Armut in KölnTafel und FC verteilen Lebensmittel
Weiden – Zwei volle Einkaufstaschen baumeln am Lenker. Eine ist auf dem Gepäckträger verstaut. Vorsichtig steigt die schmale Frau auf das Rad. Ob sie so fahren kann? „Für Essen tue ich alles“, sagt sie. Sie kommt gerade von der neuen Lebensmittelausgabestelle der Kölner Tafel in Weiden. Eigentlich habe sie sich gar nicht getraut zu kommen, gibt sie zu. „Einmal“, so schildert die Frau, „war mir schlecht vor Hunger. Ich war am Dom und dort lagen bei einer Veranstaltung Bananen aus. Ich habe gefragt, ob ich eine haben kann.“
Tafel-Ausgabe in Köln-Weiden
Sie wurde barsch abgewiesen. Das hat sie verschreckt – bis heute. Das Seniorennetzwerk Weiden hat ihr Mut gemacht, sich bei der neuen Ausgabestelle anzumelden. Nun ist die Frau froh, dass sie da war. Sie hat nicht nur Bananen in den Taschen. Kartoffeln, Paprika, Salat, Pfirsiche, Erdbeeren, Melonen, Joghurt, Käse, Fleisch, Würstchen, Pasta, Brot und vieles mehr können Menschen, die nicht genug Geld haben für den Einkauf im Supermarkt, an der Verteilstelle aussuchen und mitnehmen.Die Stiftung des 1. FC Köln hat sie mit der Kirchengemeinde organisiert. Der Fußballverein hat mittlerweile Erfahrung mit der Lebensmittelausgabe: „Wir haben eine Saison lang mit der Tafel Deutschland kooperiert“, sagt Alexander Wehrle, Geschäftsführer des Vereins. „Dann kam das Coronavirus und die Ehrenamtler, die zu einem großen Teil über 60 und 70 Jahre alt sind, fielen aus, weil das Risiko, zu erkranken für sie hoch war.“ Gleichzeitig befanden sich viele Mitarbeiter des Fußballvereins in Kurzarbeit. Sie sprangen ein und verteilen nun die Lebensmittel. Auch außerhalb der Krise möchte die Stiftung des 1. FC die Tafel unterstützen: „Wir haben 700 000 Euro an Geldern akquiriert, um ihr damit zu helfen“, sagt Wehrle.
Zudem würden sie ein Prozent der Arbeitszeit jedes Mitarbeiters an Manpower zur Verfügung stellen. „Das bedeutet, dass jeder zwei Tage im Jahr für die Mithilfe bei der Tafel investieren kann.“ Auch die Fans, die Fanclubs und die Sponsoren würde der Verein um Unterstützung bitten. „Bei der Ausgabe in Sülz und Widdersdorf haben wir festgestellt, dass einige Kunden aus Weiden und Lövenich kamen“, erzählt Wehrle.
Armut auch im Kölner Westen
Mit dem neuen Standort bei der St. Franziskus Gemeinde an der Bunzlauer Straße soll die Versorgungslücke geschlossen werden. Drei weitere Verteilstellen sollen folgen. Der leitende Pfarrer der Gemeinde in Weiden, Jürgen Hünten, griff den Vorschlag der FC-Stiftung gerne auf. „Es gibt hier im Viertel schon einige soziale Brennpunkte“, kommentiert er, „auch, wenn es laut Milieustudie nicht zu den einkommensschwächsten Stadtteilen in Köln gehört.“ Armut könne aber jeden treffen, unerwartet, manchmal auch nur vorübergehend, gerade während der Pandemie, in der viele Menschen nicht arbeiten können und nicht jeder finanziell aufgefangen würde. Die einzige Bedingung, die Betroffene erfüllen müssen, ist, dass sie einen Köln-Pass besitzen.
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Dieser weist nach, dass sie staatliche Transferleistungen erhalten. Außerdem müssen sie sich per E-Mail bis zum Freitag der jeweiligen Woche angemeldet haben.Jeden Montag ab 14.30 Uhr werden die Lebensmittel nun verteilt. Nur in den Sommerferien bleibt die Ausgabe zu. Bei der Premiere erschienen auch einige Menschen aus den benachbarten Flüchtlingsunterkünften. „In Weiden leben viele Ausländer“, sagt eine Syrerin, Mutter von drei Kindern. „Die meisten haben sehr wenig Geld. Die Lebensmittelausgabe hilft sehr. Es gibt hier eine sehr gute Auswahl und wirklich nette Mitarbeiter.“