Künstler Wolfgang GöddertzDer Gestalter des Ebertplatzes ist tot
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Der Bildhauer Wolfgang Göddertz ist im Alter von 71 Jahren gestorben.
Er hat den markanten Brunnen auf dem Ebertplatz gestaltet - und kritisierte den Umgang der Stadt mit der Fläche.
Köln – Wenn der Kölner einer Sache einen Eigennamen verpasse, dann sei das ja ein Kompliment – das hatte der Künstler Wolfgang Göddertz, 1944 in Gustorf bei Grevenbroich geboren, verstanden. Sein „Nagelbrunnen“ – der im Volksmund so heißt, weil er aussieht, als seien ein paar übergroße Nägel über den Ebertplatz gekullert – und weitere Skulpturen prägen und prägten das Stadtbild.
Nun ist der Bildhauer im Alter von 71 Jahren gestorben. Das bestätigte der Kunsthändler Knut Osper, dessen Galerie Göddertz seit 2004 vertritt, auf Nachfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“.
Göddertz suchte für seine Kunst den großen, weithin sichtbaren Auftritt. Vor allem Kunst am Bau und Arbeiten im öffentlichen Raum waren sein Metier.
„Millionen von Menschen“, schätzte Göddertz damals zufrieden, dürften das Kunstwerk in exponierter Lage gegenüber des S-Bahn-Gleis des Hauptbahnhofs gesehen haben.
Der modernen Entwurf erinnerte an Golfschläger oder auch an Musiknoten. Die Plastik wurde abmontiert und fand durch glückliche Umstände einen neuen Platz in der Innenstadt von Viersen. Das freute Göddertz, der sich weit über die Fertigstellung hinaus für das Schicksal seiner Werke interessierte.
„Er besuchte seine Skulpturen regelmäßig, um zu sehen ob alles in Ordnung ist“, erinnert sich Galerist Osper, „und wenn etwas in schlechtem Zustand war, hat er sich beim Eigentümer beschwert.“
Die Geschichte des Brunnens
Nach einer Lehre als Kunstschmied absolvierte Göddertz ein Studium an Kunsthochschulen in Köln und Düsseldorf. 1964 erhielt er ein Stipendium der Stiftung für Begabtenförderung und 1968 einen Förderpreis der Stadt Köln. Das kann als Beginn einer wechselhaften Beziehung gesehen werden: Göddertz erhielt kurz darauf den Auftrag, einen Brunnen für den neu zu gestaltenden Ebertplatz anzufertigen.
Der Künstler war schneller, viel schneller, als die Stadt. Sieben Jahre lang lagerte die „Wasserkinetische Plastik“ (so heißt der „Nagelbrunnen“ wirklich), bevor der Platz 1977 eingeweiht wurde.
In den sieben Jahren waren die Kosten für das Pumpensystem derart gestiegen, dass Göddertz Nachforderungen an die Stadt stellte. Die erteilte ihm im Gegenzug zehn Jahre lang keinen weiteren Auftrag.
Bei der Konzeption der begehbaren Brunnenanlage habe er an die Kinder gedacht. Die sollten Spaß haben und die anderen Passanten auch, sagte Göddertz einmal. Entsprechend ärgerte ihn, dass der Brunnen nicht mehr sprudelte, seitdem beim Ausschalten der Pumpen zum Winter hin einmal etwas falsch gemacht wurde.
Nicht nur deswegen zählte der Bildhauer zu den großen Kritikern des Ebertplatzes. Für ihn war es ein Stadtraum, dessen Potential nicht ausgeschöpft wurde.
Wo Wolfgang Göddertz noch Spuren hinterlassen hat
Nicht nur in Köln, auch in der Region hat der Künstler viele Spuren hinterlassen. In Pulheim-Sinnersdorf, wo er mit seiner Frau zuletzt lebte, gilt der von ihm gestaltete Brunnen vor der Grundschule Horionschule als Wahrzeichen.
Vor dem Auswärtigen Amt in Bonn platzierte er eine seiner Freiplastiken mit dem Titel „Raumverknotung“.
„Er redete gerne und viel über seine Kunst“, erinnert sich Galerist Osper, „und er hat oft gesagt: Ich arbeite für die Ewigkeit.“ Edelstahl war Göddertz’ bevorzugtes Material; die abstrakten Formen hat der Künstler, der zuletzt in einem Atelier in Volkhoven arbeitete, oft mit hohem körperlichen Einsatz geschaffen. „Das ist alles Handarbeit, keine einzige Maschine war da dran“, sagte er etwa stolz über die Arbeit am Breslauer Platz. Er selbst hatte auf einem Feld bei Bensberg die Lehmformen für die Plastik angelegt. Zwei Monate lang trieb er dann zusammen mit Arbeitern mit dem Hammer Aluminiumplatten in den Boden.
Als die große Zeit der Kunst am Bau vorbei war, verwirklichte Göddertz in Zusammenarbeit mit dem Galeristen Knut Osper vor allem kleinere Skulpturen. Darunter unter anderem Auftragsarbeiten für private Gärten und der „Netzknoten“, vor der Netcologne-Zentrale in Ossendorf.
International war Göddertz als Gastdozent an Hochschulen in Kairo und Medellín (Kolumbien) tätig, zudem schuf er die Freiplastik „Wasseraugen“ für die Stadt Tel Aviv.
Der Vater eines Sohns sei ein Familienmensch gewesen, so Galerist Osper; auch diese Erinnerung an Wolfgang Göddertz bleibt. So wie der „Nagelbrunnen“, dessen Spitznamen der Künstler so gelassen hinnahm.