Dort habe die Stadt „zwar lustig Häuser gebaut, aber keinen Stadtbahnanschluss“.
Nebenjob als Straßenbahnfahrer
Dabei seien es gerade die Stadtbahnen, die enorme Kapazitäten von der Straße nehmen, sagt der SPD-Kandidat. „Ich spreche da aus Erfahrung.“ Die macht Lorenz oft. Er fährt als Student für Geschichte und Sozialwissenschaft auf Lehramt nicht nur mit dem Rad, sondern verdient Geld als Straßenbahnfahrer bei der KVB.
Das macht Stefan Götz zwar nicht, aber dennoch bekomme er mit, wo die Probleme liegen. S-Bahnen über die Südbrücke fahren zu lassen – „von mir aus sofort“, sagt er. Doch mit Blick in Richtung Hauptbahnhof, Gleis- und Brückensanierungen gebe es viele Baustellen vorher. Kapazitätserhöhung der Linie 7 durch Taktverdichtung und eine direkte Busverbindung über die Rodenkirchener Brücke nach Rodenkirchen und damit einhergehend P&R-Plätze in der Nähe der Autobahn seien zumindest kurzfristig realisierbar.
Keine Lösung fürs Möbelhaus
Ebenfalls im Blick beider Parteien: die Nahversorgung in Poll. Die lasse zu wünschen übrig, sagt Lorenz. Zwei Discounter, aber kein Supermarkt mit Frischetheke. Für den stünden die Chancen gut, beim Umbau des „Poller Hauses“ soll das realisiert werden. So zumindest der Plan. Mit dem soll auch gleichzeitig die Aufenthaltsqualität auf dem Marktplatz verbessert werden. Mehr Grün, ein Platz für Außengastronomie und einen Spielplatz, der den Namen auch verdient hat. „Und vor allem keine Stellplätze für Autos“, betont Lorenz.
Stefan Götz bringt die Revitalisierung brachliegender Flächen in Poll wie das ehemalige Praktiker-Gelände ins Spiel. „Seit zehn Jahren ist das eine Brache, eine chaotische Ecke. Bisher ist noch nichts passiert.“
Ebenso wie auf einem städtischen Gelände direkt nebenan. „Dass wir auf dem Verkehrsübungsplatz kein Festival-Gelände wollen, haben ja jetzt alle gesagt.“ Doch müsse sich die Fläche doch im Sinne des Stadtteils gut entwickeln lassen.