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Handball-EM, Fußball-EM, Eishockey-WMKöln und Düsseldorf konkurrieren um sportliche Großveranstaltungen

Lesezeit 5 Minuten
Der Auftakt zur Handball-EM 2024 fand in der Düsseldorfer Merkur-Arena statt.

Der Auftakt zur Handball-EM 2024 fand in der Düsseldorfer Merkur-Arena statt.

Großveranstaltungen sind wichtig für die Wirtschaft und das Image der Städte. Wie werben die beiden Metropolen für ihre Standorte?

Köln und Düsseldorf konkurrieren um ihren Status als Sportmetropolen. Die rheinischen Nachbarn verfolgen dabei unterschiedliche Ansätze. In Düsseldorf hat man vor Jahren ein Konzept mit professionellen Strukturen umgesetzt. Im Zentrum steht dabei D.Live, eine hundertprozentige städtische Tochter und Deutschlands größter Betreiber von multifunktionalen Veranstaltungsstätten. Sie betreibt die sechs größten Eventlocations in der Landeshauptstadt, darunter die Merkur-Spiel-Arena, die bei Fußballspielen bis zu 54.600 Zuschauern Platz bietet.

Dazu kommt der PSD Bank Dome. Mittlerweile gibt es bei der D.Live eine weitere Abteilung, die sich um Sportveranstaltungen kümmert, die D.Sports. „Über die Jahre haben wir uns eine enorme Kompetenz für die Akquise von Sportgroßveranstaltungen aufgebaut“, sagt der geschäftsführende Direktor Martin Ammermann. „In Kombination mit der hohen Durchführungsqualität der Veranstaltungen und einem herausragenden Team ist das schwer zu schlagen.“

Düsseldorf bündelt seine Kräfte bei der Veranstaltung von Großevents

Dafür gibt es durchaus Belege. Spitzensport-Events wie die Fußball-EM 2024, der Grand Depart zur Tour de France im Jahr 2017, die Tischtennis-WM (2017), die Invictus Games (2023), die Handball-EM (2024) oder die Eishockey-WM (2027) wurden und werden in Düsseldorf ausgerichtet. Neben wirtschaftlichen Effekten verspricht sich die Stadt einen hohen Werbewert davon. Die Tischtennis-WM 2017 etwa sahen in China mehr als 320 Millionen Menschen. Die Invictus Games 2023 wurden in 65 Länder übertragen.

Alles zum Thema Henriette Reker

In Düsseldorf preisen sie einen „Alles aus einer Hand“-Ansatz, der für kurze Abstimmungswege sowie Kostenersparnis sorge. „Das Zusammenspiel zwischen Stadt und unseren Veranstaltungstöchtern D.Live und D.Sports ist sehr eng“, sagt Stadtdirektor Burkhard Hintzsche. „Die Expertise hat sich nicht nur in Deutschland herumgesprochen, was bei der Akquise künftiger Veranstaltungen sehr hilfreich ist.“

Die Events entwickeln eine starke wirtschaftliche und emotionale Anziehungskraft für die Landeshauptstadt.
Stephan Keller, Oberbürgermeister von Düsseldorf

Die Stadt selbst kann Veranstalter sein, auch D.Live und D.Sports können als Veranstalter auftreten oder auch nur die Locations vermitteln. „Durch Sport-Großevents wird die internationale Strahlkraft Düsseldorfs befeuert. Die Events entwickeln eine starke wirtschaftliche und emotionale Anziehungskraft für die Landeshauptstadt“, sagt Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU). Fünf Spiele wird Düsseldorf bei der Fußball-EM im Sommer ausrichten.

Das Foto zeigt den Düsseldorfer Oberbürgermeister Stephan Keller.

Oberbürgermeister Stephan Keller ist sich der Relevanz von Großveranstaltungen für die Stadt Düsseldorf bewusst.

Auch in Köln wird die Fußball-EM Station machen, vier Gruppenspiele und ein Achtelfinale finden in Müngersdorf statt. Dass die viertgrößte Stadt Deutschlands mit ihrer Fußballtradition und dem stimmungsvollen Stadion den Zuschlag erhielt, war keine Überraschung und auch nicht das Ergebnis einer groß angelegten Kampagne. Die Strukturen in Köln wirken eher so, als würde man Großveranstaltungen gern mitnehmen, wenn sie kommen. Es scheint jedoch an proaktiven Bemühungen zu fehlen, weltweit um Spitzenevents zu kämpfen, die das Image als Sportstadt stärken könnten.

Die Basketball-EM hat Köln interessanter für internationale Gäste gemacht

In Köln ist das Sportamt zuständig, es gibt keine gesonderte Event-Struktur. Dass zum Beispiel die Basketball-EM im Herbst 2022 nach Köln kam, war vor allem dem Engagement der Lanxess-Arena mit ihrem Chef Stefan Löcher zu verdanken, der finanziell ins Risiko ging, als die Stadt nicht bereit dazu war. Der Erfolg war enorm: Die deutsche Mannschaft, mittlerweile Weltmeister, beendete das Turnier auf dem dritten Platz. 236.521 Zuschauer verfolgten die 15 Vorrundenpartien in Deutz. Doch nicht nur aus wirtschaftlicher Sicht hatte die EM großen Wert, wie eine Studie von Nielsen Sport herausfand.

