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Demo gegen Raser am Weyertal in KölnAuf Fahrradstraßen gelten Sonderregeln

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Als Schwarm radelten die Demonstranten das Weyertal entlang.

Sülz – Sie finden sich zu Gruppen zusammen und fahren nebeneinander, in Zweiradschwärmen. Wenn Radler das tun, sind Autofahrer oft genervt, denn dann sind Überholmanöver so gut wie unmöglich. Auf dem Weyertal ist Schwarmfahren jedoch ausdrücklich erlaubt. Es ist seit einiger Zeit Fahrradstraße und deswegen haben Radler hier Vorrang. Der Autoverkehr muss sich nach ihnen richten.

Um das einmal anschaulich zu verdeutlichen, haben Schülervertretung und Lehrer des Schiller- und des Elisabeth-von-Thüringen-Gymnasiums mit Eltern der benachbarten Kindergärten, der Fraktion der Grünen der Bezirksvertretung (BV) Lindenthal und einer Bürgerinitiative nun eine Demo auf zwei Rädern veranstaltet: In einer Gruppe von rund 60 Teilnehmern sind sie mit gelben Warnwesten am Körper das zuvor mit blauen Luftballons dekorierte Weyertal entlanggeradelt, das zu beiden Schulen führt.

Diese Regeln gelten auf Fahrradstraßen

Auf Fahrradstraßen gilt die Höchstgeschwindigkeit von 30 Stundenkilometern. Die Radler dürfen nebeneinander fahren, auch wenn der nachfolgende Autoverkehr dadurch seine Geschwindigkeit verringern muss. Überholen ist nur erlaubt, wenn dabei der vorgeschriebene Sicherheitsabstand von 1,5 Metern eingehalten wird. Auf engen Fahrradstraßen gilt dadurch faktisch ein Überholverbot.

Anders als in Tempo-30-Zonen kann für Fahrradstraßen an Kreuzungen eine Vorfahrt ausgeschildert werden. (se)

Die Schülervertretung des Schiller-Gymnasiums hatte sich stark für die Umwandlung der Verkehrsachse in eine Fahrradstraße eingesetzt, einmal genau gezählt, wie viele Lehrer und Mitschüler vor Beginn des Unterrichts dort mit dem Rad entlangfahren – und das Ergebnis der Stadtverwaltung vorgelegt: Ihre Zählung belegte, dass ein Großteil der insgesamt 2000 Gymnasiasten auf dem Schulweg mit dem Rad unterwegs ist. Dazu kommen die Eltern, die ihre Kinder in die benachbarte Kita fahren. Die Schüler konnten den Mitarbeitern der Stadtverwaltung von vielen brenzligen Situationen berichten, in die Radfahrer auf dem Weyertal durch den dort ebenfalls starken Autoverkehr immer wieder geraten sind.

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Schüler demonstrieren im Weyertal für mehr Rücksicht auf der Fahrradstraße

Auch die Politik unterstützt die Forderung der Schüler: Der Verkehrsausschuss und die BV hatten die Verwaltung beauftragt, sich des Gefahrenpunktes am Weyertal anzunehmen, worauf hin sie in eine Fahrradstraße umgewandelt wurde.

Wissenslücke bei Autofahrern

Der Weg von den Zeichen und Schildern auf der Straße in die Köpfe der Menschen ist weiter als gedacht: Henk van Liempt vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club Köln (ADFC) schilderte, was ihm die Anwohner berichteten: „Vorher standen hier Tempo-30-Schilder und die Autofahrer haben sich an das Tempolimit gehalten. Jetzt hat man sie weggenommen und das Weyertal als Fahrradstraße beschildert. Nun fahren sie schneller.“ Der Schülersprecher Mattis Landefeld bestätigte die Beobachtung: „Wir haben bemerkt, dass sich viele Autofahrer überhaupt nicht an die neue Regelung halten“, sagte er. „Viele fahren viel zu schnell, überholen zu knapp.“ Radfahren sei für die Schüler auf dem Weyertal also immer noch gefährlich – obwohl die Radler dort nun Vorrang haben. Der junge Mann hält die Wissenslücke der Autofahrer für nachvollziehbar: „Ich habe vergangenes Jahr selbst meinen Führerschein gemacht und wusste davor auch nicht genau, was eine Fahrradstraße bedeutet. Deswegen veranstalten wir jetzt den Aktionstag.“

Bezirksbürgermeisterin Cornelia Weitekamp sieht auch einen Lernbedarf bei der Bevölkerung: „Viele Menschen wissen, einfach nicht, welche Regeln auf Fahrradstraßen gelten.“ Auch sie hat in Maßen Verständnis: „Ich bekomme auch nicht jede neue Regelung in der Straßenverkehrsordnung mit“, gab die Juristin zu.

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Das Konstrukt der Fahrradstraße wurde erst mit der sogenannten Fahrrad-Novelle im Jahre 1997 in der StVO verankert. Viele Autofahrer haben ihren Führerschein aber vor der Änderung gemacht. Henk van Liempt sieht eine Möglichkeit, die Menschen am Steuer aufzuklären: „Man könnte große Schilder aufhängen, um die Regeln zu erklären. Köln will in der ganzen Stadt 83 neue Fahrradstraßen einrichten. Dann muss den Leuten auch klar sein, was das bedeutet: Tempo 30 ist vorgeschrieben, zwei Radler dürfen nebeneinander fahren. Das muss in die Köpfe rein.“

Um das zu beschleunigen, würden andere Städte an den Fahrradstraßen deutlichere Signale setzen und die gesamte Fahrbahnbreite mit blauer Farbe markieren. Im Weyertal hält er auch etwas anderes für hilfreich: „Es wäre gut, wenn man den Durchgangsverkehr unterbrechen würde, durch Poller in der Mitte oder indem man die Straße beidseitig zur Einbahnstraße macht.“ Zunächst setzen die Demonstranten aber auf den Lerneffekt in der Bevölkerung.