Probleme an Kölner EinrichtungSchüler brauchen Hilfe beim Corona-Schnelltest
Köln-Müngersdorf – Das Stäbchen in die Nasenlöcher stecken, es ein bisschen drehen, dann in das Plastikröhrchen geben, wo die Spitze dann in die Flüssigkeit getaucht wird und schließlich ein paar Tropfen daraus durch die geöffnete Pipette am anderen Ende auf den Teststreifen träufeln. Der Corona-Schnelltest ist ganz einfach zu handhaben – aber nur aus Sicht der meisten Menschen.
Schüler mit schweren Behinderungen
Für viele Kinder, die an der LVR-Anna-Freud-Schule lernen, ist dies eine unlösbare Aufgabe: Die Schüler mit schweren oder mehrfachen Behinderungen sind zum größten Teil nicht in der Lage, den Test selbst durchzuführen. Schon manche Sehbehinderung verhindert, dass sie die Tropfen treffsicher auf dem dafür vorgesehen Bereich platzieren. Das Land hatte die Schule an der Belvederestraße nun mit einem großen Paket an Corona-Tests bedacht – und die Leitung sich eine Lösung für ihre Schützlinge ausgedacht: Alle diejenigen, die körperlich nicht dazu in der Lage sind, sich selbst zu testen, sollten den Test einfach mit nach Hause nehmen, wo ihre Eltern ihnen vor Schulbeginn dabei helfen sollten.
Doch dieser Plan scheiterte, nachdem sie die das Paket des Landes geöffnet hatten: Die Schnelltests waren in Mengen von 25 Stück zusammen verpackt. Einzelne Teststäbchen – und Röhrchen konnten den Schülern nicht verpackt mitgegeben werden. Ein loses unsterilisiertes Teststäbchen im Schulranzen hätte das Ergebnis aber verfälschen können. Die Leiterin der Anna-Freud-Schule Elke Goldschmidtböing ärgert sich darüber: „Wir sind wieder einmal nicht richtig gesehen worden“, kommentiert sie.
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Schüler haben erhöhtes Corona-Risiko
Dabei hatte die Schule sich über das Paket des Landes sehr gefreut, gerade weil viele Kinder und Jugendliche, die sie besuchen, ein stark erhöhtes Risiko haben, an dem Virus zu erkranken. „Viele unserer Schüler sind nun in der Pandemie schon seit einem Jahr zuhause, weil sie es aufgrund ihrer Vorerkrankung nicht riskieren können, sich anzustecken“, so Goldschmidtböing. „Viele kommen auch noch trotz eingeschränkter Lungenfunktion. Die Eltern vertrauen uns.“ So war es für die Schulleitung Ehrensache, dafür zu sorgen, dass alle Schüler getestet werden konnten.Allerdings durfte auch das medizinische Personal, das an der Schule arbeitet, nicht dafür eingesetzt werden. Michael Sturmberg, Pressesprecher des Landschaftsverbands Rheinland, der Träger der Schule ist, erläutert dies: „Die Anweisung des Landes lautet ausdrücklich, dass medizinische Hilfeleistung der Mitarbeiter an der Schule weder nötig noch zulässig ist“, sagt er.
Lösung nach den Osterferien
Der Landschaftsverband bedauert dies: „Das ist wirklich eine schwierige Situation, denn ein Großteil unserer Schüler kann sich nur schwer oder gar nicht selbst testen. Dabei gehören gerade sie zu den vulnerablen Gruppen. Wir möchten für ihre Sicherheit und die unserer Mitarbeiter sorgen.“
Deswegen, so versprach Sturmberg, würde der LVR nun selbst für ein Testverfahren sorgen, das auf die Bedürfnisse der Förderschüler abgestimmt ist. Nach den Osterferien soll es einsatzbereit sein. Die Schule fand vorläufig eine andere Lösung: Sie mobilisierten zwei Ärztinnen und eine Virologin aus der Elternschaft, die die Testung zunächst übernommen haben. Während die Schüler ohne körperliche Einschränkungen sich in der Klasse selbst testeten, bauten die Mitarbeiter der Schule im Foyer der Schule ein Testzentrum auf. Dort warteten Schülerinnen und Schüler im Rollstuhl mit ausreichendem Abstand darauf, dass sie in die Ecke vorrollen durften, wo die Medizinerinnen das Stäbchen nebst Röhrchen bereithielten und den Schnelltest durchführten.
Nervosität oder Ungeduld war nicht zu spüren, eher Neugierde auf das Ergebnis, wie bei der Schülerin Anna L. (Name geändert): „Ich finde das wirklich gut und sinnvoll“, sagte die 18-Jährige. „Ich habe kürzlich erst einen Test gemacht, weil ich im Krankenhaus war.“
Allerdings könne das Ergebnis mittlerweile natürlich ein anderes sein. Ein positives Testergebnis hätte die Schule allerdings wiederum vor eine neue Herausforderung gestellt: „Wenn bei einer Schülerin oder einem Schüler das Virus nachgewiesen wird, müssen wir die Eltern kontaktieren, damit sie ihr Kind abholen“, erläutert Goldschmidtböing. „Es darf dann natürlich nicht mehr mit den anderen im Bus nach Hause gebracht werden.“
Für berufstätige Eltern sei das schon eine Zumutung. Die Leiterin der schuleigenen Pflegeabteilung Janet Waltermann ergänzt: „Wir haben auch einige Schüler, die aus anderen Regionen in Deutschland kommen und in Hürth in einem Internat leben. Ihre Eltern müssen dann sofort anreisen, um ihr Kind zu holen.“ Den Internatsschülern hätte die Schule die Tests gerne vor dem Wochenende mit nach Hause gegeben, wo die Eltern ihn hätten in Ruhe durchführen können. Glücklicherweise blieb den Müttern und Vätern aber an diesem Testmontag eine Anreise erspart: Alle 215 an der Anna-Freud-Schule absolvierten Tests fielen negativ aus.