Vor Gericht ist die Stadt Köln mit ihrem Plan für den Ausbau des Geißbockheims gescheitert. Sie will sich gegen das Urteil anders als der Klub nicht wehren.
Streit über Kölner GeißbockheimStadt wehrt sich nicht gegen Urteil – der FC aber schon
Die Stadt Köln verzichtet darauf, sich gegen das Urteil des Oberverwaltungsgerichts Münster (OVG) im Ausbau-Streit über das Geißbockheim juristisch zu wehren. Das hat Stadtsprecher Alexander Vogel mitgeteilt, seiner Aussage nach lief die Frist dafür am Montag (9. Januar) ab.
1. FC Köln wollte drei Fußball-Plätze auf Gleueler Wiese bauen
Ob Fußball-Erstligist 1. FC Köln als ebenfalls Beteiligter in dem Verfahren auf eine Beschwerde verzichtet, konnte ein Sprecher am Montag auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ zunächst nicht beantworten. Erst am Dienstag äußerte sich der Klub – und zwar durchaus überraschend. Demnach legt er anders als die Stadt Beschwerde beim Bundesverwaltungsgericht Leipzig gegen die Nichtzulassung der Revision ein. Das hat der Verein laut dem Sprecher fristgerecht vor Montag getan.
FC-Geschäftsführer Philipp Türoff sagte am Dienstag: „Als Geschäftsführung ist es unsere Verpflichtung, die Rechte und Interessen des FC zu schützen. Deshalb müssen wir in so wichtigen Fragen alle unsere Möglichkeiten ausschöpfen, um eine abschließende Klärung der Rechtslage herbeizuführen.“
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Damit ist nach der Ankündigung des FC vom Dienstag das Urteil des OVG laut einem OVG-Sprecher weiter nicht rechtskräftig, sondern in der Schwebe. Am 24. November hatte das Gericht den von der Stadt erarbeiteten Bebauungsplan für die Pläne des Klubs im Äußeren Grüngürtel für unwirksam erklärt, unter anderem wollte der Verein drei Fußball-Plätze auf der angrenzenden Gleueler Wiese bauen. Das OVG hatte keine Revision zugelassen. Gegen die fehlende Revisionsmöglichkeit hätte die Stadt Beschwerde beim Bundesverwaltungsgericht Leipzig einlegen können, doch darauf verzichtet sie anders als der Klub.
Moratorium für Gleueler Wiese
Stadtsprecher Vogel begründete das damit, dass die monierten Fehler grundsätzlich in einem ergänzenden Planverfahren zu heilen seien, wenn der Stadtrat die Verwaltung dazu beauftragen würde. Das gilt allerdings als ausgeschlossen, da es keine umsetzbare Mehrheit im Stadtrat gibt. Das Mehrheitsbündnis aus Grünen, CDU und Volt hat bis 2025 ein Moratorium zur Gleueler Wiese vereinbart.
Laut eines Sprechers des Bundesverwaltungsgerichts Leipzig dauert eine Entscheidung, ob die Beschwerde des 1. FC Köln begründet ist, zwischen drei und sechs Monaten. Ein Grund wäre ein Verfahrensfehler. Falls der Klub damit Erfolg hat, wird die Revision laut des Sprechers ebenfalls in Leipzig und nicht in Münster verhandelt. Zur Dauer konnte er keine Aussage machen.
Das heißt aber auch: Erstmal dauert es wieder mindestens drei Monate, bis in Leipzig eine erste Entscheidung fällt. Und selbst wenn der Klub mit Beschwerde und der späteren Revision Erfolg hat – derzeit hat er keine Mehrheit im Stadtrat, die nächste Kommunalwahl ist 2025. Und durch die Beschwerde muss der Rat sich ja zunächst einige Monate nicht positionieren, ob es ein neues Planverfahren zur Heilung geben soll.
Zuletzt hatte sich der 1. FC Köln ohnehin der Alternative in Marsdorf angenähert. Auf dem 4,5 Kilometer vom Geißbockheim entfernten Acker an der A1 ist eine große städtische Fläche frei. FC-Präsident Werner Wolf hatte voriges Jahr gesagt: „Da wir aus den Problemen der Vergangenheit gelernt haben, fahren wir inzwischen mehrgleisig. Es gibt erste konkrete Planungen für einen neuen zweiten Standort in Köln-Marsdorf.“
Seit 1953 ist das Geisbockheim die Heimat des 1. FC Köln
Seit 1953 ist das Geißbockheim die Heimat des FC. Seit 2014 plant der Klub, sich dort zu vergrößern, unter anderem wollte er auf dem Gelände ein zweistöckiges Nachwuchs-Leistungszentrum bauen, dazu auf der nördlich gelegenen Gleueler Wiese drei neue Fußball-Plätze bauen – vor allem dagegen wehrten sich Naturschützer und klagten gegen den Bebauungsplan, den der Stadtrat 2020 verabschiedet hatte. Es handelt sich um ein Landschaftsschutzgebiet.
Zudem hatte die Stadt dem FC vorgeschlagen, neben den Fußball-Plätzen vier Kleinspielfelder für die Öffentlichkeit zu bauen, doch ausgerechnet die bemängelte das OVG. Die Richter kritisierten, dass Kleinspielfelder, die etwa für einen Basketballplatz versiegelt werden, nicht als öffentliche Grünfläche im Bebauungsplan aufgeführt sein dürfen, sondern beispielsweise als Flächen für Sportanlagen. Richter Jens Saurenhaus bezeichnete das als „beachtlichen handwerklichen Fehler der Stadt Köln“, das Bauministerium NRW hat laut OVG die Stadt im Verfahren sogar darauf hingewiesen. Die ging darauf aber nicht ein.
Marsdorf wird als Standort immer wahrscheinlicher
Der FC muss also für die mangelhafte städtische Planung von Kleinspielfeldern, die er selbst nicht braucht, die Konsequenzen tragen. FC-Geschäftsführer Philipp Türoff sagte zuletzt: „Die vier Kleinspielfelder haben mit dem ganzen Vorhaben, das der 1. FC Köln seit Jahren plant, gar nichts zu tun.“
Damit wird ein Szenario immer wahrscheinlicher: Der FC baut in den nächsten Jahren in Marsdorf und schaut, was am Traditionsstandort Geißbockheim bleibt. Dazu laufen gerade die Verhandlungen zwischen Stadt und Klub, eine Entscheidung sollte rund um den Jahreswechsel fallen, doch noch steht sie aus und durch die Beschwerde dürfte eine schnelle Entscheidung unwahrscheinlicher werden.
Der Klub muss auch klären, wie er ein großes Bauvorhaben in Marsdorf zahlen könnte. Der Klub ist ein selbst ernannter Sanierungsfall, hat Schulden von 65,9 Millionen Euro. Der dafür nötige Bebauungsplan wird auch viel Zeit brauchen, Beteiligte sprechen von zwei bis drei Jahren.
Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker rückt vom 1. FC Köln ab
Zudem hätte es aktuell keine umsetzbare Mehrheit im Stadtrat gegeben, dem Klub überhaupt die Gleueler Wiese zu verpachten. Das ist ja das große Problem: Selbst mit einem gültigen Bebauungsplan hätte der Verein nicht bauen können, weil es seit der Kommunalwahl und dem Erfolg der Grünen keine umsetzbare Mehrheit dafür gibt, die städtischen Flächen zu verpachten.
Die CDU als Bündnispartner der Grünen ist von ihrer bedingungslosen Unterstützung in den Vorjahren ebenso abgerückt wie Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos).