Kölner GrünanlagenIm Klettenbergpark wurde heimische Natur in die Stadt geholt
Klettenberg – Vorige Woche habe ich Sie nach Flittard in den Japanischen Garten mitgenommen. Der Klettenbergpark, der diesmal mein Ziel ist, bietet dazu ein Kontrastprogramm. Denn Gartenbaudirektor Fritz Encke, an dem man in Kölner Parks nicht vorbeikommt, wollte hier in einem Dreieck von sechs Hektar Fläche zwischen Luxemburger Straße, Nassestraße und Siebengebirgsallee heimische Landschafts- und Vegetationsbilder in die Stadt holen.
„Enckes Ziel war es, dem naturliebenden Kölner, dessen Stadt abseits vom Rhein arm an landschaftlichen Reizen in nächster Nähe ist, attraktive Naturlandschaftsausschnitte zu präsentieren“, schreibt die Köln-Expertin Henriette Meynen, die viele Jahre beim Stadtkonservator tätig war und die Initiative „Stadtoasen“ ins Leben gerufen hat. Nicht um die idealisierte Natur im Landschaftspark des 19. Jahrhunderts sei es Encke gegangen, „sondern vielmehr die heimische natürliche Umwelt wollte er dem Städter wieder näherbringen, ein Aspekt, der dem damals aufkommenden Heimatschutzgedanken entsprach“.
Kleine Buchten und Schilf
Zwischen 1905 und 1907 nutzte Encke eine zehn Meter tiefe ehemalige Kiesgrube, um seinen Erstling in Köln zu verwirklichen. Meynen nennt diesen Park ein „grünes Denkmal des 20. Jahrhunderts“. Wenn Sie den Park betreten, erkennen Sie sofort den Unterschied zu Historismus und Gründerzeit: nicht mehr axiale Wege, geometrische Hecken und symmetrische Beete bestimmen das Bild, sondern ein naturnaher Geländeverlauf, ein gewundenes Rundwegenetz, ein Teich mit unregelmäßiger Uferführung, kleinen Buchten und Schilfbewuchs, wie man ihn auch draußen in der Natur antreffen kann. Das alles war von Anfang an so geplant. Es sollte so aussehen, wie es rund um Köln in der Region eben aussieht.
Zu den Formationen der rheinischen Heimat, die Encke im Klettenbergpark nachgebildet hat, gehören Heide, See mit Ufervegetation, Wald und Wiese, Felsbach mit Wasserfall. Dazu gibt es einen imitierten rheinischen Basaltsteinbruch und den in einer Art Hohlweg gelegenen Schiefersteinbruch, eine Spende aus der Eifel. Beide erinnern an die geologischen Besonderheiten der Region. Das Ganze verfolgt natürlich auch ein didaktisches Ziel. Encke selbst sprach 1912 von der „Erziehung zum Schönen“.
Rosen dank einer Patenschaft
In der südlichen Ecke, im Schenkel von Nassestraße und Siebengebirgsallee, hatte Encke als bewussten Kontrast zur Wildnis der Umgebung und als Relikt früherer Epochen einen symmetrischen Rosengarten vorgesehen. Auf Rosengärten sind wir ja auch schon bei den Besuchen in anderen Kölner Parks gestoßen. Aber dort nur dem Namen nach: Weder im Blücherpark noch im Mülheimer Stadtgarten blüht heute eine einzige Rose, weil die Stadt sämtliche Stöcke herausgerissen hat.
So geschah das 2014/2015 auch im Klettenbergpark. Doch drei engagierte Bürgerinnen und Bürger wollten sich mit dem traurigen Anblick nicht abfinden und schlossen einen Patenschaftsvertrag mit der Stadt: Pflege gegen Neubepflanzung, das war sozusagen der Deal mit dem Grünflächenamt. Und so macht der Rosengarten seinem Namen jetzt wieder Ehre. Hier gibt es nämlich wieder welche. Nur innerhalb der Rundungen der Laubengänge wurden keine neuen Rosenstöcke gesetzt, weil sie dort nicht genügend Sonne abbekommen hätten.
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Die Anlage des Rosengartens lenkt den Blick umstandslos auf die Aussichtsterrasse, von der aus man das ganze Ensemble sehr schön überblicken kann. Wer sich hier umschaut, hat wirklich das Gefühl, in freier Natur zu sein, nicht mitten in der Stadt. Deren Lärm und Trubel gehen über den Park in seiner Senke buchstäblich hinweg.