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Spielend gegen Klimakrise„Fighters for Future“ feiert Premiere im Sülzer Casamax-Theater

Lesezeit 3 Minuten
Die „Fighters for Future“, Knut, Maya und Nemo (von vorne) sitzen zu dritt im Sarg.

Die „Fighters for Future“, Knut, Maya und Nemo (von vorne) sitzen zu dritt im Sarg.

Im Casamax-Theater hat das Stück „Fighters for Future“ Premiere. Es beschäftigt sich mit Ursachen, Folgen und Lösungsansätze der Klimakrise.

Sie sitzen zu dritt im Sarg, trinken Apfelkirschsaft aus Tetrapäckchen. Maya hat die Saftpäckchen verteilt. Die Begeisterung darüber ist verhalten. „Von Apfelkirschsaft geht die Welt jetzt auch nicht unter“, sagt Maya. Doch Knut kritisiert die Verpackung. Maya kontert: „Du musst ihn ja nicht trinken.“ Knut findet, das könne er doch: „Die Packung ist ja eh schon Müll und du bist schuld!“

Nemo mischt sich ein: „Fliegst Du nicht dieses Jahr noch nach Mallorca?“, fragt sie Knut. Der kontert: „Ich ernähre mich aber vegan und fahre Fahrrad.“ Und schon sind sie abgerutscht in den Jammermodus, in Anklage und Gegenwehr. Unter dem Damoklesschwert der von Menschen verursachten Klimakatastrophe sind ein schlechtes Gewissen und Vorwürfe allgegenwärtig.

„Mutter Erde“ wird symbolisch zu Grabe getragen

Die „Fighters for Future“, so heißt das Theaterstück für junge Menschen, das im Casamax-Theater Premiere hat, beschäftigen sich mit den Ursachen der Krise, mit Fakten, verzweifelten Lösungsversuchen und entfesselten Emotionen.

Die Stimmung ist schon wieder gekippt. Vorher tanzten die drei noch um den Sarg. Warum solle man auch nicht feiern auf dem glühenden Erdball, der allen bald um die Ohren fliegt? „Mutter Erde“ ist die Verstorbene, die im Stück symbolisch zu Grabe getragen wird. Die Zuschauer sind als Gäste der Trauerfeier um die Bühne gruppiert.

Der große Holzsarg, den die drei Darsteller zu Beginn des Stückes hereingerollt haben, ist der Mittelpunkt des temperamentvollen Geschehens. Zunächst haben Maya, Knut und Nemo sich schluchzend von der Erde verabschiedet, erst allgemein, dann konkret von: Korallenriffen, gesunden Ozeanen, abgebrannten Wäldern, von jeder fünften Tierart und zahlreichen Lebensmitteln.

Kipppunkte der Krisenstimmung

Sie haben Katastrophen betrauert: Wasserknappheit, Hungersnöte und Fluten, die mittlerweile so beängstigend nahe rücken, wie ins Ahrtal. Dann hat Maya eine Erkenntnis. „Die Erde ist ja eigentlich noch gar nicht tot.“ Nun diskutieren sie Kipppunkte, ob die Apokalypse noch aufhaltbar ist, ob und was der Einzelne denn überhaupt tun kann. Heldinnen und Helden der Krise, wie Greta Thurnberg, geraten in den Fokus, der aufflammende Aktivismus und die bräsige Reaktion der Politik.

Regisseurin Isabella Kolb beschreibt, wie sie das „Klimakrise-Recherche-Dokustück“ mit ihrer Dramaturgin und den Darstellern entwickelte. „Die Kernfrage ist, wie radikal muss man werden, damit man gehört wird, damit sich etwas ändert?“, sagt Kolb. „Wie sieht der Weg zur Radikalität überhaupt aus?“

Sie hat eine Antwort. „Trauer wird zur Wut, Wut zum Widerstand.“ Dieser Weg sei aber individuell verschieden, so wie auch die drei Figuren im Stück jeweils eine eigene Art von Radikalität entwickeln. Kolb und ihre Dramaturgin haben sehr genau recherchiert.Auf der Basis von Texten über die Krise, Statements von Aktivisten, Interviews mit Politikern haben sie das Stück langsam erarbeitet, zu einer theatralen Suche nach einer Lösung, an der die jungen Zuschauer sich beteiligen dürfen, beispielsweise, indem sie mit den Darstellern Demo-Parolen skandieren.

Auf der Basis von Texten über die Krise, Statements von Aktivisten, Interviews mit Politikern haben sie das Stück langsam erarbeitet, zu einer theatralen Suche nach einer Lösung, an der die jungen Zuschauer sich beteiligen dürfen, beispielsweise, indem sie mit den Darstellern Demo-Parolen skandieren.

Dabei dürfen sie selbst spüren, wie weit sie gehen möchten. „Die jungen Zuschauer können so ihre Selbstwirksamkeit erleben“, sagt Kolb. Und so erfahren sie auch eine Herangehensweise, um die Krise, die auf sie zusteuert, vielleicht zu bewältigen.


Fighters for Future Casamax-Theater, Berrenrather Straße 177, Premiere: Samstag, 7. September, 16 Uhr, Weitere Vorstellungen im September: So., 8.9., 15 Uhr, Mo., 9.9., Mi., 11.9., und Fr. 13.9., jeweils 10.30 Uhr, Sa., 14.9., 16 Uhr, www.casamax-theater.de