Die Arbeiten von Anne Wöstmann haben eins gemein: Sie zeigen das Vergehen der Zeit. Dabei wählt sie Motive im Tagebau genau wie m Kieler Hafen.
Zeit im BildKölnerin zeigt in Köln-Sülz ihre „Schicht-Arbeiten“
Sandfarbe, Kohlrabenschwarz, Rostrot und Umbra dominieren ihre Gemälde, tiefe Kerben und Körneranhäufungen bilden ein Relief und verleihen ihnen Tiefe. Die Kunstwerke der Klettenberger Künstlerin Anne Wöstmann, die ab Freitag, 15. November, um 20 Uhr, in der Ausstellung „Die Tiefe der Oberfläche“ in der Galerie Studio Novo Artspace an der Sülzburgstraße 189, zu sehen sind, erzählen Geschichten von Landschaften und ihrem Wandel.
Wöstmann wuchs in Herne im Ruhrgebiet auf, inmitten einer Bergbau- und Industrielandschaft. Bereits während des Studiums der Malerei an den Universitäten Dortmund und Köln in den 80er-Jahren begann sie sich mit den Eindrücken zu befassen, die die Umgebung ihrer Jugend bei ihr hinterlassen hatte. Bis heute stehen Natur und Topographie im Zentrum ihrer Arbeit. Materialien, wie Sand, Rost, Kohle, Erde und Farbpigmente trägt sie so auf die Leinwand auf, dass Reliefs entstehen.
Sand steht für Vergänglichkeit, Kohle für Energie und Transformation
Diese legen Schichten frei, die den Wandel der Zeit symbolisieren. Die abstrakten Werke sind symbolträchtig, auch aufgrund der verwendeten Materialien „Man sagt ja immer wieder, dass sich etwas im Sand verläuft“, so Wöstmann. „Er steht für die Vergänglichkeit. Gleichzeitig kann man in ihm auch wieder Dinge freilegen und entdecken.“ Kohle symbolisiere Energie und Transformation, Rost, Zerfall und Wandel.
So hat ihre informelle Malerei ihre ganz eigene Poesie und einen philosophischen Ansatz, der sich mit dem „Sein“ beschäftigt, dem Gestern und Heute, der Schöpfung und Zerstörung. Mitunter dienten auch ganz konkrete Orte als Quelle der Inspiration. So hängt in der Galerie Studio Novo Artspace hängt ein Bild aus der Serie „Garzweiler“. Eine Exkursion durch das Tagebaurevier beeindruckte die Malerin, die Erdaufrisse, verursacht durch große Bagger, die Tiefenschichten ans Tageslicht bringen. Wöstmanns Werk ist kein politisches Statement. „Aber natürlich“, sagt sie, „kann ein Gemälde über Garzweiler auch nicht unpolitisch sein.“
Das Bild der Serie „Kiel“ beschäftigt sich demgegenüber mit einer Küstenlandschaft: Über einer tiefschwarzen Relieffläche mit umbra-farbenen Schattierungen und bläulichen Farbpartikeln befindet sich ein sandfarbener Streifen, mit senkrechten schwarzen Linien darauf. Das Werk ist eine abstrakte Darstellung von Eindrücken aus der Kieler Bucht: „Dort befanden sich Anlegepoller für die Schiffe“, erzählt Wöstmann, „Sie waren unten schwarz und oben hell. Beim starken Vergrößern der Fotos wurde sichtbar, dass sie sehr viele Spuren aufweisen, Abblätterungen.“
Schichten, welche die Zeit hinterlassen hat, faszinieren die Künstlerin. So zeigen andere Gemälde ihre Lieblingsinsel Lanzarote, die einem stetigen Wandel durch Lavaströme ausgesetzt ist. Zudem fand sie Inspiration in der Provence, wo sie ein weiteres Atelier betreibt, und bei einem Gastaufenthalt an der Villa Romana in Florenz. In der Galerie Studio Novo Artspace sind Einblicke in verschiedene Schaffensperioden ihrer jahrzehntelangen Arbeit zu sehen.
Die Ausstellung „Die Tiefe der Oberfläche von Anne Wöstmann eröffnet Freitag, 15. November, um 20 Uhr im Studio Novo Artspace, Sülzburgstraße 189. Sie ist bis zum 10. Dezember zu sehen.