Rund um die EM-Spiele im Rhein-Energie-Stadion gilt ein Drohnenflugverbot – acht Drohnenbesitzer bekamen bereits Strafanzeigen.
Zehn Einsätze bei erstem EM-SpielSo holt die Polizei in Köln verbotene Drohnen vom Himmel
Für das, was während des ersten EM-Spiels am Samstag in Köln rund um das Rhein-Energie-Stadion zu beobachten war, gibt es das schöne Wort „Leistungsschau“: Polizei und Sicherheitsbehörden hatten nahezu alles aufgefahren, was die hauseigenen Fuhrparks hergaben. Vor allem die Bullis der Bereitschaftspolizei dominierten das Bild.
Ein VW-Transporter mit blau-weiß-gelben Markierungen allerdings irritierte am Mittag Spaziergänger im Stadtwald. Dieses Einsatzfahrzeug sieht man in Köln eher selten. Langsam fuhr der Wagen am Trimm-Dich-Pfad an der Jahnwiese vorbei, beschriftet war er mit „Luftaufsicht“. Wenig später raste er mit Blaulicht und Sirene über die Aachener Straße. Aber warum? Und mit welchem Auftrag?
Köln: Polizei wird unterstützt von der Luftaufsicht der Bezirksregierung
Die „Luftaufsicht“ ist das Eingreifteam des Dezernats 26 der Bezirksregierung Düsseldorf, also der Landesluftfahrtbehörde, zuständig für die Regierungsbezirke Düsseldorf und Köln. Sie genehmigt Flugplätze – von internationalen Airports bis zu kleinen Modellfluggeländen – und beaufsichtigt ganz allgemein den Flugbetrieb. Die Einsatzkräfte der „Luftaufsicht“ sind normalerweise vor allem an den Flughäfen unterwegs. Während der Fußball-Europameisterschaft kontrollieren sie an den Spieltagen aber gemeinsam mit der Polizei auch verstärkt den Verkehr über dem jeweiligen Stadion und im direkten Umfeld.
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Der Hintergrund: Von drei Stunden vor bis vier Stunden nach Spielbeginn gilt im Umkreis von 3,7 Kilometern um alle deutschen EM-Stadien ein Drohnenflugverbot. So sollen „potenzielle Risiken für Zuschauer, Spieler und die allgemeine Sicherheit minimiert werden“, teilte die Deutsche Flugsicherung (DFS) mit. Ausnahmen gelten nur für Polizei und Rettungskräfte. Zuwiderhandlungen seien keine Kavaliersdelikte und könnten rechtlich als gefährlicher Eingriff in den Luftverkehr gewertet werden, warnt die DFS. Das Strafgesetzbuch sieht hierfür eine Geldstrafe oder bis zu zehn Jahre Freiheitsstrafe vor.
Am Samstag stoppte die Polizei Köln vor, während und unmittelbar nach dem Gruppenspiel Ungarn gegen Schweiz insgesamt mehr als zehn private Drohnen im Umkreis des Rhein-Energie-Stadions und brachte sie zur Landung. Mindestens acht mutmaßliche Drohnenpiloten habe man identifizieren können, teilte ein Polizeisprecher mit. „Gegen sie wurden Strafverfahren eingeleitet.“ Ein terroristischer Hintergrund oder eine ernste Gefährdung der Sicherheit soll aber in keinem der Fälle vorgelegen haben.
Köln: Polizei bringt Drohnen im Stadtwald zur Landung
Wie genau die Polizei in Köln Drohnen stoppt und zur Landung zwingt, will ein Behördensprecher aus Sicherheitsgründen nicht mitteilen. Doch wie es heißt und wie auch die Polizei in München kürzlich der Öffentlichkeit vorgeführt hat, setzt die Polizei auch in Köln so genannte Jammer ein, Störsender, mit denen die Funk- und GPS-Signale verändert werden können – und zwar so, dass die Beamten die Steuerung des fremden Fluggeräts komplett übernehmen können.
Dies soll auch am Samstag für das ein oder andere „verdutzte Gesicht“ bei Drohnenlenkern rund um das Rhein-Energie-Stadion gesorgt haben, deren Gerät plötzlich fremdgesteuert davongeflogen und über einem mit Sand gefüllten Container zu Boden gegangen ist, der am Rande des Stadtwalds platziert und großräumig abgesperrt ist. Dort kann die Polizei die Drohnen näher untersuchen.
Je nachdem, in welche Sicherheitskategorie die Polizei eine EM-Begegnung einstuft, können neben Drohnenflügen auch schärfere Verbote erteilt werden, die dann auch Passagiermaschinen betreffen. Sie müssen die jeweiligen Stadien dann großräumig umfliegen.
Grund für die erhöhte Wachsamkeit während der EM ist unter anderem der Anschlag Ende März auf eine Konzerthalle in Moskau. Danach hatte sich die Sicherheitslage auch in Deutschland nochmal verschärft, erst recht während eines Großereignisses wie einer Europameisterschaft. Dabei geht es um die allgemeine Fußballgewalt, aber auch um eine laut Sicherheitsbehörden „abstrakte Gefahr terroristischer Anschläge“. Mögliche Cyberangriffe spielen ebenso eine Rolle, außerdem könnte es zu Protesten oder Demonstrationen am Rande der EM kommen.