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Essens-Ausgabe in SülzZahl der Bedürftigen seit Krieg verdoppelt – einige abgewiesen

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Lebensmittel

Vor der Kirche sammeln sich Menschen, die Lebensmittel brauchen – darunter viele Geflüchtete.

Köln-Sülz – In der Kirche duftet es nach Ananas und Erdbeeren, einige Meter weiter nach Zwiebeln. Obst und Gemüse liegt körbeweise auf den dort aufgestellten Tischen. Daneben lagern Nutella- und Marmeladengläser, verpackte Brötchen und Brotaufstriche abholbereit – während sich vor der Kirchentür die Menschen sammeln. Die katholische Gemeinde Sülz-Klettenberg verteilt in St. Karl Borromäus an der Zülpicher Straße gemeinsam mit der Stiftung des 1. FC Köln und der Tafel Köln jeden Mittwoch Lebensmittel an Menschen, die Unterstützung benötigen.

150 Menschen aus Köln-Lindenthal sind registriert

Rund 150 Sülzer, Lindenthaler und Klettenberger sind als Kunden der Ausgabestelle registriert. Ein Großteil davon kommt regelmäßig. Schon in der Vergangenheit wurden es stetig mehr. Seitdem der Krieg in der Ukraine begonnen hat, hat sich die Zahl der Menschen vor der Kirchentür verdoppelt.

„Mittlerweile haben sich knapp 250 Geflüchtete angemeldet, von denen jede Woche rund 140 für kostenlose Lebensmittel anstehen“, sagt Hanno Sprissler, Diakon der Kirchengemeinde, der die Vergabe betreut. „Inzwischen kommen mehr Menschen aus der Ukraine als aus Sülz und Klettenberg. Das bringt uns an die Grenzen des Machbaren, nicht nur was die verfügbaren Waren angeht, auch das Team ist am Limit.“

Tafel liefert doppelte Menge

Die Kölner Tafel hat bereits auf den gestiegenen Bedarf in Sülz reagiert und liefert die doppelte Menge an Waren. Eine Arbeitsgruppe der Willkommensinitiative „Hallo in Sülz“, des Caritas-Zentrums, der evangelischen und katholischen Kirche sowie des FC hat bereits vor Wochen zu Spenden aufgerufen. Die bisher gespendeten Mengen und die Gelder reichen aber nicht. Die Gemeinde benötigt mehr.

„Viele Geflüchtete haben einfach Hunger“, schildert Sprissler. „Zwar haben sie – sobald sie erfasst sind – einen Anspruch auf finanzielle Unterstützung, aber bis die Anträge gestellt sind und sie Geld bekommen, dauert es.“

Caritas will warmes Essen ausgeben

Und wenn es soweit ist, haben sie auch nicht mehr zum Leben als viele Stammkunden der Tafeln. Die Caritas wird nun bald auch warmes Essen in der Kirche ausgeben, das auch den Stammkunden der Ausgabestelle zugutekommt.

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Es soll gerecht zugehen, niemand weniger bekommen als die anderen. „Wir haben die Lebensmittel geteilt“, erklärt Sprissler, „eine Hälfte geht an die Menschen aus unseren Vierteln, die andere an die Ukrainer.“ Damit kein Konkurrenzverhältnis entsteht, verteilt das Team das Angebot zunächst an die Sülzer, Klettenberger und Lindenthaler. Dann kommen die Menschen aus der Ukraine an die Reihe. Oft wird es knapp. „Noch reichen unsere Lebensmittel, aber es kommen auch zunehmend Menschen aus anderen Bezirken, wo die Hilfsgüter ausgehen. Gerade war eine Frau aus Chorweiler hier, die erzählte, sie habe dort nichts mehr bekommen.“

Menschen aus anderen Vierteln werden abgewiesen

Sprissler muss zunehmend Menschen aus entfernteren Vierteln ablehnen, weil es sonst für vor Ort nicht reicht. „So verhindern wir natürlich auch, dass sich manche doppelt versorgen, beispielsweise mehrere Ausgabestellen abklappern“, sagt er. Trotzdem besteht die Gefahr, dass jemand gar nichts bekommt.

Bürger können die Ausgabestelle unterstützen, indem sie Folgendes spenden: Lebensmittel, die möglichst lange haltbar sind und unkompliziert zubereitet werden können, wie Brot, Müsli, Nüsse und Nussmischungen, Kekse, Snacks, H-Milch, Wurst- und Fischkonserven, Fertiggerichte in Dosen und Bechern sowie Getränke. Gebraucht werden auch Hygieneartikel wie Duschgel, Flüssigseife, Zahnpasta, Damenbinden und Toilettenpapier. Einkaufsgutscheine für die lokalen Supermärkte und Einzelhändler sind ebenfalls willkommen.

Die Spenden können mittwochs, 12 bis 13 Uhr, oder samstags von 18 bis 19 Uhr in St. Karl Borromäus, Zülpicher Straße 275, abgegeben werden. Gutscheine nehmen auch die Pfarrbüros der katholischen Kirche am Nikolausplatz 17 und am Klettenberggürtel 71 entgegen.