AboAbonnieren

Aus für „Mühlen-Pavillon“Lindenthaler trauern um Büdchen – und feiern letzten Abend

Lesezeit 3 Minuten

Der Mühlen-Pavillon schließt – über die Gründe möchten die Betreiber nicht sprechen.

Köln-Lindenthal – In der letzten Stunde seiner Existenz ist das „Mühlen-Pavillon“ noch einmal besonders mit Leben gefüllt. Kunden drängen herein und beklagen das kommende Ende. An einem kleinen Tisch trinkt Anna Gaden mit einem Stammkunden passend noch ein letztes Mühlen-Kölsch. „Wir müssen den Kühlschrank leeren“, sagt sie.

In dem Scherz klingt ein klein wenig Sarkasmus mit. Ganz freiwillig machen die Betreiber ihr Büdchen in Nachbarschaft der Decksteiner Mühle nicht dicht. Zu den Gründen möchten sie sich aber lieber nicht äußern. Die Umstände seien einfach nicht so, sagt Felix Sittler, dass die Familie ihn mit dem nötigen Idealismus weiter betreiben könnte. Mit Mutter Karina Derbolowsky und seinen Schwestern Nora Jakob und Anna Gaden hat er das Büdchen eröffnet. Idealismus sei aber nötig für den Betrieb des kleinen Kiosks, der sich weniger finanziell auszahlt, als durch die Freude an dem eigenen Tun.

„Gerade erst schreibt das Büchen schwarze Zahlen“, sagt Sittler. Drei Jahre lang haben Mutter Karina Derbolowsky, die eigentlich Malerei, Klavier und Gesang unterrichtet, mit ihren Kindern Felix Sittler, Nora Jakob und Anna Gaden, die alle drei auch als Musiker arbeiten, den Mühlen-Pavillon zu einem ganz besonderen Treffpunkt im Viertel aufgebaut.

Gast in Tränen ausgebrochen

Vor der chromglänzende Kaffeemaschine an der Rückwand des Büdchens, die einen besonders leckeren Bio-Kaffee produziert, versorgten Karina und ihre Kinder ihre Kundschaft mit selbstgebackenen Kuchen, Waffeln und Panini, Aufmerksamkeit und schenkten ihnen Gehör. Gäste wärmten sich mit dem Kaffee und schütteten ihr Herz aus. Die Süßigkeiten in den unzähligen Glasdosen im Wandregal lockten nicht nur die kleinen Gäste an, wie Anna erzählt. „Eine alte Dame vom benachbarten Seniorenheim, hat unser Büdchen immer zum Singen inspiriert.“ Passende Lieder habe sie im Repertoire gehabt: “Ich will keine Schokolade. Ich will lieber einen Mann“, sang sie wie einst Trude Herr.

Das könnte Sie auch interessieren:

Momentan ist den Gästen allerdings nicht zum Singen zumute. „Gestern ist eine Seniorin, die bei uns immer Zigaretten kauft, in Tränen ausgebrochen, als sie gehört hat, dass wir schließen.“ Und auch bei den anderen Kunden ist die Stimmung an diesem Tag getrübt. Sie trauern: „Die Familie mit ihrem Büdchen war so eine Bereicherung für das Viertel“, sagt eine Frau, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. „Es war ein Kommunikationszentrum für Jung und Alt.“ Eine andere Kundin klagt: „Nun habe ich morgen gar kein Ziel mehr, wenn ich mit meinem Hund Gassi gehe.“

Mit dem Aus des Mühlen-Pavillons beendet die Familie auch ihre Aktivität als Kultbüdchenbetreiber. „Wir suchen jetzt etwas anderes, ein richtiges Lokal, wo wir auch Kulturveranstaltungen organisieren können“, kündigt Felix Sittler an.

Karina Derbolowsky, hier mit ihrem Enkel, ist der kreative Kopf und die gute Seele des Mühlen-Pavillons.

Büdchen-Nachtreffen

Die Familien Derbolowsky, Sittler, Jakob und Gaden veranstaltet am 9. Dezember vom 15 bis 20 Uhr für alle Freunde des Mühlenpavillons als Nachtreffen in der Galerie Art of Buna, Genter Straße, den „Blühmeer Eventsalon“ mit Ausstellungen, Livemusik und Getränken. Mehr Infos unter www.bluehmeer.com.