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Kahlschlag im Kölner WestenBürger zweifeln an der Sinnhaftigkeit der Rodungen

Lesezeit 4 Minuten
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Auch am Rautenstrauchkanal wurden Bäume gefällt.

  1. Im westlichen Kölner Stadtgebiet werden etliche Bäume gefällt.
  2. Gegen die Pläne haben zahlreiche Bürger Einwände vorgebracht.
  3. Am Hermeskeiler Platz waren die Bäume erst vor kurzem gepflanzt worden.

Lindenthal/Sülz – Kurz vor Beginn der Brutperiode am 1. März, in der Baumfällungen in der Regel verboten sind, wurden etliche Eichen, Buchen, Ahorne und andere heimische Baumarten im Kölner Westen gefällt, sehr zum Zorn der Bürger. Sie bezweifeln, dass es einen ausreichend guten Grund für den Kahlschlag gibt. Der Landesbetrieb Straßen NRW hat vom Militärring an entlang der Luxemburger Straße eine breite Schneise in den Mischwald geschlagen, bis über die Kölner Stadtgrenze hinaus. Die Anwohner und Politiker des Stadtbezirks Lindenthal vermuten, dass der Grund für die Rodung ein Bauvorhaben ist.

Ausbau der Kreuzung Luxemburger/Militärring

Die große Kreuzung Militärring/ Luxemburger Straße soll ertüchtigt werden. Eines wundert sie allerdings: „Bislang gibt es noch keinen Planfeststellungsbeschluss für den Umbau“, bemängelt der stellvertretende Bezirksbürgermeister Roland Schüler. Gegen die Pläne haben zahlreiche Bürger Einwendungen vorgebracht. Erst nachdem der Landesbetrieb Straßen NRW sie geprüft und beantwortet hat, kann er einen Beschluss erlassen – und somit die rechtliche Grundlage für das Vorhaben und die Baumfällung schaffen.

Der Landesbetrieb weist die Kritik allerdings von sich. Die Rodung sei auf der rechtlichen Grundlage eines anderen älteren Planfeststellungsbeschlusses erfolgt: „Die Bäume sind gerodet worden, um die Ortsumgehungsstraße Hürth-Hermülheim zu bauen“, sagt Bernd Aulmann von Straßen NRW. „Für dieses Vorhaben gibt es bereits einen gültigen Beschluss, der sich auch auf den Bereich entlang der Luxemburger Straße bis hin zum Militärring bezieht.“ Die Umgehungsstraße wird bereits seit Anfang der 60er Jahre geplant. 2011 wurden die Pläne beschlossen. Nachdem eine Klage gegen das Vorhaben 2014 abgewiesen wurde, erfolgte 2015 der erste Spatenstich.

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Sobald nun der Planfeststellungsbeschluss für den Umbau der Kreuzung Militärring/Luxemburger dazukommt, wird es dann zwei Beschlüsse geben, die sich zumindest ein Stück weit auf dasselbe Areal beziehen, nämlich das zwischen dem Militärring und der Autobahnauffahrt. Das ist nach Ansicht des Bezirksbürgermeisters Roland Schüler nicht akzeptabel: „Eigentlich sollten die Pläne aneinandergrenzen“, betont er. „Dass eine Fläche in zwei verschiedenen Festsetzungsbeschlüssen auftaucht, bedeutet einen Mangel an Rechtssicherheit.“

Kritisch sieht er auch das zeitliche Auseinanderklaffen der ersten Initiative für den Ausbau der Umgehungsstraße und der tatsächlichen Umsetzung. „Da wird vor 30, 40 Jahren etwas geplant und dann Jahrzehnte später umgesetzt, wenn sich der Blick auf und die Anforderungen an den Verkehr völlig geändert haben und man eigentlich etwas ganz anderes braucht“, so Schüler.

Vierspuriger Ausbau noch sinnvoll

Ob ein vierspuriger Ausbau der Luxemburger Straße zwischen Hürth-Hermühlheim und der Kreuzung Militärring für den Autoverkehr mit schmalen Geh-und Radwegen, heute noch sinnvoll ist, sei die Frage. Die Umgehungsstraße mache eventuell Sinn bis zur Autobahnauffahrt, aber nicht von dort weiter bis auf das Kölner Stadtgebiet, wodurch mehr Autoverkehr besser nach Köln gelange und die Luftverschmutzung sowie der Lärm stiegen. Unabhängig von der Beurteilung dieser Fragen ist nach Meinung der Bürger und der Politik jedenfalls eines zu bemängeln: die Kommunikation. „Die Bürger haben ein Recht darauf, über derartige weitreichende Fällungen im Vorfeld informiert zu werden und die Verwaltung ist der Politik gegenüber zur Rechenschaft verpflichtet“, sagt Anwohner Christian Müller.

Baumfällungen am Hermeskeiler Platz

Auch am Hermeskeiler Platz haben Fällungen für Ärger gesorgt. „Erst vor etwa zwei Jahren sind an der KVB-Endhaltestelle rings um das Wiesenrondell 15 bis 20 große rotblättrige Ahornbäume gepflanzt worden, schildert Anwohnerin Friedgard Schulte-Thoma. „Die Kosten für solche großen Bäume müssen hoch gewesen sein. Nun sind alle Bäume nach der kurzen Zeit wieder gefällt worden“. Schulte-Thoma, vermutet, dass sie Bauvorhaben weichen müssen, die bereits zum Zeitpunkt der Pflanzung bekannt waren. So sei sinnlos Grün vernichtet und Steuergeld verschwendet worden.

BaumfaellungenLuxemburgerStraße

Roland Schüler (v.l.), Claudia Pinl, Fraktionsvorsitzende der Lindenthaler Grünen, und Christian Müller schauen sich den Kahlschlag an der Luxemburger Straße an.

Joachim Bauer, stellvertretender Leiter des Grünflächenamtes bestätigt, dass ein Neubau der Grund für die Rodung ist: „Die Wohnungsgesellschaft der Stadtwerke baut am Hermeskeiler Platz 41 Wohnungen, eine Tiefgarage mit 61 Stellplätzen und eine Kita“, führt er aus. „Dazu wurden elf städtische Bäume zur gefällt.“

Am Ende würden fast alle Bäume dort wegfallen, um das Vorhaben umsetzen zu können. „Für die städtischen Bäume würde aber ein Ersatzgeld erhoben, das für Neupflanzungen verwendet wird“, so Bauer.Ob bei der Pflanzung bereits bekannt gewesen sei, welches Ausmaß das Bauvorhaben haben wird, sei leider nicht mehr nachzuvollziehen.

Die gefällten Bäume am Rautenstrauchkanal

Auch im Bereich des lauschigen Rautenstrauchkanals wurden zum Entsetzen der Anwohner rund 26 Ahornbäume gefällt. Dafür nennt das Amt für Grünflächen und Landschaftspflege einen guten Grund. „Die Ahorne waren von der Rußrindenkrankheit befallen“, so Joachim Bauer. „Die meist aus Sämlingen entstandenen Bäume standen fast alle im Randbereich, sind also nicht prägend für den Kanal.“

Zudem seien einige Buchen leider an der Buchenkomplexkrankheit erkrankt. Auch dadurch würde die Bruchsicherheit beeinträchtigt. In der Regel würden diese Bäume im Laufe der Zeit absterben. Doch Joachim Bauer verspricht: „Wir versuchen durch Entfernen des Totholzes und durch stärkeres Zurückschneiden der Krone, die erkrankten Bäume noch einige Jahre stehen zu lassen.“