Der Bekannte einer Familie bringt zwei Kindern das Schwimmen bei. Kostenlos, die Eltern sind mit dabei. Die Köln-Bäder dulden das nicht.
Eltern sind empörtKöln-Bäder verbieten privaten Schwimmunterricht für zwei kleine Kinder
Familie Spohn erging es wie vielen Kölner Familien, die versuchen, einen Platz für ihr Kind in einem Schwimmkurs zu ergattern. Sie scheiterten wiederholt. Als Martin Spohn einer Kollegin bei der Arbeit davon berichtete, bot diese an, ihr Sohn könne dem Jungen das Schwimmen beibringen. Der 17-Jährige ist Mitglied im Schwimmverein. „Wir waren total froh über das Angebot“, sagt Martin Spohn.
Und so kam es, dass der fünfjährige Sohn von Martin Spohr und die vierjährige Tochter einer befreundeten Familie ab dem Spätsommer regelmäßig sonntagmorgens für etwa eine Stunde Schwimmen mit dem Jugendlichen im Stadionbad übten. Martin Spohn oder der andere Vater waren immer dabei. Oft auch beide. „Doch schon nach kurzer Zeit wurden wir immer wieder von Mitarbeitenden des Schwimmbads darauf hingewiesen, dass der Unterricht nicht gewünscht sei“, sagt Spohn. „Obwohl wir erklärten, dass es sich um eine Freundschaftsleistung handelt und der Jugendliche kein Geld dafür erhält.“
Köln: Bademeisterin im Stadionbad verbietet Familie Schwimmunterricht
Schließlich hätte eine Bademeisterin beiden Vätern mitgeteilt, „dass wir in dieser Konstellation den Kindern in diesem Bad das Schwimmen nicht weiter beibringen dürfen“, berichtet Spohn entrüstet. In einem Brief an die Köln-Bäder, die das Stadionbad betreiben, schildert er die Vorgänge und bittet um eine Stellungnahme: „Wir fragen Sie, wie es sein kann, dass es Privatpersonen untersagt wird, den Kindern das Schwimmen beizubringen?“ Der Brief liegt dem „Kölner Stadt-Anzeiger vor“, ebenso die Antwort der Köln-Bäder.
„Selbstverständlich begrüßen wir es, wenn Eltern ihre Kinder das Schwimmen lehren. Wir freuen uns über jedes Kind, das schwimmen kann, denn dies ist der wichtigste Schutz vor Ertrinkungsunfällen“, heißt es im Antwortbrief der Köln-Bäder. „Schwierig wird es, wenn das Engagement einem privaten Schwimmkurs gleichkommt, da für uns die Sicherheit immer an erster Stelle steht.“ Private Schwimmkurse seien laut Haus- und Nutzungsordnung nicht gestattet. Zum einen könne nicht sichergestellt werden, dass die lehrende Person über die notwendigen Qualifikationen verfüge. Außerdem sei einem Minderjährigen die Aufsichtspflicht „nicht zuzumuten“.
Weiter heißt es in dem Schreiben, dass „der junge Mann im Stadionbad mit mehrfach wechselnden Kindergruppen aufgefallen“ sei, denen er das Schwimmen beibringen wollte. „Dies sieht für uns entgegen Ihrer Darstellung nach einem kommerziellen Angebot aus, das wir so in unseren Bädern nicht dulden können.“
Martin Spohn ist über diese Antworten empört: „Es ist immer mindestens einer von uns Erwachsenen mit im Wasser dabei.“ Der 17-Jährige sei nie allein mit den Kindern und werde nicht für den Unterricht bezahlt. „Er macht gerade sein Abitur und nimmt sich sonntags Zeit – das ist ein tolles Engagement.“ Von „wechselnden Kindergruppen“ könne keine Rede sein. Es seien immer dieselben beiden Kinder, die er unterrichte.
„Ich kann nicht nachvollziehen, dass ich meinem Sohn das Schwimmen beibringen darf, ein Bekannter aber nicht“, sagt Spohn. Er habe auch probiert, seinem Sohn selbst anzuleiten: „Andere Eltern werden das kennen: Auf mich hört mein Sohn nicht so gut wie auf eine außenstehende Person.“
Doch offenbar sei nur den eigenen Eltern gestattet, ihren Kindern das Schwimmen beizubringen, legt die Antwort der Köln-Bäder nahe: „Falls Eltern nicht in der Lage sind, den Kindern schwimmen beizubringen, bieten wir Schwimmkurse für jegliche Altersstufen an.“ Diesen Satz empfindet der Vater als Hohn: „Ich hätte gern einen Kurs gebucht, aber wir haben keinen Platz bekommen.“ Die Kurse der Köln-Bäder und anderer Anbieter sind immer binnen Minuten ausgebucht, die Nachfrage übersteigt das Angebot.
Das Schreiben der Köln-Bäder endet mit den Worten: „Wir freuen uns, wenn wir Sie und Ihre Kinder in einem unserer Bäder begrüßen dürfen, um die Fertigkeit des Schwimmens innerhalb der Familie zu erlernen.“