Köln – Die Ansammlung landespolitischer Prominenz im Wahlkreis Köln III ist beachtlich. In Ehrenfeld und Nippes schicken die drei größten Parteien den Chef der Düsseldorfer Staatskanzlei, einen stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden und einen NRW-Abgeordneten, der viele Jahre die Geschicke seiner Partei in Köln führte, ins Rennen. Bei so viel Schwergewicht könnte man meinen, hier legten es die Parteien besonders darauf an, ihren jeweiligen Kandidaten auf direktem Weg ins Landesparlament zu schicken. Doch besonders der Aspirant der Union dürfte nur politisch interessierten Wählerinnen und Wählern ein Begriff sein.
Der Aufwind der Grünen in den Wahlen der vergangenen drei Jahre ist in diesem Wahlkreis im Kölner Westen, der neben jenem Wahlkreis im Stadtzentrum vergleichsweise durchgehend urban ist, besonders ausgeprägt. In Teilen Ehrenfelds war die Partei geradezu dominant.
Weiter Richtung Stadtgrenze machten die Wählerinnen und Wähler dann eher ihr Kreuz bei der SPD. Die Union blieb zwar nicht völlig erfolglos, aber ihre Ergebnisse waren sowohl in den Erst- wie ein den Zweitstimmen nichts Halbes und nichts Ganzes – mit einer klaren Tendenz: Halbes.
Liminski als gut vernetzter Regisseur im Hintergrund der CDU
Das soll Nathanael Liminski ändern. Zumindest ist der Staatssekretär und Chef der Staatskanzlei hier der Direktkandidat der CDU. Der 36-Jährige stammt aus Bonn und lebt in Düsseldorf, zwischen den Städten hat ihn seine Partei nun in einem Wahlkreis aufgestellt, der schwieriges Terrain für die Union ist. Liminski gilt als rechte Hand des ehemaligen Ministerpräsidenten Armin Laschet und als in der CDU gut vernetzter Regisseur im Hintergrund.
In den Fokus der Öffentlichkeit geriet er im vorigen Jahr durch einen Bundestagswahlkampf-Spot der SPD. Darin warfen ihm die Sozialdemokraten erzkatholische Ansichten vor, und zogen danach das in die Kritik geratene Video zurück. In der Tat kommt Liminski aus einem streng christlichen Elternhaus. Liminski selbst hat die „Generation Benedikt“, eine Art Netzwerk von Papst-Fans, gegründet und sich vor Jahren in Talkshows unter anderem gegen Sex vor der Ehe ausgesprochen.
Die weiteren Kandidierenden
Maria Westphal (FDP), Christer Cremer (AfD), Christian Köhler Pinzón (Linke), Stefan Pott (Die Partei), Ludwig Degmayr (Freie Wähler), Wolfgang Pawlik (die Basis), Yvonne Müller (du.), Philipp Juchem (Volt) und Andrea Capitain (ÖkoLinX).
Der Wahlkreis Köln III besteht aus den den Stadtteilen Bickendorf, Bocklemünd/Mengenich, Ehrenfeld, Neuehrenfeld, Ossendorf, Vogelsang, Braunsfeld, Müngersdorf, Bilderstöckchen und Nippes. (og)
Zuletzt musste er in seiner Funktion als Staatskanzleichef im Ausschuss zur Mallorca-Affäre der inzwischen Ex-NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser (CDU) vorsprechen. Mit seinem Landtagswahlkreis hat das alles nichts zu tun. Dennoch machte Liminski dieser Tag ein bisschen Straßenwahlkampf in Köln, und es stellt sich die Frage, ob ihn damit die Wählerinnen und Wähler kennenlernen sollten oder er die Stadt, in der er nun antritt. Mit seinem aussichtsreichen Platz auf der CDU-Landesliste dürfte ihm die Fortsetzung seiner politischen Karriere aber sicher sein.
Arndt Klocke bereits seit 2010 für die Gründen im Landtag
Arndt Klocke dagegen kennt seinen Wahlkreis in- und auswendig. Für die Grünen sitzt er schon seit 2010 im Landtag, wo er stellvertretender Fraktionsvorsitzender ist. Schon bevor die Deutschen ihr Herz für den Klimaschutz entdeckten, holte er bei den zurückliegenden Wahlen in Ehrenfeld und Nippes Rekordergebnisse für die Grünen, auch wenn er bei der Landtagswahl 2017 gegen seine SPD-Konkurrentin Gabriele Hammelrath unterlag und über die Landesliste ins Parlament einzog.
Nun soll es aber klappen mit dem Direktmandat für Klocke, dessen Hauptthemen Verkehrs- und Wohnungspolitik sind. Damit würde er es seinem Lebensgefährten gleichtun. Sven Lehmann errang bei der vergangenen Bundestagswahl das erste Direktmandat der Grünen in Köln überhaupt.
Hat Jochen Ott Auge auf NRW-Bildungsministerium geworfen?
Natürlich kennt sich auch Jochen Ott aus in Köln. Der langjährige Chef der Kölner SPD, der sich auch schon mal um den Posten des Oberbürgermeisters bewarb, stammt aus Porz, wohnt in Nippes und ist seit 2012 stellvertretender Fraktionsvorsitzender und Schulpolitischer Sprecher der Sozialdemokraten im Landtag. Ott arbeitete vor seiner Berufspolitiker-Karriere als Lehrer, sein Fokus auf Bildungsthemen liegt auf der Hand. Es gibt Stimmen, die ihm nachsagen, im Fall einer Regierungsbeteiligung der SPD ein Auge auf das NRW-Bildungsministerium geworfen zu haben. „Ich sehe mich als Herausforderer“, sagt Ott dennoch über seinen Wahlkreis, in dem er Arndt Klocke als größten Konkurrenten sieht.