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„Unbefristete Streiks denkbar“Hunderte folgen Verdi-Aufruf zu Streik vor der Kölner Universität

Lesezeit 3 Minuten
Menschen, die mit Verdi-Fahnen und in gelben Warnwesten demonstrieren.

Die Streikenden kamen am Mittwoch zu einer Kundgebung auf dem Albertus-Magnus-Platz in Köln-Lindenthal zusammen.

Die Angestellten fordern mindestens 500 Euro mehr Lohn. Verdi-Sekretär kritisierte auf dem Warnstreik in Köln den Hamburger Finanzsenator.

Die sommerlichen Latino-Rhythmen der Band „Fiesta-Poets“ halfen den hunderten Demonstranten vor der Bühne auf dem Albertus-Magnus-Platz nur teilweise, die Kälte vor dem Uni-Hauptgebäude aus den Körpern zu vertreiben. Statt gemeinsam zu tanzen, haben sich die Menschen dort am Mittwoch versammelt, um ihrem Ärger über ihren Arbeitgeber Ausdruck zu verleihen, dem Land Nordrhein-Westfalen.

Am Dienstag, 5. Dezember, ist die nächste Verhandlungsrunde in der Auseinandersetzung um mögliche Lohnerhöhungen für die Beschäftigten im öffentlichen Dienst innerhalb der Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL). Zahlreiche der Männer und Frauen vor Ort sind dem Aufruf der Gewerkschaft Verdi zum Warnstreik bereits mehrmals in den vergangenen Wochen gefolgt und haben dafür im Universitätsklinikum, in Verwaltungsstuben oder an der Kölner Universität als Ausdruck des Protests ihre Arbeit niedergelegt.

Zwei Junge Männer tragen lilafarbene Warnwesten.

Jannes Komenda (links) und weitere wissenschaftliche Mitarbeitende an der Kölner Uni beteiligen sich am Warnstreik auf dem Campus.

Zu ihnen gehört auch Jannes Komenda, wie viele andere wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit lilafarbener Warnweste gekleidet, der als Tutor und Professoren-Hilfskraft am historischen Institut der Kölner Uni in den zwei Jahren und zwei Monaten, die er dort tätig ist, bereits 15 Arbeitsverträge für dieselbe Stelle unterschrieben hat. „Alle drei Monate läuft der Job aus, es gibt kaum Urlaubsanspruch und keinen Lohn im Krankheitsfall – das ist nicht in Ordnung und muss sich dringend ändern“, sagt der 23-Jährige.

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Warnstreiks in Köln: Angestellte fordern mindestens 500 Euro mehr Lohn

Ein monatliches Plus von 10,5 Prozent, mindestens aber 500 Euro mehr Lohn fordert Verdi für die Angestellten bei den Ländern, explizit auch eine Verbesserung der Arbeitssituation sowie die Angleichung der gering bezahlten Jobs an die Tarifverträge von Personen wie Jannes Komenda und seinen Kolleginnen und Kollegen. „Das ist keine überzogene Forderung, sondern gleicht gerade mal die alles verteuernde Inflation aus, die den Menschen in ihrem Leben das Geld auffrisst“, betont unter Applaus Daniel Kolle, Verdi-Sekretär für den Bezirk Bonn-Köln-Leverkusen.

Wer so redet, hat den Bezug zur Realität in unserer Gesellschaft verloren
Redner der Demo

Der aktuelle, bis Donnerstag angesetzte zweitägige Warnstreik solle die TdL-Verhandlungsführer „endlich dazu bringen, sich ernsthaft und verantwortungsvoll mit den Forderungen und Sorgen der Menschen auseinanderzusetzen“, so der Gewerkschafter weiter. Stattdessen würden Verantwortliche wie der Hamburger Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) „unglaublich dreiste Tipps geben“, wie den, ohne Scham Wohngeld für sich zu beantragen, sollte das Geld nicht mehr ausreichen.

„Wer so redet, hat den Bezug zur Realität in unserer Gesellschaft verloren“, hebt ein Redner auf derhervor, „denn wir sorgen dafür, dass dieses Land und in diesen krisenhaften Zeiten auch die Demokratie funktioniert“. Die Demonstrierenden laufen zu einer Kundgebung am Hans-Böckler-Platz in Ehrenfeld weiter.

Weitere Demonstration in der Kölner Innenstadt sorgt für größere Verkehrseinschränkungen

Die Einschränkungen und Behinderungen im Verkehr, die dadurch von etwa 10.30 Uhr bis 12 Uhr entlang der Route die Folge waren, blieben aber ungleich geringer als die der Demonstration von Mitarbeitenden der Freien Träger sozialer Einrichtungen in Köln, die etwa in derselben Zeit zu Tausenden von der Deutzer Werft aus durch die Kölner Innenstadt bis zum Aachener Weiher marschiert waren.

Wir sind natürlich bereit, für eine gute Einigung am Ende einen für beide Seiten zumutbaren Korridor zu beschreiten
Daniel Kolle,Verdi-Sekretär für den Bezirk Bonn-Köln-Leverkusen

„Wir sind natürlich bereit, für eine gute Einigung am Ende einen für beide Seiten zumutbaren Korridor zu beschreiten“, räumte Verdi-Mann Kolle am Rand der Kundgebung gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ ein. Allerdings sei man nicht darauf angewiesen, den Arbeitskampf zwingend in der dritten Runde des Tarifstreits Anfang Dezember zu beenden.

„Wenn keine adäquaten Angebote gemacht und die Menschen, die zusammen für mehr Lohn auf die Straße gehen, nicht ernst genommen werden“, kündigte der Gewerkschafter an, „heizt sich die Stimmung weiter auf, das ist deutlich spürbar – und unbefristete Streiks sind dann denkbar.