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Japanischer GartenExotische Pflanzen am nördlichen Rande Kölns

Lesezeit 4 Minuten

Dunkelrot gestrichene Architekturelemente sind typisch für einen japanischen Garten.

Flittard – Heute möchte ich mich als erstes bei Ihnen bedanken, liebe Leser und Leserinnen! Schließlich liegt es letztlich ja an Ihnen, dass ich auf der Suche nach verborgenen Perlen im Kölner Stadtbild an Orte komme, wo ich nie zuvor gewesen bin. Diesmal ist es der Japanische Garten in Flittard. „Banausin!“, könnten Sie sagen, „den sollten Sie aber kennen, Frau Schock-Werner, schließlich kam die Anlage 2012 im Wettbewerb um den Titel „Deutschlands schönster Park„ unter die ersten fünf!“

Zu meiner Ehrenrettung würde ich antworten: Ich habe die beiden Kollegen vom „Stadt-Anzeiger“ gefragt, mit denen ich für meine Kolumne regelmäßig unterwegs bin. Und beide mussten zugeben, dass sie vom Japanischen Garten zwar „auch schon gehört und gelesen“, ihn aber noch besucht hätten. Also eine Dreifach-Premiere für ein Trio von Grünschnäbeln – was Grünanlagen betrifft jedenfalls.

Im temperierten Wasser können Schildkröten problemlos überwintern.

Fast jeder wird sofort ein Bild im Kopf haben, wenn er von einem „japanischen Garten“ hört, auch wenn er oder sie noch nie in Japan war. Wasserläufe gehören dazu, exotische Pflanzen, geschwungene Brücken, Torbögen, steinerne Lampen und allerlei Figuren. Der Japanische Garten bietet all das. Sie können sich also den langen Flug nach Fernost sparen. Ein kurzer Ausflug nach Fern-Köln genügt, wenn Sie einen japanischen Garten nicht nur im Kopf, sondern tatsächlich vor Augen haben möchten.

Alles zum Thema Barbara Schock-Werner

Buddha-Figuren und große Bronzebecken

Der ehemalige Generaldirektor der damaligen IG Farbenindustrie AG, Carl Duisberg (1861 bis 1935), hatte auf ausgedehnten Asien-Reisen eine Faszination für fernöstliche Kultur entwickelt, vor allen Dingen aber für die japanische Gartenkunst. Deshalb beschloss er 1912, neben seiner Direktoren-Villa einen „exotischen Garten“ anlegen zu lassen. Von seinen Reisen brachte Duisberg allerhand Ausstattungsgegenstände mit: Buddha-Figuren und andere Skulpturen, große Bronzebecken oder auch die vielen steinernen Lampen.

Über Trittsteine kommen die Besucher den Seerosen ganz nahe.

Das 1926 erweiterte Refugium wurde zunächst ausschließlich privat genutzt. Duisbergs Landschaftsarchitekt Richard Hartnauer schrieb dazu: „Man darf in unserem japanischen Garten keine Nachahmung irgendeines japanischen Gartens erblicken, sondern den Versuch, alle die vielen Anregungen, die ein japanischer Garten in seiner Mannigfaltigkeit bietet, die Eigenarten und Schönheiten der japanischen Kleinkunst, die eigenartigen Linien asiatischer Architektur zur vollen und schönheitlichen Wirkung nach unserem Sinn zu bringen.“ Soll heißen: Natürlich bedient auch dieser japanische Garten in Teilen eher die europäische Vorstellung eines solchen. Aber das finde ich gar nicht schlimm, weil Kultur-Transfer am Ende immer ein Amalgam ist. Und hier ein besonders idyllisches.

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Nach Duisbergs Tod geriet der Garten für eine Weile in Vergessenheit. Symptomatisch dafür ist, dass die Bayer-Direktion auf einen Aufruf zur Sammlung entbehrlichen Metalls für die Rüstungsproduktion während des Zweiten Weltkriegs mit dem Hinweis reagierte, ein Großteil der im Japanischen Garten aufgestellten Plastiken und Reise-Mitbringsel Duisbergs besitze keinen Kunstwert und könne deshalb ruhig eingeschmolzen werden. Wurden sie zum Glück dann aber doch nicht. Als nach dem Krieg die Bayer-Werke erweitert wurden, musste die Duisberg-Villa dem 2012 abgerissenen Bayer-Hochhaus weichen, und der japanische Garten wurde 1959/1960 gut 200 Meter weiter nach Süden verlegt. So kam er als Anhängsel des großen Carl-Duisberg-Parks auf Kölner Stadtgebiet und ist heute Teil des Bayer-„Chemparks“.

Ebenfalls typisch für einen japanischen Garten sind steinerne Laternen.

Der Konzern betreut und pflegt den Park, was unter anderem daran ersichtlich ist, dass er in der Hitzeperiode der vergangenen Wochen konsequent bewässert wurde. So ist es hier wirklich „grün und blau“, wie es der Titel meiner Sommerserie verspricht. Und überhaupt ist es – um das noch einmal zu sagen –- wirklich, wirklich schön hier. Schon beim Betreten ist mir aufgefallen, dass das Mikro-Klima hier anders ist: frischer, feuchter, etwas kühler.

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Das kommt vom vielen Wasser und den Pflanzen. Ganz beglückt bin ich den der Natur nachempfundenen Wasserläufen gefolgt, die seit den 60er Jahren mit Abwasser aus der Klima-Anlage des Bayer-Hochhauses gespeist werden, und über die sorgfältig ausgelegten Trittsteine gesprungen. In dem gut temperierten Wasser können auch Wasserschildkröten oder exotische Fische das ganze Jahr leben und problemlos überwintern. Der Garten ist kunstvoll komponiert, wie ein einziges großes Landschaftsgemälde. Nichts ist hier dem Zufall überlassen. Aber zugleich wirkt nichts gekünstelt.

Noch einmal schöner soll es übrigens im September sein, wenn an den Zaubernussbäumen die hellbraunen Blütenfäden hängen und die Kamelien in Rot und Rosa blühen. Dann am Teehaus in der Gartenmitte zu sitzen und einfach den Blick schweifen zu lassen – das stelle ich mir schon jetzt ganz wunderbar vor.