Für sicheren SchulwegSchüler in Lindenthal wollen mehr Fahrradstraßen
- Bereits 2014 hat die Bezirksvertretung Lindenthal ein Radverkehrskonzept Lindenthal, Sülz, Klettenberg beschlossen, das unter anderem vorsieht, in den drei Vierteln zahlreiche Fahrradstraßen einzurichten.
- Die Clarenbachstraße, die Rautenstrauchstraße und die Herbert-Lewin-Straße sind bereits Fahrradstraßen. Doch das reicht vielen Schülern, die sich morgens und nach Schulende durch den Autoverkehr schlängeln müssen, nicht.
- Die Mitglieder der Schülervertretung des Schillergymnasiums wollen, dass das Weyertal endlich zur Fahrradstraße wird. Das hatte die Stadtverwaltung auch bereits versprochen.
Sülz – Morgens um viertel vor Acht ist im Weyertal die Hölle los, die Verkehrshölle. Autofahrer versuchen auf der Straße schnell zur Arbeit zu brausen oder eben ein Kind abzusetzen, biegen in die Nikolausstraße Richtung Schiller- und Elisabeth-von-Thüringen-Gymnasium ab, müssen wegen querender Fußgänger halten und sorgen für einen Rückstau. Trauben von Radfahrern, die die Straße kreuzen, schlängeln sich durch die Autoschlangen. Immer wieder kommt es zu brenzligen Situationen.
Die Mitglieder der Schülervertretung (SV) des Schillergymnasiums, die vor Ort mit ihrem Schulleiter und den Bezirkspolitikern darüber diskutieren, können etliche aufzählen: Immer wieder würden Autofahrer – genervt von dem Rückstau am Zebrastreifen – nicht halten, in unübersichtlichen Situationen Gas geben, Radfahrer fast umfahren, in letzter Sekunde noch bremsen. Jeder in der Gruppe hat eine solche Geschichte parat.
Die Kinder und Jugendlichen sind wütend. Denn das Weyertal, über das knapp zweitausend Schüler der beiden Gymnasien, jeden Morgen zur Schule gehen oder radeln, sollte schon längst Fahrradstraße sein. So hat die Stadtverwaltung es versprochen.
Radverkehrskonzept bereits seit 2014
Der Radverkehr in Köln hat rasant zugenommen, gerade auch im Stadtbezirk Lindenthal. Sichere Wege für die vielen Radfahrer werden dringend benötig, insbesondere in Vierteln wie Sülz, wo sich gleich drei Gymnasien, zwei Realschulen und viele Grundschulen befinden.
Fahrradstraßen
Eine Fahrradstraße ist eine Radfahrern vorbehaltene Straße. Sie genießen hier Vorrang und dürfen auch nebeneinander fahren. Andere Fahrzeuge dürfen die Straße nur benutzen, wenn das durch ein Zusatzschild erlaubt wird. Auto- und Motorradfahrer müssen sich dem Tempo des Radverkehrs anpassen und besondere Rücksicht nehmen. Als Höchstgeschwindigkeit gilt dann Tempo 30.
Fahrradfahrer dürfen laut Straßenverkehrsordnung dort von den anderen Verkehrsteilnehmern weder gefährdet noch behindert werden. Fahrradstraßen werden dort eingerichtet, wo der Radverkehr die Hauptverkehrsart ist. Ein anderer Grund für die Einrichtung liegt vor, wenn die Straße an einer Hauptroute des Radverkehrs liegt. (bl)
Bereits 2014 hat die Bezirksvertretung Lindenthal ein Radverkehrskonzept Lindenthal, Sülz, Klettenberg beschlossen, das unter anderem vorsieht, in den drei Vierteln zahlreiche Fahrradstraßen einzurichten. So wurden dem Fahrradverkehr bereits auf folgenden Straßen der Vorrang eingeräumt: Auf der Clarenbachstraße, der Rautenstrauchstraße und der Herbert-Lewin-Straße in Lindenthal können die Schüler nun zu ihren Schulen radeln.
In Sülz hat bislang nur auf der Lotharstraße der Radverkehr die Vorfahrt. Zusätzlich wurde die Zülpicher Straße jedenfalls für das kurze Stück auf Höhe der Universität zwischen Wilhelm-Waldeyer-Straße und Hans-Meyer-Weg für den Autoverkehr gesperrt und mit einem blauen Piktrogramm offiziell dem Radverkehr gewidmet.
