Caroline Wilbert hat in Paris Modedesign studiert. Ihre Entwürfe kamen an, sie hatte viele Aufträge für Extraanfertigungen – und doch schließt sie ihr Geschäft nun.
Energie, Stoffe, Versicherungen teurerSülzerin schließt Boutique Cava Cava – Nachfolger steht fest
Elegant bekleidete Puppen stehen in dem Laden an der Zülpicher Straße, passend gerahmt von dunkelgrün lackiertem Schaufensterholz. In tailliert geschnittenen Kleidern mit schwingenden Röcken erinnern sie an Rockabellas und ihre stilvolle Weiblichkeit. Die schönen Kleidungsstücke im 50er- und 60er-Jahre-Look sind von der Sülzerin Caroline Wilbert selbst entworfen und genäht.
Kleiderfundus wird bis Ende September für kleines Geld verkauft
Seit fast zwei Jahrzehnten verkauft sie ihre Kreationen in ihrem Geschäft Cava Cava. Doch das findet nun ein Ende: Wilbert schließt die Boutique Ende September. Bis zum 22. ist Räumungsverkauf, bei dem Wilbert ihren ganzen Kleiderfundus für wenig Geld verkauft. Im Anschluss veräußert sie noch ihre restlichen Stoffe und Zubehör – und dann gehen die Ladentüren endgültig zu.
Es sei eine Art Kurzschlussentscheidung gewesen, Januar dieses Jahres, erzählt sie. „Das vergangene Jahr war toll. Der Laden lief großartig. Ich hatte viele Aufträge für Extraanfertigungen. Ich habe so viel gearbeitet wie nie zuvor.“ Dann kam die Ernüchterung: Die Bilanz des Jahres besagte zwar, dass sie ihren Umsatz steigern konnte, aber dennoch weniger Gewinn gemacht hatte als zuvor. Die gestiegenen Energie- und Gaspreise schlugen zu Buche, die angehobenen Versicherungsbeiträge, die sehr viel teuer gewordenen Stoffe.
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Viele Einzelposten schlugen plötzlich stärker zu Buche
Wenn man zehn bis 15 Posten hat, die plötzlich mehr kosten, summiere sich das zu einem großen Fehlbetrag, sagt Wilbert. Ihr Fazit: „Wenn vom Brutto zu wenig Netto bleibt, dann muss man sein Konzept ändern. Das bedeutet: Entweder ich verkaufe teurer, dann kommen weniger Kundinnen und ich arbeite weniger, oder ich verkaufe günstiger. Dann kann ich aber nicht mehr die gleichen Stoffe verwenden.“
Eine luxuriöse Boutique, in der nur noch wenige Frauen einkaufen können, entsprach allerdings nicht ihren Vorstellungen. Auf ihr Lieblingsmaterial möchte sie jedoch auch nicht verzichten. „Der Stoff ist für mich das Allerwichtigste“, betont Wilbert. „Oft kaufe ich ihn zuerst und erst dann entscheide ich mich für ein passendes Design.“
Die Designerin verwendet für ihre Kreationen ausschließlich in Europa gefertigte Stoffe, hochwertige Baumwolle und Viskose, edle Materialien, wie sie sie von den Kleidern ihrer Mutter kannte. Deren Fundus mit seinen schönen Modellen aus den 50er- und 60er-Jahren inspirierte sie zu ihren Entwürfen.
Wilbert studierte und arbeitete in Paris
Wilbert, die aus dem Schwarzwald stammt, begann schon als Kind zu nähen, studierte in Paris Modedesign und arbeitete dort eine Weile. Zurück in Deutschland, wo ihr Mann lebte, zog sie irgendwann mit ihm nach Köln. Hier begann sie mit der Modekreation unter einem eigenen Label.
Zunächst verkaufte sie auf Messen und an andere Modegeschäfte. 2005 eröffnete sie ihren Laden Cava Cava an der Zülpicher Straße 268a. Es war eine Liebhaberei, die nie große Gewinne abwarf, jetzt aber doch zu teuer wird. Die dreifache Mutter investierte viel Zeit in Entwürfe, Nähen und Beratung ihrer Kundinnen. Gerade entwirft sie auf Wunsch eines älteren Herrn noch einen Rock für seine Frau. Es wird einer ihrer letzten Aufträge sein.
Wilbert träumt davon, Kostüme fürs Theater zu fertigen
Was sie für Zukunftspläne hat? „Ich versuche erst einmal, keine Pläne zu haben“, sagt Wilbert. „Wenn ich einen Wunsch freihätte, würde ich Kostüme für ein Theater fertigen oder eine Ballett-Kompagnie. Ich könnte mir auch vorstellen, als Dozentin an einem Berufskolleg zu arbeiten oder Workshops in einer Psychiatrie zu geben.“
Zunächst möchte sie aber zur Ruhe kommen und neuen Input sammeln. Das schöne Ladenlokal sei bereits vermietet, so Wilbert, an passende Betreiberinnen. An der Zülpicher Straße 268A wird künftig eine Galerie zu Hause sein.
Cava Cava, Zülpicher Straße 268A, Öffnungszeiten: Montag und Donnerstag: 10 bis 16 Uhr, Dienstag: 10 bis 15 Uhr, Mittwoch und Freitag: 10 bis 18 Uhr, Samstag: 11 bis 15 Uhr