Der Pfarrer der evangelischen Clarenbachgemeinde in Braunsfeld, Uwe Zimmermann, geht nach 36 Jahren in den Ruhestand – Anlass für ein Gespräch.
„Wir verlieren zu viele Mitglieder“Kölner Pfarrer Uwe Zimmermann im Gespräch zum Abschied von seiner Gemeinde
Warum haben Sie sich dazu entschieden, Pfarrer zu werden?
Uwe Zimmermann: Ich hatte schon in jungen Jahren immer engen Kontakt mit der Kirche, habe dort auch in der Kinder- und Jugendarbeit mitgewirkt. Da war es für mich folgerichtig, etwas zu studieren, was mit meinem Engagement zu tun hatte. So bin ich auf die Idee gekommen, Theologie zu studieren.
Und wie hat es Sie dann nach Köln verschlagen?
Eine bestimmte Vorliebe für das Rheinland hatte ich schon immer, besonders für die liebenswerte Stadt Köln. Meine Zeit als Vikar in Jülich und die Studentenjahre in Wuppertal haben das noch befördert. Darum habe ich mich 1987 auf die Pfarrstelle in Köln-Braunsfeld beworben.
Haben Sie besondere Aufgaben in der Gemeinde übernommen?
Neben den üblichen pfarramtlichen Aufgaben, wie Taufen, Trauungen, Beerdigungen und Gottesdiensten, habe ich im ersten Jahrzehnt vor allem Kinder- und Jugendarbeit gemacht. In der zweiten Dekade kam die Seelsorgearbeit in den Altenheimen dazu, außerdem mehr Verwaltungstätigkeit. Das letzte Jahrzehnt war sehr stark von der Zeit als Vorsitzender des Presbyteriums geprägt, mit vielen Personalfragen und manchen Bauvorhaben. Viele Gebäude in der Gemeinde mussten renoviert, saniert, modernisiert und eines auch neu gebaut werden.
Haben Sie denn auch unter einem starken Mitgliederschwund zu leiden, ähnlich wie die katholische Kirche?
Ja, das haben wir auch. Die Austrittszahlen sind in den letzten Jahren enorm in die Höhe gegangen. Was vor allem in der katholischen Kirche feststellbar ist, gilt leider in ähnlicher Weise auch in der evangelischen Kirche: Wir verlieren zu viele Mitglieder. Es macht mir Sorgen, wie das weiter geht.
Zur Person Uwe Zimmermann wurde 1958 in Hohensolms bei Wetzlar geboren. Nach seinem Studium in Wuppertal studiert und Heidelberg, war er zwei Jahre Vikar in Jülich. Dann wurde er für anderthalb Jahre als Pastor im Hilfsdienst nach Saarbrücken geschickt. Seit Juni 1987 ist er Pfarrer in Braunsfeld. Er ist verheiratet und hat drei Kinder.
Wie erklären Sie sich das?
Dass die katholische Kirche in den letzten Jahren besonders in die Schlagzeilen geraten ist, hat natürlich auch Auswirkungen auf uns Protestanten. Ich möchte aber festhalten, dass auch im 21. Jahrhundert Menschen nach wie vor ein großes Bedürfnis nach Spiritualität haben, das wir hier mit entsprechenden Angeboten gefördert haben. Ob uns das gelungen ist, muss überprüft werden.
Was ist denn der Schwerpunkt der Clarenbachgemeinde?
Wir haben eine sehr intensive kirchenmusikalische Arbeit. Eine hauptamtliche Kantorin ist insbesondere im Kinder- und Jugendbereich tätig, macht auch im Erwachsenenbereich ihre Arbeit. Darüber hinaus gibt es bei uns auch noch einen Posaunenchor. Dazu kommen unsere Seniorenheime in Braunsfeld und Müngersdorf, um die wir uns kümmern. Sie weisen fast 800 Betten auf. Die Altenheimseelsorge stellt also auch einen Schwerpunkt dar.
Was war denn für Sie in ihrer langjährigen Tätigkeit ein besonderes Erlebnis?
Es hat mich sehr mitgenommen, als unser Kreuz 2017 durch den Orkan vom 26 Meter hohen Glockenturm herunter gefegt wurde. Es hat ein Gewicht von 70/80 Kilo. Als ich das gehört habe, habe ich es erst nicht glauben wollen, bin dann sofort selbst hingegangen und dachte nur: Gott sei Dank ist niemandem etwas passiert. Und dann habe ich kürzlich im Seniorenheim meinen letzten Gottesdienst gehalten. Auf einmal stand eine alte Frau auf, die man als dement einschätzt und hat mir auswendig einen Segenswunsch zugesprochen. Es hat mich sehr berührt, dass sie noch Worte abrufen konnte, die man ihr ansonsten kaum zugetraut hätte.
Was planen Sie denn jetzt im Ruhestand?
Ich habe keine besonderen Pläne. Zunächst möchte ich jetzt erst einmal ein Jahr lang die Zeit ohne viele Termine genießen. Vier Jahrzehnte habe ich mich immer in einem engen Zeitkorsett bewegen müssen. Nun freue ich mich darauf, dass das einmal wegfällt. Während dieses Jahres kann ich mir dann in Ruhe überlegen, wie ich in Zukunft leben und was ich machen möchte. Besuche bei unserem Enkelkind gehören sicher dazu.
Abschiedsgottesdienst
Pfarrer Uwe Zimmermann wird mit einem Gottesdienst am Sonntag, 27. August, um 10.30 Uhr in der Clarenbachkirche, Aachener Straße 458, verabschiedet. Anschließend findet ein Empfang im Fliestedenhaus, Peter-von-Fliesteden-Straße 2, statt.