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Landtagswahl in Kölner InnenstadtWer kann von Heinen-Essers Rücktritt profitieren?

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Berivan Aymaz (Grüne) und Florian Schuster (SPD)

Köln – An Selbstbewusstsein fehlt es Berivan Aymaz nicht. „Die CDU hatte hier schon vor dem Rücktritt von Frau Heinen-Esser keine guten Karten“, sagt die Direktkandidatin der Grünen. Die ehemalige NRW-Umweltministerin wird nach ihrem Rücktritt zwar gezwungenermaßen am 15. Mai auf dem Wahlzettel stehen, hat aber bekanntgegeben, kein Interesse mehr an dem Mandat zu haben. „Jetzt ist es ein klarer Zweikampf“, sagt Aymaz. „Und ich habe gute Aussichten, mein Team und ich sind Tag und Nacht unterwegs. Es wäre historisch, diesen Wahlkreis direkt zu holen.“

Tatsächlich ist dies ihrer grünen Partei noch nie gelungen. Bei der vergangenen Landtagswahl landete Aymaz abgeschlagen auf Platz drei, weniger als 13 Prozent der Erststimmen fielen auf sie. Seitdem ist allerdings vieles passiert, die Grünen robbten sich auch in der Innenstadt und in Deutz an CDU und SPD heran.

Und Aymaz, die es über ihre Parteiliste in den Landtag geschafft hat, bringt fünf Jahre Erfahrung mit – im Gegensatz zu SPD-Konkurrent Florian Schuster. Auch er spricht von einem Zweikampf, auch er rechnet sich gute Chancen aus. „Es wird oft von einer angespannten Lage beim Thema Wohnen gesprochen. Ich spreche von einer Wohnungskrise“, sagt Schuster.

Grüne oder SPD: Wer profitiert vom Rückzug von Heinen-Esser?

Und diese Krise gehöre behandelt wie eine Krise: Mit einer massiven Ausweitung des sozialen Wohngebiets im gesamten Stadtgebiet, sodass sich auch im zentralen Wahlkreis Köln V die Lage entspannt. Und mit einer ausgeweiteten Satzung für den Milieuschutz, die mehr bezahlbare Wohnungen sicherstellen soll. Dafür will er im Landtag kämpfen. Auch die Lage der Schulen in Köln beschreibt der Volkswirt als „katastrophal“. Beim Schulbau und bei der Besetzung von Gesamtschulen müsse das Land erheblich schneller vorankommen. „Diese Themen beackere ich hier mehr oder weniger alleine“, sagt er.

Die weiteren Kandidierenden

Marc Urmetzer (FDP), Kalle Gerigk (Linke), Stephan Boyens (AfD), Sabine Kader (Die PARTEI), Elisabeth Höchtl (MLPD), Bettina Wolff (Volt), Martin Josef Przybylski (Zukunft NRW)

Der Wahlkreis Köln VI besteht aus den Stadtteilen Altstadt-Nord, Altstadt-Süd, Deutz Höhenberg, Humboldt/Gremberg, Kalk, Neubrück, Neustadt-Nord und Ostheim.

Berivan Aymaz sieht das naturgemäß anders. Auch sie will für die sozialpolitischen Anliegen der Menschen in ihrem Wahlkreis kämpfen. „Es geht im Wahlkreis natürlich um gute Wohnungspolitik, um bezahlbare Wohnungen.“ Das sei aber längst nicht alles, „die Themen sind so vielfältig wie die Menschen.“ Aymaz, die in dem Wahlkreis aufgewachsen ist, sagt: „Ich begegne vielen jungen Menschen mit Migrationsgeschichte, die jetzt – im Gegensatz zu ihren Eltern – das erste Mal wählen dürfen. Bei ihnen stehen die Themen Teilhabechancen und Diskriminierung im Alltag im Fokus.“ Sie will im Gespräch mit ihren Wählerinnen und Wählern sein, das gilt unbedingt auch für die Themen, bei denen sie im Landtag nicht viel ausrichten kann. Den Krieg zum Beispiel.

Neues Bewusstsein der Wähler durch den Ukraine-Krieg

„Viele haben auch ein Bedürfnis, über den Krieg in der Ukraine zu sprechen. Wir haben als Land eine humanitäre Verantwortung, Geflüchtete so aufzunehmen, dass sie hier gut ankommen und leben können“, sagt Aymaz. Sie glaubt, dass viele Menschen im Wahlkreis durch den Krieg und die drohenden Folgen ein ganz neues Bewusstsein dafür bekommen hätten, wie wichtig erneuerbare Energien seien. Beobachtungen, die ihr Hoffnung machen.

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Doch auch Florian Schuster ist ein nahbarer Kandidat, beide sind vor Ort dauerpräsent. SPD-Vorgängerin Susana dos Santos Herrmann holte den Wahlkreis 2017 souverän mit 32 Prozent. Mitentscheidend dürfte sein, wer von Schuster und Aymaz den Teil der christdemokratischen Wählerschaft, der die Erststimme keiner aussichtslosen Kandidatin anvertrauen will, besser überzeugt.