Im Zuge der Sanierung der Sportplätze musste auch ein Teil des alten Hubschrauberlandeplatzes weggefräst werden – das finden nicht alle gut.
„Geschichte wird immer mehr zerstört“Historiker kritisiert Sanierung der Sportplätze am Grüngürtel
Werner Müller ist nicht einverstanden mit dem, was in den vergangenen Wochen im Inneren Grüngürtel passiert ist: „Die reiche Geschichte des Grüngürtels wird nicht beachtet und immer mehr zerstört.“ Was den Kölner Luftfahrt-Historiker verärgert, ist der Umgang mit den Resten des einstigen Hubschrauberlandeplatzes zwischen Venloer Straße und Vogelsanger Straße. Die betonierten und asphaltierten Flächen, die seit den 1990er Jahren als Basketball- beziehungsweise Tennisplatz genutzt werden, seien zwar ein bedeutsamer Teil der Kölner Luftfahrtgeschichte. Dennoch sei im Zuge einer Sanierung der Sportplätze kürzlich historische Bausubstanz einfach weggefräst worden.
Es waren Hubschrauber vom Typ Sikorsky S-55 und S-58, die ab 1953 den „Heliport“ nutzten, später auch die wesentlich größeren und spektakuläreren Vertol 44B-Helikopter. Betrieben wurde die eingezäunte Anlage von der belgischen Fluggesellschaft Sabena. Der Flugdienst brachte die Passagiere von Köln nach Brüssel, wo sie dann in Sabena-Flugzeuge Richtung New York umstiegen. Auch in Lüttich, Maastricht, Duisburg, Dortmund und Bonn habe die Sabena Helikopter-Stationen betrieben, wenngleich nicht viel darüber bekannt sei, so der Experte. Das gelte auch für den Kölner Heliport. Wahrscheinlich sei er auch gebaut worden, um den belgischen Streitkräften eine gute Verbindung in die Heimat bieten zu können.
Insgesamt wurden mehr als 1000 An- und Abflüge vom Heliport Köln absolviert. Zu den prominenten Fluggästen des Landeplatzes gehörten der belgische Außenminister Paul Henri Spaak, Sportjournalist Ernst Huberty und Entertainer Johannes Heesters, der 1958 im Inneren Grüngürtel abhob, um in Brüssel einen Auftritt zu absolvieren. Neben dem Landeplatz befand sich das Abfertigungsgebäude mit der Aufschrift „Hubschrauber-Flughafen Köln“. Ein schräg verlaufender Weg verband beide Bereiche.
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Heliport Köln: Prominente Fluggäste nutzten den Landeplatz
Doch am 1. April 1966 wurde die Anlage aufgegeben. „Nachdem die Lufthansa eine eigene Strecke Köln-New York eingerichtet hatte, nahmen die Passagierzahlen immer mehr ab“, sagt Werner Müller: „Der Flugbetrieb lohnte nicht mehr.“ Schon vorher hätten selbst bei ausgebuchten Plätzen die Einnahmen die Betriebskosten nicht gedeckt. Das Gebäude wurde abgerissen, die Betonplatte darunter, der Verbindungsweg und der Landeplatz jedoch blieben erhalten und wurden später zu Sportplätzen umfunktioniert.
Im Rahmen der jüngsten Sanierung erneuerte die Stadt als Eigentümerin zuletzt die Oberflächenbeläge. Dabei sei jedoch lediglich die etwa fünf Zentimeter dicke Asphaltoberfläche des Landeplatzes abgefräst worden, so ein Sprecher: „Die massive Betonplatte (circa 35 bis 40 cm) besteht weiterhin.“ Werner Müller stellt das nicht zufrieden. Ohne Not sei historische Substanz entfernt worden. Die Stadt hätte den neuen Sportbelag auch auf die alten Flächen aufbringen können.
Die Sportler freut die Investition hingegen. Laut Verwaltung wurden nicht nur die Oberflächen erneuert, sondern auch die Basketballkörbe, eine Netzanlage und Sitzbänke. Die Plätze werden mittlerweile wieder rege genutzt. Die Kosten betragen im Inneren Grüngürtel 375.000 Euro, weitere 460.000 Euro sind in die Sanierung des Basketballfelds an der Alfred-Schütte-Allee in Poll geflossen. 500.000 Euro kommen aus einem Förderprogramm der NRW-Bank, den Rest zahlt die Stadt.