Köln – Seit etwa 30 Jahren ist die Gestaltung des Liniennetzplans der Kölner Verkehrs-Betriebe unverändert. Täglich fahren unzählige Menschen mehr oder minder angestrengt mit Finger oder Augen über die Grafik mit einem Knäuel aus bunten Strichen, um sich im KVB-Liniennetz zurechtzufinden. Dieses Knäuel hat das Unternehmen nun nach einem Konzept des Kölner Grafikers Benedikt Schmitz ein großes Stück weit entwirrt. Die bunten Linien bleiben, aber die neue Darstellung ist konzentrisch, also rund. Und damit um Einiges übersichtlicher.
Schon mit dem Fahrplanwechsel am kommenden Sonntag sollen die neuen Pläne aushängen. Sie sollen zunächst Orientierung bei Stadtbahnen sowie den S- und Regionalbahnen auf Kölner Stadtgebiet liefern, das Busnetz bleibt vorerst im bisherigen Design.
Dichterer Takt im Süden
Der Fahrplanwechsel der KVB am Sonntag, 12. Dezember, bringt vor allem im südlichen Abschnitt der Stadtbahn-Linie 16 eine Verstärkung des Angebotes. Die Bahnen fahren dann samstags ab etwa 9 Uhr im Zehn-Minuten-Takt auch zwischen Sürth und Wesseling. Bisher fahren die Bahnen samstags nur auf Kölner Stadtgebiet in diesem Takt. Die Buslinie 149 wird im Norden von Widdersdorf verlängert, um die Siedlung besser anzubinden. Hier entstehen mit den Haltestellen „Unter Gottes Gnaden“ und „Zum Dammfelde“ zwei neue Haltestellen. Deutlich ausgedehnt werden die Betriebszeiten: Die Linie 149 verkehrt von kommender Woche an montags bis freitags zwischen 6 Uhr und 20 Uhr. (red)
Der konzentrische Linienplan bildet drei Kreise ab, in deren Mittelpunkt der Heumarkt ist. Von ihnen gehen einzelne Bahnlinien sternförmig nach außen ab. Die Darstellung nimmt öfter die tatsächliche Straßenführung der Gleise auf. Der gesamte Plan wirkt so deutlich aufgeräumter und nachvollziehbarer als der bisherige.
Kostenneutrale Änderung
Die neuen Pläne werden dem Vernehmen nach als erstes in den 236 Stadtbahn-Haltestellen ausgehängt. Wann sie in den Zügen selbst angebracht werden, wo sie als große Aufkleber zum Beispiel an den Decken der Waggons zu sehen sein werden, ist noch unklar. Kosten für die Herstellung entstehen der KVB im Grunde keine, sagt Unternehmenssprecher Stephan Anemüller. „Die Pläne müssen ohnehin zu jedem Fahrplanwechsel neu gedruckt werden, um Änderungen aufzunehmen.“
Ursprünglich war angedacht, die neue Gestaltung auf andere Gemeinden im Verkehrsbund Rhein-Sieg (VRS) auszuweiten, um den Fahrgästen ein einheitliches Bild zu bieten. Das ließ sich nach Worten Anemüllers noch nicht umsetzen, was indes keinen Grund darstelle, auf die übersichtliche Neuversion auf Kölner Stadtgebiet zu verzichten, denn vorerst nur dort soll sie zum Einsatz kommen. „Dann haben wir eben zwei Designs“, sagt er.
Stadt ist aufgebaut wie ein Spinnennetz
„Köln ist nun mal eher rund, die Stadt ist wie ein Spinnennetz aufgebaut“, mit Ring- und Ausfallstraßen, hatte Schmitz, der den Plan im Rahmen seiner Bachelorarbeit über Informationsdesign kreierte, dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ erläutert. Er präsentiere seinen neuen Plan in Zusammenarbeit mit der Kölner Agentur „Die Informationsdesigner“ der KVB, die die Idee interessant fand.
Schmitz zeigte seinen konzentrischen Liniennetzplan in Plakatgröße bei einer Kunstaktion auf dem Ebertplatz, wo er auf reges Interesse der Besucher stieß. Bei der Gelegenheit dokumentierte die KVB die Reaktionen und wertete rund 2000 Rückmeldungen aus – offenbar war die Resonanz sehr positiv. Vergangenen Juni dann beschloss der Verkehrsausschuss auf Initiative der FDP einstimmig, dass die KVB Schmitz’ Entwurf umsetzen soll.