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20-jähriges BestehenFeier markiert Jubiläum des Landschaftspark Belvedere in Müngersdorf

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Auf einem grünen Feld stehen Politiker, Bürgervereinsmitglieder, Verwaltungsmitarbeiter und andere engagierte Bürger vor der Gründungseiche des Landschaftsparks Belvedere.

Politiker, Bürgervereinsmitglieder, Verwaltungsmitarbeiter und andere engagierte Bürger feierten an der Gründungseiche das Landschaftspark Belvedere.

Die Gründungseiche im Kölner Landschaftspark Belvedere symbolisiert 20 Jahre Bürgerengagement. Die Geschichte hinter ihrer Entstehung.

Martin Krist steht am Rand seines fast erblühten Rapsfeldes und blickt mit den anderen Gästen der Jubiläumsparty über das Land, die Äcker und Wiesen des Landschaftspark Belvedere, an dessen Entstehen sie alle irgendwie beteiligt waren. Politiker, Verwaltungsmitarbeiter, Mitglieder von Bürgervereinen und Bürgerinitiativen haben sich an der Eiche versammelt, mit der das Grüngebiet gegründet wurde. Sie ist jetzt 20 Jahre vor Ort und angesichts der Lebenserwartung ihrer Art noch ein Kinderbaum. Trotzdem ist sie ein hölzernes Zeichen für den Aufbruch im Jahr 2004.

Die Idee, das Areal zwischen der Eisenbahnlinie Köln-Aachen, dem Freimersdorfer Weg, der Autobahn A1 und der Militärringstraße als Grünfläche zu gestalten, stammt noch von Konrad Adenauer. Wie einst von ihm anvisiert, komplettiert der Landschaftspark Belvedere nun den Äußeren Grüngürtel, auf dem Gebiet von drei Kölner Stadtteilen, Bocklemünd, Widdersdorf und Müngersdorf.

Vom Gewerbegebiet zum Landschaftspark: Bürgerinitiative formt das Belvedere

Entgegen der Vorstellung des ehemaligen Kölner Oberbürgermeisters schmiedeten Politiker in Köln Anfang der 2000er Jahre den Plan, dort ein Gewerbegebiet anzusiedeln. Das rief zahlreiche Bürger auf den Plan, die sich gegen das Vorhaben stellten und sich für die Verwirklichung eines Landschaftsparks einsetzten, benannt nach dem nahegelegenen Bahnhof Belvedere.

Sie stießen auf Unterstützung der Bürgervereine und Bürgerinteressengemeinschaften im Kölner Westen und des Rheinischen Verein für Denkmalschutz und Landschaftspflege. Schirmherr wurde: Konrad Adenauer, der Enkel des Ideengebers. Der Plan wurde konkretisiert, von der Bezirkspolitik und schließlich auch vom Stadtrat unterstützt sowie vom Kölner Grünflächenamt.

Naturoase in Köln-Müngersdorf: Die Transformation des Grüngürtels

Und so wurde dann zwei Jahre nach der Initialzündung der „Freundes- und Förderkreis zur Vollendung des Grüngürtels“ gegründet und die Eiche gesetzt. Der 300 Hektar große Landschaftspark entstand, also eine naturnah gestaltete Grünfläche, die sich dadurch von einem klassischen Park unterscheidet. Wälder, Hecken und Wiesen sind Teil der Fläche und Lebensraum für viele verschiedene Tierarten.

Vor der Entstehung des Parks war das Areal – aufgrund der fruchtbaren Lößböden der Niederterrasse – stark landwirtschaftlich bewirtschaftet. Der Landwirtschaftsbetrieb Gut Vogelsang in seiner Mitte wurde bereits im 12. Jahrhundert erstmals urkundlich erwähnt und sollte als solcher erhalten bleiben. So wurden die landwirtschaftlichen Flächen in den Landschaftspark integriert und auf ökologischen Landbau umgestellt werden.

Nachhaltige Landwirtschaft in Aktion: Vielfältige Fruchtfolgen und schonende Bodenbearbeitung

Krist erläutert den Feiernden, was das bedeutet: Er pflanze im Auftrag des Max-Planck-Instituts für Pflanzenzüchtungsforschung auf 140 Quadratmeter Raps, Zuckerrüben, Silomais, Winterweizen und Wintergerste in Reinkultur, schildert er. Das sei nicht zu verwechseln mit einer Monokultur. Die Fruchtfolgen würden auf den Äckern rotieren, sodass der Boden nicht auslaugt.

Auch Streuobst- und Blühwiesen gehören zu dem von Krist bewirtschafteten Areal. Den Boden bearbeitet er vorsichtig, nicht mit einem Pflug, sondern einem Grubber, sodass das Erdreich aufgelockert, nicht umgegraben wird und das wertvolle lebendige Innenleben erhalten bleibt. Er düngt ihn organisch, mit Grünschnitt vom Kompost der Stadt oder mit Gärsubstrat aus einer hiesigen Biogasanlage. „Das riecht nicht immer so gut“, sagt Krist, aber er erkläre den Landschaftsparkbesucher gerne, warum er was auf seinen Äckern macht.

Die Menschen, die auf den Wegen durch den Landschaftspark wandern, können sich ein Bild von moderner Landwirtschaft machen. Die gelebte Agrarkultur komplettiert den Landschaftspark. Die blühenden Rapsfelder sind ein Sinnbild seines Erfolges wie die Gründungseiche. Das betonte auch Gründungsmitglied des Förderkreises, Angelika Burauen bei der Feier: „Die Eiche steht für Kraft, Stolz, Gerechtigkeit, Ausdauer und Weitsicht“, sagte sie. Die Eigenschaften benötigten die Bürger vor 20 Jahren. „Wir hatten stürmischen Rücken- und politischen Gegenwind“, so Burauen. Doch sie blieben standfest im Sturm wie eine große alte Eiche.