Das kamerabasierte System analysiert das Bewegungsverhalten der Badegäste und erkennt Anzeichen für mögliche Notlagen - und das in 30 Sekunden.
Stadionbad MüngersdorfKölnbäder führen KI-System zur Erkennung von Notlagen ein
Nur drei Minuten, kaum mehr Zeit bleibt, um die Rettungskette in Gang zu setzen, wenn ein Mensch zu ertrinken droht – also die betroffene Person zu bergen, möglicherweise zu reanimieren und dann weiter zu versorgen. Ansonsten drohen schwere Hirnschäden, schlimmstenfalls sogar der Tod. Ein Risiko, das nicht immer einfach und nicht von allen Menschen gleich gut einzuschätzen ist, die ein Schwimmbad besuchen.
Obwohl es in den vergangenen Jahren nur zu sehr wenigen solcher dramatischen Vorfälle in Kölner Schwimmbädern gekommen ist, setzt das städtische Tochterunternehmen „Köln-Bäder“ als Betreiberin von mehr als zehn Badeanstalten im gesamten Stadtgebiet nun auf moderne Technologie im Betriebsalltag: „Mehr Sicherheit für Besucherinnen und Besucher ist das eine Ziel, das andere ist, die Arbeit des für die Aufsicht in den Bädern verantwortlichen Personals zu erleichtern“, sagt Marc Riemann, der seit 15 Jahren bei den Köln-Bädern als Leiter Betriebsmanagement tätig ist. Am Mittwochvormittag präsentiert er mit Geschäftsführerin Claudia Heckmann und mehreren Mitarbeitenden das neue, auf Künstliche Intelligenz gestützte Programm zur Ertrinkenden-Rettung im Stadionbad in Köln-Müngersdorf.
Programm erkennt Gefahr innerhalb von 30 Sekunden
Das System „Lynxight“ ist dort seit einer Woche installiert, das mit fünf Kameras über dem Sportbecken sowie weiteren drei rund um das Lehrschwimmbecken nebenan den gesamten Betrieb im Wasser und am Rand überwacht. In Echtzeit werden dabei kontinuierlich das Bewegungsverhalten der Schwimmerinnen und Schwimmer analysiert und Anzeichen für potenzielle Notlagen erkannt, so Riemann: „Innerhalb von 30 Sekunden erkennt das Programm eine Gefahr und alarmiert das Personal umgehend.“
Die jeweils am Bad arbeitenden Bademeister tragen am Arm sogenannte Smartwatches, auf denen in zehn Sekunden Verzögerung das Szenario angezeigt wird. In drei Warn-Kategorien wird der Grad der Gefahren übermittelt, sodass die Wasseraufsicht angemessen aktiv werden kann. „Je länger Lynxight in Betrieb ist, umso feiner lernt das KI-System das Verhalten der Gäste zu identifizieren“, erläutert Riemann die Funktionen. So würden Kinder, auch etwa bei einer Schulklasse im Schwimmunterricht, andere körperliche Merkmale aufweisen, als Erwachsene beim Training auf den 25 Meter langen Bahnen im Stadionbad.
KI-System hat rund 50.000 Euro gekostet
Auch beim Datenschutz sei Sicherheit gewährleistet, sagt Claudia Heckmann. „Die Kameras zeichnen Gesichter nur verpixelt auf, die Körper und ihre Bewegungen stehen im Fokus“, sagt sie. Darüber hinaus würden alle Aufnahmen nach 60 Sekunden automatisch wieder gelöscht – auch die Köln-Bäder hätten demnach keinen Zugriff darauf.
Rund 50.000 Euro hat das Unternehmen für das neue KI-System in der Badeanstalt in Köln-Müngersdorf investiert. „Mit dieser Technologie ersetzen wir keine Menschen, sondern setzen ein starkes Zeichen für die Sicherheit und die digitale Modernisierung der Köln-Bäder“, betont die Geschäftsführerin. Jedes Jahr soll Heckmann zufolge nun je eine weitere der Kölner Badeanstalten mit dem System zur Ertrinkenden-Erkennung ausgestattet werden.