Die Diskussion um die Sinnhaftigkeit eines Komplettabrisses des Justiz-Hochhauses an der Luxemburger Straße geht weiter. Naturschützer haben den Widerstand angestoßen. Nun wird er durch zwei Architekten weiter befeuert. Neben der Ökobilanz gibt es für sie weitere Argumente für den Erhalt.
Abriss-WiderstandSo wollen Architekten das Kölner Justiz-Hochhaus erhalten
Der von Naturschützern angestoßene Widerstand gegen den geplanten Komplettabriss und Neubau des Kölner Justizzentrums an der Luxemburger Straße wird durch zwei Architekten weiter befeuert. Die Stadtplaner Johannes Schaller und Stefan Schmitz hatten sich an dem Wettbewerb für das neue Land- und Amtsgericht beteiligt und schlugen als einzige den Erhalt des bereits bestehenden Hochhauses vor. Eine Chance hatte der Beitrag nicht, stattdessen gewann eine flachere Variante.
Kölner Justizzentrum: Architekten wollten Diskussion entfachen
„Wir haben gehofft, dass unser Beitrag eine Diskussion in der Wettbewerbsjury entfacht, die sich mit der Sinnhaftigkeit des Abrisses beschäftigt und damit die Neubau-Vorgabe der Auslobung in Frage stellt“, so Schaller und Schmitz zum „Kölner Stadt-Anzeiger“. Dies sei leider nicht geschehen. Ein Neubau sei schon deshalb nicht nötig, da in der Auslobung des Jury-Wettbewerbs dieselben Bürostrukturen und -größen verlangt würden, die im bestehenden Gebäude bereits vorhanden seien.
Schaller und Schmitz hatten den Erhalt des Hochhauses aus zweierlei Gründen vorgeschlagen. Zum einen sei die Ökobilanz eines Gebäudeabrisses mit Ersatzneubau deutlich schlechter als die umfassende Sanierung. Es gelte, die „graue Energie“ schon vorhandener Gebäude zu nutzen. So könnte der durch Herstellung etwa von Metallträgern oder Beton verursachte CO2–Verbrauch reduziert werden. So hatte auch der BUND Köln seinen Widerstand gegen den Neubau begründet.
Ensemblewirkung am Standort Köln-Sülz würde zerstört
Die Architekten führen aber auch einen ästhetischen Grund für den Verbleib des Hochhauses an. „Das Justizzentrum steht in einer starken städtebaulichen Beziehung zu den Bauten des Uni-Centers und der ehemaligen Agentur für Arbeit. Zusammen stellen sie das südliche Tor in die Kölner Innenstadt dar“, argumentieren sie. Ein Abriss des Hochhauses und eine Neubebauung „mit zeitgemäß eigenständiger Architektur“ würde diese Ensemblewirkung unwiederbringlich zerstören.
„Die notwendige energetische Sanierung des Gebäudes kann durch eine neue Außenhaut und neue Haustechnik geschaffen werden, ohne dass die Stahlbetonkonstruktion des Rohbaus angegriffen werden muss“, so die Architekten. Im Entwurf befinden sich die Büros der Staatsanwaltschaft im alten Hochhaus, neue Gerichtssäle würden auf der anderen Seite an der Rudolf-Amelunxen-Straße entstehen. Ein großes Tor ist als Entree vom Grüngürtel aus zu allen Justizbereichen vorgesehen.
Die Architekten kritisieren, dass der Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW (BLB) es als Bauherr unterlassen habe, ein professionelles Gutachten zu beauftragen, „das die ökologischen Kriterien angemessen berücksichtigt und daraus die Vorgaben für die Wettbewerbsteilnehmer entwickelt“. Um dem auf den Grund zu gehen, hat Helmut Röscheisen, Vorstand im BUND Köln, jüngst eine Auskunftsklage zu zurückgehaltenen Unterlagen vor dem Verwaltungsgericht Düsseldorf eingereicht.
BLB NRW: Grundsätzlich werde vorteilhafteste Variante gewählt
Der BLB hatte mitgeteilt, dass bei Projekten grundsätzlich die vorteilhafteste Variante gewählt werde, neben monetären Kriterien fänden etwa auch deutlich höhere energetische Standards Berücksichtigung. Im Wettbewerb durchgesetzt hatte sich ein Entwurf ohne Hochhaus, bestehend aus fünf flacheren quadratischen Gebäuden. Dies begrüßen Verantwortliche der Kölner Justiz, es erleichtere den Dienstbetrieb enorm. Derzeit fallen etwa lange Wartezeiten an den Aufzügen an.
Lange hatte auch die Kölner SPD an Sanierungsplänen festgehalten. Den Siegerentwurf mit Komplettneubau hatte letztlich aber auch der Fraktionsgeschäftsführer Mike Homann unterstützt, der mit in der Jury saß. Man müsse an diesem Standort die neuen Realitäten akzeptieren, so Homann. Die SPD hatte zunächst für Wohnungen für Studierende oder Auszubildende im alten Hochhaus plädiert. Hier müssten Land und Stadt Köln nun nach alternativen Standorten suchen.