Fußball-Bundestrainer Hansi Flick (l) und Handball-Bundestrainer Alfred Gislason stehen zusammen vor der Lanxess-Arena.

Fußball-Bundestrainer Hansi Flick (l) und Handball-Bundestrainer Alfred Gislason stehen zusammen vor der Lanxess-Arena.

64 Prozent der internationalen Gäste gaben an, dass Köln für sie durch den Besuch der Eurobasket als Urlaubs- oder Wochenendziel interessanter geworden sei; 62 Prozent würden eine Reise nach Köln empfehlen. Aber auch die Kölner selbst erlebten das Turnier positiv. 92 Prozent der Befragten gaben an, stolz darauf zu sein, dass die EM in Köln ausgetragen wurde. 86 Prozent der Kölner Besucher sagten, dass ihre Lebenszufriedenheit durch den Einfluss des Turniers gestiegen sei.

Köln scheint sich weniger als Düsseldorf um Großevents zu bemühen

Der wirtschaftliche Erfolg der Basketball-EM war enorm. Das Turnier brachte den Kölner Unternehmen direkte wirtschaftliche Auswirkungen in Höhe von 51 Millionen Euro. Dennoch macht es den Anschein, als unternehme die Stadt weit weniger Anstrengungen als Düsseldorf, sich über sportliche Großevents einen Namen zu machen.

Bundesministerin Nancy Faser zu Gast bei Oberbürgermeisterin Henriette Reker im Kölner Rhein-Energie-Stadion.

Bundesministerin Nancy Faser zu Gast bei Oberbürgermeisterin Henriette Reker im Kölner Rhein-Energie-Stadion.

Dem widerspricht Robert Voigtsberger, Kölns Beigeordnete für Bildung, Jugend und Sport. „Die Stadt Köln verfügt über ein gutes Netzwerk, zu dem neben Sportverbänden, Veranstaltern, Vereinen und anderen wichtigen Stakeholdern auch die Lanxess-Arena und die Kölner Sportstätten GmbH gehören. Zudem hat die Stadt Köln eingespielte Abläufe mit den kommunalen Sicherheits- und Organisationsinstitutionen.“

Nicht zuletzt haben Sportgroßveranstaltungen bedeutende positive Auswirkungen auf den Breiten- und Jugendsport.
Henriette Reker, Oberbürgermeisterin von Köln

Auch in Zukunft sei es das Ziel, bedeutende Sportveranstaltungen in die Stadt zu holen, sagt Voigtsberger und nennt konkret die Handball-WM 2027. Die Oberbürgermeisterin setzt ebenfalls auf die Kraft des Sports. „Köln und Sport gehören untrennbar zusammen: Die Lebensfreude, die Köln unter anderem ausmacht, schließt Sport und die dazugehörigen Großveranstaltungen ein und macht Köln als Sportstadt so besonders. Diese Veranstaltungen haben eine große gesellschaftliche Bedeutung für unsere Stadt, die weit über den eigentlichen Sport hinausgeht“, sagt Henriette Reker.

Aufbauarbeiten für die vergangene Handball-EM 2024 in der Lanxess-Arena.

Aufbauarbeiten für die vergangene Handball-EM 2024 in der Lanxess-Arena.

Reker betont den Einfluss der Großveranstaltungen, der weit über die ökonomischen Faktoren hinausgeht. „Unsere Stadt wird nicht nur als attraktives Reiseziel wahrgenommen, sondern präsentiert sich auch als weltoffene und lebendige Metropole. Nicht zuletzt haben Sportgroßveranstaltungen bedeutende positive Auswirkungen auf den Breiten- und Jugendsport. Die Mannschaften und Top-Stars übernehmen eine wichtige Vorbildfunktion und inspirieren junge Menschen, sich sportlich zu betätigen und ihre Talente zu entdecken. Der Wert von Sportgroßveranstaltungen für unsere Stadt und die hier lebenden Menschen ist immens.“

Köln wird sich für die Vergabe der Handball-WM 2027 anstrengen müssen

Eines der nächsten Großevents wird allerdings nicht in Köln stattfinden: Die Eishockey-WM im Jahr 2027 wird nicht in der größten deutschen Halle ausgetragen, sondern in Düsseldorf und Mannheim. Das liegt daran, dass Köln wirtschaftlich nicht mit den anderen Bewerbern mithalten konnte – trotz der geringeren Einnahmen durch den Kartenverkauf in den kleineren Arenen. Stefan Löcher bedauert das und sagt: „Köln muss als Stadt aufpassen, dass uns hier nicht der Rang abgelaufen wird.“

Der nächste Prüfstein wird die Vergabe der Handball-WM 2027 sein. Köln wird große Anstrengungen unternehmen müssen, um mit der Lanxess-Arena dabei zu sein. „Aktuell stehen prominente Vergabeprozesse an. Da gilt es, alle Kräfte und Mittel zu bündeln, um diese Sportevents möglichst langfristig an Köln zu binden“, mahnt Löcher: „An jedem Event dieser Größenordnung hängen nicht nur hunderte Millionen Medienkontakte, sondern auch zehntausende Hotelübernachtungen, Restaurantbesuche, KVB-Fahrten sowie Ankünfte am Flughafen Köln/Bonn – und damit jeweils Umlaufrenditen im achtstelligen Bereich.“