Kommunalwahl in ZollstockGrüne greifen SPD-Hochburg an
- 45 Wahlbezirke gibt es in der Stadt. Bis zur Wahl am 13. September, bei der auch Oberbürgermeister, Bezirksvertretungen und Integrationsrat neu gewählt werden, berichten wir aus allen Veedeln der Stadt.
- Heute: Zollstock, in dem Veedel möchten die Grünen die SPD-Hochburg angreifen
- Den beiden Kandidaten Rafael Struwe (SPD) und Robert Schallehn (Die Grünen) geht es um bezahlbaren Wohnraum für alle - In der Frage nach dem Wie sind sie sich uneinig
Zollstock – Zollstock verändert sich. Neue Wohnareale entstehen, junge Familien, Studenten und alteingesessene Zollstocker vermischen sich, und auch auf der zentralen Einkaufsmeile am Höniger Weg sind neue Geschäfte und Cafés hinzugekommen. Zollstock wird lebenswerter und ein bisschen hipper. Doch wie viele Veedel erstickt auch Zollstock im Verkehr. Themen, die auch die Politiker zur anstehenden Kommunalwahl auf dem Schirm haben.
Vor allem SPD und Grüne mit ihren Wahlkreiskandidaten Rafael Struwe und Robert Schallehn liegen mit ihren Forderungen nah beieinander. Es gehe schließlich um den Ort und nicht um politische Grabenkämpfe, sagen beide unisono an ihren Wahlkampfständen, die sie an einem Samstag am Hintereingang der Zollstockarkaden aufgebaut haben. Getrennt voneinander versteht sich, aber in Sichtweite.
CDU war dritte Kraft im Veedel
Zollstock ist eine SPD-Hochburg. Bei den letzten Kommunalwahlen 2014 lagen die Sozialdemokraten weit vorn, gefolgt von den Grünen. Die CDU war nur noch die dritte Kraft im Veedel. Struwe bleibt der Favorit, aber angesichts der allgemeinen Trends und Stimmungen kann er sich nicht sicher sein, dass der Gewinn des Direktmandats ein Selbstläufer ist.Der Rechtsanwalt hat in den vergangenen Monaten einen Karrieresprung in der SPD-Ratsfraktion gemacht. Nach zermürbenden internen Querelen musste die langjährige Fraktionsgeschäftsführerin Barbara Lübbecke gehen. Der nicht unumstrittene Fraktionschef Christian Joisten setzte seinen Vertrauten Struwe als Nachfolger durch. Der SPD-Mann ist seit 2014 im Stadtrat und hat in verschiedenen Fachausschüssen gearbeitet. Er ist unter anderem Vorsitzender des Umweltausschusses und Fraktionssprecher im Liegenschaftsausschuss.
Grüner Kandidat ist Biologe
Der Kandidat der Grünen, Robert Schallehn, kann so viel Erfahrung noch nicht vorweisen. Der studierte Biologe und Leiter des Umweltbildungszentrums auf Gut Leidenhausen ist bislang weder für die Bezirksvertretung noch für den Rat ins Rennen gegangen. Als sachkundiger Bürger ist er aktuell Mitglied im Umweltausschuss. Aber der Grüne Ratskandidat rechnet sich trotzdem gute Chancen aus. Er könnte vom aktuellen grünen Höhenflug profitieren.
Aber auch Struwe zeigt sich zuversichtlich. Ein Gegeneinander mit Schallehn will er jedoch nicht ausfechten, weder im Wahlkampf noch später. „Wir kennen uns gut hier aus dem Ort und aus dem Umweltausschuss“, sagt Struwe, der sich als Wahl-Zollstocker auskennt in seinem Veedel.Es sei wichtig, für alle bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Entsprechend stark will er sich für die Schaffung günstiger Wohnungen einsetzen. Da ist zum Beispiel das Bauvorhaben der Mietergenossenschaft am Kalscheurer Weg in der Indianersiedlung, die 100 Prozent sozialen Wohnungsbau zu realisieren. Struwe empfindet das Verwaltungsprozedere als „viel zu lang“.
Für bezahlbaren Wohnraum
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„Ich finde, es ist ein Unding, dass seit zirka drei Jahren über Grund und Boden diskutiert wird.“ Dabei sei das Bauvorhaben vorbildlich.Günstigen Wohnraum bieten auch die zahlreichen Genossenschaften, denen in Zollstock einige Mietblöcke gehören. Und auch die GAG ist stark im Ort vertreten aber es gibt auch andere Viertel, wie die Zollstockhöfe, die die Mieten und das Erscheinungsbild veränderten. Auch deshalb könne Zollstock eine Mileuschutzsatzung gebrauchen, wie sie jüngst für das Severinsviertel auf den Weg gebracht wurde. Gerade weil der Ort sich aktuell wandelt.
Vielleicht hat Sozialdemokrat Struwe deshalb kein Problem damit, die grünen Stadtränder als Bauland zu deklarieren. „Das sind zum Beispiel die Unterschiede zwischen uns“, so Grünen-Kandidat Schallehn, der sich gegen einen „Flächenfraß“ ausspricht. „Wir wollen die Freiflächen schonen und setzen auf mehr Grün auch im urbanen Raum, aber eben auch an den Rändern. Wir haben zum Beispiel ein Konzept erstellt, Naturerlebnisräume zu schaffen. Am Kalscheurer Weiher könnte ein solcher Raum entstehen“, sagt Schallehn, dem die Natur sehr am Herzen liegt.
Gegen Flächenfraß in Zollstock
Was das Bauen am Stadtrand angeht, so vertritt Schallehn die Ansicht, dass Köln am Ende nur eine begrenzt Zahl an Flächen vorhalten könne. Es könne nicht alles zugebaut werden, da die Freiflächen auch wichtige Frischluftschneisen für den innerstädtischen Raum sind. Die Frage, wie und wo die Stadt 40 bis 50 neue Schulen und Tausende neue Wohnungen bauen kann und will, wird eine zentrale Streitfrage der nächsten Jahre bleiben.
In Zollstock selbst sieht Schallehn er aber auch ganz andere Probleme, die dringend behoben werden müssen. So wird schon seit langem ein Parkraumkonzept für den Ort gefordert. Eine Quartiersgarage oder Anwohnerparkzonen könnten das Problem ein wenig entschärfen. Mehr Fahrradstellplätze sind ebenso ein Thema sowie die Vermüllung in den Parkanlagen. Dies seien auch die Themen, die die Menschen vor Ort interessieren, meint der grüne Kandidat und erntet ein zustimmendes Nicken seines Kontrahenten Struwe.
Weitere Kandidaten im Wahlbezirk 11
Neben den Kandidaten von SPD und Grünen geht für die CDU der noch amtierende stellvertretende Bezirksbürgermeister Christoph Schykowski ins Rennen. Das Ergebnis seiner Partei 2014 war aus seiner Sicht eine Enttäuschung. Er will besser abschneiden. Ihm liegt die Geschäftswelt, die Gastronomie sowie die Sicherheit und Sauberkeit im Ort sehr am Herzen, so der CDU-Kandidat.
Die Linke, für die Isis Becker antritt, holt bei der letzten Wahl fast 8,5 Prozent. Alle anderen Parteien blieben deutlich unter fünf Prozent.
Zu den bekannteren Kandidaten im Wahlbezirk gehört noch Torsten Ilg, der für die Freien Wähler antritt. 2014 war er für die AfD in die Bezirksvertretung eingezogen. Insgesamt treten im Wahlbezirk 11 elf Parteien und Kandidaten bei der Wahl an.