Vor zehn Jahren brauchte es noch neutrale Vermittler, doch nun steht ein neuer Pachtvertrag für das Rhein-Energie-Stadion.
Nach langen VerhandlungenStadt Köln und FC einigen sich auf leicht erhöhte Stadionpacht
Fußball-Erstligist 1. FC Köln spielt weiter in seiner angestammten Heimat: Der Traditionsklub und der Eigentümer des Rhein-Energie-Stadions, die hundertprozentige städtische Tochtergesellschaft Kölner Sportstätten (KSS), haben sich nach mehr als einem Jahr der Verhandlungen auf die Eckpunkte eines neuen Pachtvertrags bis zum 30. Juni 2034 geeinigt.
Die Beteiligten äußerten sich in der Mitteilung nicht zur Höhe der neu verhandelten Pacht, es heißt: „Die Pacht sieht danach wie gehabt eine Differenzierung für die 1. und 2. Bundesliga vor, wobei künftig ein Teil der zu zahlenden Fixpacht sowie die Betriebskosten jährlich entsprechend der Verbraucherpreisentwicklung angepasst werden sollen.“
Abstieg wäre laut KSS schlimm für die Stadt
Laut Geschäftsbericht der Sportstätten für das Jahr 2022 zahlte der 1. FC Köln als Erstligist rund 7,9 Millionen Euro Pacht sowie 1,6 Millionen Euro Betriebskostenzuschuss, insgesamt also rund 9,5 Millionen Euro. In der Zweiten Liga waren es bisher 2,1 Millionen Euro jährliche Pacht.
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Dem FC droht als Tabellen-17. der Abstieg, er hat fünf Punkte Rückstand bei noch zwölf zu vergebenden Punkten. 2018 hatte KSS-Geschäftsführer Lutz Wingerath dieser Zeitung gesagt: „Der Abstieg des 1. FC Köln kostet uns zudem sehr viel Geld, weil die Pacht in der Zweiten Liga deutlich niedriger ist als in der Bundesliga. Das ist schlimm für die Stadt.“
Leichte Erhöhung der Pacht
Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ soll sie für die erste Liga auf etwas mehr als acht Millionen Euro steigen, in der Zweiten Liga soll die Summe sich ebenfalls leicht auf rund 2,5 Millionen Euro erhöhen, je nachdem was man einberechnet. Dasselbe soll für den Betriebskostenzuschuss gelten, der sich leicht erhöht. Klub-Geschäftsführer Philipp Türoff hatte vor einem Jahr „schwierige Verhandlungen“ erwartet (wir berichteten).
Die aktuelle Vereinbarung läuft im Sommer aus, es herrschte also ein gewisser Zeitdruck – zumal beim vergangenen Vertragsabschluss 2014 sogar ein Mediationsverfahren nötig war, weil der Klub und die Sportstätten sich damals zunächst nicht über die Pachthöhe einigen konnten. Der Aufsichtsrat der Sportstätten hat dem Papier am Donnerstagmorgen zugestimmt, danach versendeten die Beteiligten eine Pressemitteilung. Die abschließenden Verhandlungen sollen demnach zeitnah erfolgen.
Unter anderem wird FC-Präsident Werner Wolf in der Mitteilung zitiert: „Die Vereinbarung ist das Ergebnis eines konstruktiven Miteinanders zwischen der Stadt und dem FC in dieser wichtigen Zukunftsfrage. Es zeigt, was möglich ist.“ Der letzte Satz dürfte sich auf den seit Jahren stockenden Ausbau am Geißbockheim beziehen und eine kleine Spitze sein, der Klub wirft der Stadt ja eine mangelnde Unterstützung vor. Stadtkämmerin Dörte Diemert sprach von einem für „alle zufriedenstellenden Ergebnis“.
Ebenfalls neu sind einige Änderungen und Investitionen in das 20 Jahre alte Stadion: Die bisherigen Büroräume der Sportstätten werden zu Logen umgestaltet, sie gelten als besonders attraktiv, um mehr Umsätze zu machen. An Spieltagen nutzt der FC sie, an allen anderen Tagen die Sportstätten.
Ein sogenannter „Club 78“ bietet eine neue Nutzfläche, es handelt sich um die alte Pressetribüne im Unterrang sowie deren Catering-Bereich. Die Plätze der Journalisten sind mittlerweile im Oberrang.
Umbau zwischen 2002 und 2004
Das Stadion bietet bei Bundesliga-Spielen laut KSS 49.698 Plätze, laut „Kicker“ waren elf der 15 bisherigen Saison-Heimspiele ausverkauft. Zwischen 2002 und 2004 wurde das alte Müngersdorfer Stadion umgebaut und die Laufbahn entfernt.
Der Vertrag 2014 war auf Betreiben des FC zustande gekommen, er hatte als Zweitligist Probleme mit der zuvor vereinbarten jährlichen Pacht von 3,5 Millionen Euro. Für die Sportstätten und ihr Geschäft sind die Einnahmen durch den Klub sehr wichtig, im aktuellen Geschäftsbericht heißt es: „Die Betrachtung des Gesamtumsatzes der Kölner Sportstätten GmbH ist wesentlich von der Ligazugehörigkeit des 1. FC Köln abhängig, da die vertraglich fixierte Miete ja nach Ligazugehörigkeit stark variiert.“
FC prüfte laut KSS Neubau eines Stadions
In den Jahren 2017 bis 2019 hatte der Klub auch einen Neubau eines Stadions an anderer Stelle oder eine Aufstockung des Rhein-Energie-Stadions erwogen. Im Geschäftsbericht der KSS aus dem Jahr 2018 heißt es: „Der 1. FC Köln prüft momentan, ob der Neubau eines Stadions für den 1. FC Köln wirtschaftlich sinnvoll ist.“ Und: „Die Geschäftsführung sieht das Risiko, dass der 1. FC Köln ein eigenes Stadion baut, bei unter 20 Prozent.“
Eine Machbarkeitsstudie hatte die Kosten für eine Erweiterung um einen dritten Rang mit einem Fassungsvermögen von etwa 75.000 Zuschauern auf rund 215 Millionen Euro taxiert. Doch sie wies auch auf viele offene Fragen hin, etwa zu den Baukosten oder dem Landschaftsschutz.
Der FC schreibt im letzten veröffentlichten Geschäftsbericht: „Darüber hinaus gibt es Überlegungen, die Kapazität im Rhein-Energie-Stadion auf bis zu 75.000 Zuschauer zu erweitern.“ Allerdings findet sich die Textpassage in genau jener Form in den vergangenen vier Berichten, momentan gilt dieses Vorhaben dem Vernehmen nach als erledigt, der Klub war ja vor zwei Jahren laut eigener Aussage ein Sanierungsfall.