Insgesamt ist der Stadtbezirk Lindenthal im Hinblick auf Fahrradstraßen somit nahezu ein Vorzeigebezirk – jedenfalls vergleichsweise.
In Sülz fehlen Fahrradstraßen
In Sülz jedoch, wo besonders viele Kinder und Jugendliche zur Schule radeln, fehlen die versprochenen Fahrradstraßen immer noch – während die Schülerzahlen an den dort gelegenen Gymnasien stetig steigen. Vor zwei Jahren beschlossen die Mitglieder der Schülervertretung des Schillergymnasiums, die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Sie kontaktierten den Fahrradbeauftragten und positionierten sich morgens früh um sieben Uhr am Weyertal, um dort den Verkehr zu zählen. Ihr Ergebnis belegte, dass ganz überwiegend Radler die Straße befahren. Sie legten es der Stadtverwaltung vor und machten auf die Dringlichkeit ihres Anliegens aufmerksam.
Die Verwaltung versprach, zuletzt noch einmal im vergangenen Jahr, dass das Weyertal zu einer Fahrradstraße wird. Auch auf den beiden im Radverkehrskonzept Lindenthal genannten Verkehrsachsen, der Palanter- und Euskirchener, sowie der Nikolaus und Münstereifeler Straße sollte nach Aussage der Verwaltung den Radfahrern ebenfalls der Vorrang eingeräumt werden – und zwar bis zum Jahresende.
Doch geschehen ist bis heute nichts – zum großen Bedauern der Schüler. „Da wird gesagt: Macht mal und dann gucken wir, ob wir das umsetzen. Das ist enttäuschend“, bringt es die 17-jährige Holly auf den Punkt. Auch Schulleiter Georg Scheferhoff kritisiert die Situation: „Es ist für die Schüler unserer Schule absolut wichtig, dass die Sicherheit auf ihrem Schulweg gewährleistet ist“, betont er.
Eifelwall und Danteweg sollen Fahrradstraßen werden
Die Stadtverwaltung verspricht nun allerdings ein weiteres Mal, dass es bald endlich soweit sein soll und begründet die Verzögerung: „Für die Einrichtung der Fahrradstraßen mussten unter anderem mit der Bezirksregierung Abstimmungen getroffen werden, hinsichtlich der Gestaltung und der Anordnungskriterien“, sagt Robert Baumanns, Sprecher der Stadt.
Dieser Prozess sei nun abgeschlossen, so dass inzwischen die Umsetzung der nächsten zwei Fahrradstraßen im Stadtbezirk Lindenthal beauftragt werden konnte. Dabei handele es sich aber zunächst um den Eifelwall und den Danteweg. „Diese beiden Fahrradstraßen werden im Oktober eingerichtet“, so Baumanns. „Das Weyertal ist anschließend die nächste Straße, die zur Fahrradstraße wird“, verspricht er.
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Von den genannten Verkehrsachsen solle zuerst die Euskirchener Straße als südliche Fortsetzung der Palanterstraße zur Fahrradstraße werden. „Die laufenden Arbeiten zur Fahrbahnsanierung werden voraussichtlich bis Ende des Jahres abgeschlossen sein“, so Baumanns, „die Einrichtung der Fahrradstraße soll im Anschluss erfolgen.“ Wann jedoch der Rest der für den Radverkehr wichtigen Routen, die Palanter Straße und die Nikolausstraße, die direkt auf die Gymnasien zulaufen, Fahrradstraßen werden, lässt die Verwaltung offen.
Die Schülerinnen und Schüler des Schillergymnasiums hoffen nun, dass sie bald zumindest über das Weyertal gefahrfrei fahren können. Wie denn Autofahrer darauf aufmerksam gemacht werden, dass die Radfahrer dort die Vorfahrt haben, wollten sie wissen. Bezirksbürgermeisterin Helga Blömer-Frerker hatte eine Antwort parat: „Ganz einfach, indem die entsprechenden blauen Schilder angebracht und Piktogramme auf die Straße gemalt werden.“ Ratsfrau und Sülzerin Sabine Pakulat äußerte allerdings Bedenken im Hinblick auf deren Wirkung: „Den Autofahrern, die vor 30 Jahren ihren Führerschein gemacht haben, wird man wohl noch einmal erklären müssen, was eine Fahrradstraße ist.“