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Kölnerin schreibt über BrustkrebsLioba Werrelmann verarbeitet den Tod einer Freundin

Lesezeit 4 Minuten
LiobaWerrelmann

Lioba Werrelmann verarbeitete schreibend den Tod einer Freundin. 

  1. Lioba Werrelmanns Freundin starb an Brustkrebs. Jede achte Frau in Deutschland erkrankt daran.
  2. Werrelmann selbst wäre fast an einem unerkannten Herzfehler gestorben.
  3. Ihre Erlebnisse hat sie in einem berührenden Roman verarbeitet.

Sülz – Als Lioba Werrelmann 40 Jahre alt war, saß der Tod plötzlich auf ihrer Bettkante. Doch dann trollte er sich wieder und ließ sie mit einem Leben zurück, das sie nun mit einem gewissen Abstand betrachtete: Werrelmann setzte sich hin und schrieb auf, was ihr geschehen war. Sie berichtete von dem kleinen Mädchen mit dem Herzfehler, das im Alter von zwei Jahren operiert wurde, als geheilt galt, und später als Frau so starke Herzrhythmusstörungen bekam, dass sie daran fast gestorben wäre.

Werrelmann schreibt über eigene Geschichte

Denn Werrelmanns Krankheit blieb zunächst unentdeckt. Der Rat ihrer Ärztin „Stellen sie sich nicht so an“ wurde zum Titel ihrer Stehaufmännchengeschichte“ – und diese ihr Debüt als Schriftstellerin. Mit dem Bericht über die eigene Krankheit wollte die WDR-Redakteurin andere Betroffene warnen, dass die scheinbar behobene Krankheit Spätfolgen haben kann. Nun ist bereits das dritte Buch der Sülzerin erschienen, ihr erster Roman. Er entstand, nachdem sie wieder einmal dem Tod begegnet war. Dieses Mal hat er ihre Freundin mitgenommen, kurze Zeit später auch noch eine andere. Beide starben an Krebs. „Erzähl mir was Schönes“ lautet der Titel des Buchs, benannt nach dem Wunsch, den die Sterbende ihrer Freundin gegenüber immer wieder äußert. Es beschäftigt sich mit einer besonderen Perspektive auf den Tod.

Realistischer Blick auf den Krebs

„Was ist eigentlich mit der Freundin, die zurückbleibt? Der Frage spürt der Roman nach, zwar auf fiktive Weise, denn die Geschichte der beiden Frauen Julia und Isabelle ist frei erfunden. Allerdings soll er ein realistischer Blick auf die Krankheit und ihre Folgen, auch für die Angehörigen, werfen.Das ist der Autorin wichtig: „In den Geschäften sind die Regale voll mit Büchern von Frauen, die den Krebs besiegt haben“, schildert sie. „Wenn man diese Diagnose bekommt, heißt es: Du musst nur stark sein, du musst es nur wollen, dann überlebst du das. Das ist aber fatal für alle, die sterben.“

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15 Prozent der Brustkrebs-Erkrankten sind tot

Werrelmann hat sich informiert: „Jede achte Frau in Deutschland erkrankt im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs“, weiß sie. „85 Prozent der erkrankten Frauen sind nach fünf Jahren noch am Leben, aber das bedeutet auch 15 Prozent sind tot.“ Der Roman sei durchaus ein bisschen düster, gibt Werrelmann zu.

Er ist allerdings auch beseelt von der Lebenslust der sterbenden Hauptfigur Isabelle. Sie und ihre Freundin Julia haben sich während des Studiums kennengelernt und viel gemeinsam, leider auch den Männergeschmack. Und so ist es eine Freundschaft mit Ecken und Kanten. Die Frage, wie man Konflikte löst, die zum Zeitpunkt des Todes nicht geklärt sind, ist ein zentrales Thema des Buchs. Die Suche nach dem, was von der verstorbenen Person bleibt, das andere. Im Falle von Isabelle ist es ihr Mut, den Romanheldin Julia sich nunmehr selbst aneignet und damit ihr Leben verändert.

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Die Bäckerstochter aus Jülich lebt seit Jahren in Sülz.

Ihr erster Krimi spielt im Prenzlauerberg

In der Geschichte ist dieser Punkt eine Parallele zu Werrelmanns eigenen Erlebnissen. „Wenn heute irgendetwas ist, frage ich mich manchmal, was meine Freundin dazu sagen würde“, erzählt sie. „Dann sehe ich vor meinem inneren Auge, dass sie lacht. Und plötzlich schrumpft das Problem auf Zwergengröße. Ihr Lebensmut ist geblieben und ihre Leichtigkeit. „Die Dinge sind nicht so schwer, wie ich denke.“ Denn Werrelmann selbst ist eigentlich eine Zauderin. Zum Bücherschreiben fehlte ihr lange der Mut. Dabei träumte bereits die achtjährige Bäckerstochter davon. „Ich wusste allerdings überhaupt nicht, wie das gehen sollte. Ich kannte gar keine Schriftstellerin“, erzählt Werrelmann.

Als sie schließlich Journalistin geworden war, konnte sie einen Bericht über die Krankheit schreiben. Doch um die erste ausgedachte Geschichte zu erzählen, musste sie sich überwinden. Heraus kam ein Krimi, der in Berlin spielt, am Prenzlauerberg, ihrem Sehnsuchtsort. Fünf Jahre verbrachte Werrelmann als Korrespondentin dort und erfuhr von einem Stück Ostgeschichte, den Wochenkinderheimen der DDR, und verwob sie in der Kriminalgeschichte „Hinterhaus“, die gerade als bestes Debüt 2019 für den Glauser-Preis, nominiert ist. Alle drei Bücher haben aus Ihrer Sicht eines gemeinsam: „Ich habe eigentlich immer aus Mist Gold gemacht“, findet Werrelmann.

Lioba Werrelmann wurde 1970 in Jülich, Rheinland, geboren. Sie studierte Politikwissenschaft, Staatsrecht und Germanistik, voluntierte beim Westdeutschen Rundfunk.

Erzähl mir was Schönes, Lioba Werrelmann, Piper, 304 Seiten, 13,99 Euro