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Kommunalwahl in Flittard und Stammheim22-jähriger CDU-Mann will in Kölner Stadtrat

Lesezeit 4 Minuten
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Ortstermin auf dem Spielplatz: Marlon Berendt in Flittard

  1. 45 Wahlbezirke gibt es in der Stadt. Bis zur Wahl am 13. September, bei der auch Oberbürgermeister, Bezirksvertretungen und Integrationsrat neu gewählt werden, berichten wir aus allen Veedeln der Stadt.
  2. Es geht um spannende Duelle, interessante Kandidaten, prägende Themen und Trends und Kuriositäten.
  3. In dieser Folge geht es um Marlon Berendt, einen ehemaligen Schülersprecher, der mit 22 Jahren in den Kölner Stadtrat will.

Köln-Flittard – Marlon Berendt hat sich den Treffpunkt selbst ausgesucht: Ein Spielplatz am Ende einer Stichstraße in Flittard zwischen Garagen und Bahnschienen. Mit den Plätzen, die in anderen Teilen der Stadt mit attraktiven neuen Spielgeräten gestaltet wurden, hat das hier wenig zu tun. Oft sei er vermüllt und dreckig, sagt der 22-Jährige. Die Stadt und die Abfallwirtschaftsbetriebe müssten sich mehr kümmern. Aber wichtig ist ihm, auch zu sagen, dass diejenigen, die den Spielplatz als Treffpunkt zweckentfremden doch respektvoller sein müssten. „Die könnten wenigstens ihren Müll mitnehmen.“

Berendt war Schülersprecher an der Willy-Brandt-Gesamtschule. Jetzt will der Student in den Stadtrat – für die CDU. Gesamtschule und die Partei der Verfechter des vielgliedrigen Schulsystems – das scheint für viele nicht recht zusammenzupassen; doch das stört ihn nicht. Den Freunden, die sich weniger für Politik interessieren, sagt er, dass die CDU ein guter Ort ist, um zu diskutieren. „Es ist wichtig, dass es Leute gibt, die sich engagieren. Politik muss gelebt werden.“

Er will sich für sein Viertel stark machen, für die Vereine vor Ort, Spielplätze und den nachbarschaftlichen Zusammenhalt. Das sei ein konservativer Wert, für den er gerne einstehe. Den Drang anderer, Richtung Innenstadt zu ziehen, verspürt er nicht. „Ich habe vor, hier noch lange zu bleiben.“ Es ist in diesen Tagen viel die Rede von einer Generation, die wieder sehr politisch ist. Wer das sagt, meint in der Regel Bewegungen wie „Fridays for Future“ und nicht die „Junge Union“.

Marlon Berendt: Kölner Innenstadt soll nicht autofrei werden

Marlon Berendt hat sich für die klassische Form des politischen Engagements entschieden, für langfristige Verbindlichkeiten anstelle von spontanem Aktivismus. Er ist Mitglied einer Partei, außerdem in zwei Schützenvereinen und im Vorstand des örtlichen, katholischen Pfadfinderstamms. In Ehrenfeld oder Nippes wäre so jemand mittlerweile ein Exot. Der CDU-Mann sieht die Klimaaktivisten, die laut auf der Straße gegen die Politik seiner Partei demonstrieren, nicht als Gegner. „Man muss miteinander ins Gespräch kommen“, sagt er. „Das Thema Klima ist wichtig und muss weiter angegangen werden.“ Doch die Wende dürfe nicht mit Zwang und Verboten verordnet werden, vielmehr müsse man Anreize schaffen, damit die Menschen freiwillig mitmachen.

Von dem Plan, die Innenstadt autofrei zu machen, hält er nichts. Er findet, dass Politik durchaus auf Trends und wissenschaftliche Erkenntnisse reagieren muss, aber nicht immer so schnell und radikal, wie es in diesen Zeiten geschehe. Er sei auch für ein Ende der Atomkraft und der Kohleverstromung. „Aber so ein Wechsel braucht Zeit.“

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Der Kölner CDU ist vor dieser Kommunalwahl Bemerkenswertes gelungen: Gleich mehrere sehr junge Mitglieder sind als Kandidaten aufgestellt worden. Zehn der 45 Wahlkreiskandidaten sind unter 30 Jahre alt, und längst nicht alle sind Zählkandidaten fürs jugendliche Image. Auch Berendt hat Chancen, im nächsten Stadtrat dabei zu sein. Bei der Europawahl hatte die CDU in Stammheim und in Flittard die Nase vorn. Die CDU in Köln sei in einem guten Zustand, findet Berendt. Die Kritik an der Ämterhäufung des mächtigen Parteichefs Bernd Petelkau teile er nicht. Er mache gute Arbeit.

Was könnte besser laufen in der Stadt? Berendt nennt die Schulpolitik. Als er in der Gesamtschule in Höhenhaus eingeschult wurde, habe ihr Neubau unmittelbar bevorgestanden – so hieß es damals. Als er Abitur machte, stand die alte Schule immer noch. Die vernachlässigten Schulen müssten schneller in einen baulichen Zustand versetzt werden, damit man dort „vernünftig lernen“ könne. Und sie müssten so modernisiert werden, dass überall digitales Lernen möglich wird. Er finde das Konzept der Gesamtschule gut und sieht kritisch, wenn in der Stadt immer mehr einem zweigliedrigen Schulsystem das Wort reden, das nur noch Gymnasien und Gesamtschulen vorsieht. Gesamtschulen bräuchten auch die Schüler mit Gymnasialempfehlung, damit die Mischung stimmt. Er plädiert dafür, dass sich das Schulangebot am Elternwillen orientieren muss. Das tut das Kölner Angebot bekanntermaßen nicht.

Auch glaubt er, dass das Rechtsrheinische „manchmal zu kurz“ kommt. Die Nahverkehrsanbindung in Flittard und Stammheim ist nicht ausreichend. Es gebe keine KVB-Leihfahrräder, obwohl die doch ein Mobilitätsangebot für alle sein sollten. „Manchmal denkt man, Flittard gehört nicht zu Köln.“

Wahlbezirk 45

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