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Mit Kolibris gegen GekrakelWandbild soll in Köln vor Schmierereien schützen

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L7 Matrix bei der Arbeit

Klettenberg – Leichtigkeit und Schönheit. Diese beiden Eigenschaften besitzen Vögel. Für Alexandra Sorgenicht, Inhaberin des Instituts für Intuitionstraining an der Luxemburger Straße 305, gibt es nichts, womit man eine graue Hauswand in der Stadt besser schmücken könnte, als mit dem Bild eines solchen bunt-gefiederten Tieres. Sie hat sich schon oft über die schäbigen Schmierereien an der Wand des Hauses geärgert, in dem ihr Unternehmen seinen Sitz hat.

Graffiti als Prophylaxe gegen Schmiererei

So beschloss sie, selbst in die Offensive zu gehen und der Wand mit Einwilligung der Eigentümerin zu einem kunstvollen Schmuck zu verhelfen. „Man sagt ja, dass es in der Graffiti-Szene den Ehrenkodex gibt, die Werke anderer nicht zu besprayen“, erläutert sie. Ob die Urheber der Kritzeleien ebenso viel Ehre haben wie die Graffiti-Künstler, weiß sie nicht, aber einen Versuch war es ihr wert. Vögel sollten also auf der Hauswand flattern. Sie recherchierte im Internet und entdeckte dort L7Matrix. Unter diesem Künstlernamen tourt der 34-jährige Brasilianer Luis Martins nun bereits seit zehn Jahren um die Welt und versieht Häuserwände mit seinen filigran-poppigen Kunstwerken, die vor Lebendigkeit sprühen:

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Kolibris fürs Karma

Galoppierende Geparden im Geschwindigkeitsrausch

Galoppierende Geparden im Geschwindigkeitsrausch, die einen bunten Feuerschweif hinter sich lassen, fluoreszierende Quallen mit langen verwobenen Tentakeln, lustig flatternde Blaumeisen, majestätisch sich aufschwingende Eulen gehören auch zu den Lieblingsmotiven von L7Matrix, die er mit einer Mischung aus Sprühfarbe und anderen Materialien auf die Wände bringt. Auf dem Haus an der Ecke Breiberg-/Luxemburger Straße sind es nun Kolibris, die Vögel seines Heimatlandes. Sie sollen künftig die Stadtbesucher erfreuen. „Es handelt sich um eine brasilianische Kolibri-Art und um eine aus Costa Rica“, erklärt der Künstler. Die Farben wählt er intuitiv, ohne einen Blick in einen Vogelatlas zu werfen.

Von Sao Paulo nach Köln-Klettenberg

Im Alter von 13 Jahren stieß Martins zum ersten Mal auf Sprühdosen als Medium, da hatte er schon Erfahrung mit Malerei und Zeichnen gesammelt. Fortan schmückte er die Mauern verlassener apokalyptisch anmutender Ruinen in seiner Heimatstadt Sao Paulo mit seinen Hinterlassenschaften, experimentierte mit den unterschiedlichsten Materialien wie Tusche, Lack, Softpastell, Ölpastell und Acryl – und fand schließlich seinen eigenen energie- und emotionsgeladenen Stil, der ihn über die Grenzen seines Heimatlandes hinaus bekannt machte. Derzeit lebt er in Versailles. Verschiedene Aufträge verschlugen ihn dieses Jahr aber schon in viele Städte – und so nun auch nach Klettenberg.