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Hauptsache kein ViervierteltaktMeshuggah liefern Präzision und Perfektion im Kölner Palladium

Lesezeit 2 Minuten
Ein Mann mit Bart singt auf einer Bühne

Sänger Jens Kidman von Meshuggah am Donnerstagabend im Palladium.

Die Band Meshuggah spielte am Donnerstagabend das letzte Konzert ihrer Europatour in Köln.

Es dauert eine gefühlte Ewigkeit, bis sich die in Dunkelheit mit Bass- und Drumklängen aufgebaute Spannung in Musik wie Kanonenschläge auf der Bühne entlädt – Meshuggah lassen ihr Publikum am Donnerstagabend minutenlang heiß werden. Dann donnert und scheppert „Brogen Cog“ durchs Kölner Palladium. Die schwedische Metalband spielt beeindruckend komplexe Rhythmen – alles, nur kein Viervierteltakt. Drummer Tomas Haake spielt verschiedene Takte auf seinem Schlagzeug, die Musiktheorie nennt das Polyrhythmik.

Und weil „normale“ Gitarren zu simpel sind, schrabbeln die zwei Gitarristen Fredrik Thordendal und Mårten Hagström auf achtsaitigen Instrumenten. Thordendal ist außerdem derjenige, der zum ersten Mal den Begriff des „Djent“, eine bestimmte Art, einen Akkord auf der Gitarre anzuschlagen, definierte und damit die Basis für ein eigenes Subgenre schuf.

Fredrik Thornendal spielt auf einer achtsaitigen Gitarre.

Fredrik Thornendal spielt auf einer achtsaitigen Gitarre.

In Köln schlägt sich die Virtuosität der Metal-Musiker nicht nur in dröhnender Lautstärke wieder, sondern auch in einer faszinierenden Präzision, die durch eine auf den Beat genaue Lichtshow unterstrichen wird – das, was Meshuggah abreißen, ist sowohl ein Fest für Musiknerds als auch für die, die sich hemmungslos im Moshpit im Kreis schubsen wollen; die Schnittmenge dürfte aber durchaus groß sein.

Meshuggah in Köln: Keine Zeit für viele Worte

Sänger Jens Kidman verschwendet keine Zeit mit persönlichen Ansprachen oder mit „Wollt ihr noch meeehr?!“-Rufen: Hallo, danke, tschüss, das muss reichen. Das kann man lieblos finden oder eben effektiv. Die Setlist kommt auf der „Immutable“-Tour (immutable, engl. = unveränderlich) mit gerade einmal zwölf Songs aus, mit denen Meshuggah knapp eine Stunde und zwanzig Minuten füllen – die Songs der schon 1987 gegründeten Progressive-Metal-Band sind selten kürzer als vier Minuten. Allein die erste Zugabe „Bleed“ ist sogar mehr als sieben Minuten lang, der letzte Song „Demiurge“ immerhin noch mehr als sechs Minuten.

Die Crowdsurfer fluten zu diesen letzten Liedern des Abends den Graben vor der Bühne. Wenige Bands gehen mit Musik wohl so kreativ um wie Meshuggah, dennoch oder vielleicht auch deshalb sind die Schweden nie wirklich im Mainstream angekommen, gelten in der Szene aber zurecht als Genies.

In Köln beendet die Gruppe ihre gut verkaufte Europatour. Rührende Worte zum Abschied kommen Kidman auch hier nicht mehr über die Lippen, man konzentriert sich bei Meshuggah aufs Wesentliche, baut das aber in einer ungeheueren Komplexität, Härte, Energie und Perfektion aus.

Danke, tschüss – und die fünf bärtigen Männer verschwinden hinter der Bühne.