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Urwaldkaffee aus Köln-LindenthalKölner importiert Bohnen aus Kolumbien

Lesezeit 4 Minuten
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Oliver Driver ist der einzige Vertreiber des Kogi-Kaffees. 

Köln-Lindenthal – Kaffee ist ein begehrtes Gut, das sich vor allem in Deutschland einer riesigen Nachfrage erfreut. Im Jahr 2020 trank jeder Bundesbürger im Schnitt 169 Liter des schwarzen Gebräus. Knackpunkt bei der Herstellung und dem Verkauf ist oft die Unterbezahlung der Produzenten. Trotz Biozertifizierungen oder Nachhaltigkeitsversprechen leben viele Menschen in den Herkunftsländern der begehrten Bohnen weltweit in Armut oder sehen sich mit der Erschöpfung ihrer Böden konfrontiert, während Großkonzerne damit Gewinne erwirtschaften.

Vom Bau-Ingenieur zum Kaffee-Importeur

Eine Lösung für das Dilemma sieht Oliver Driver einzig in einer konsequenten Bewusstseinsveränderung der Konsumenten. Nur ein bisschen Nachhaltigkeit funktioniere nicht, so der Bau-Ingenieur, Buchautor und Kaffee-Importeur. Seit jeher an den Traditionen alter Kulturen interessiert, traf der gebürtige Bensberger vor rund zehn Jahren während seiner Reisen auf den Stamm der Kogi in Nord-Kolumbien.

Urwaldkaffee und Café Kogi

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Der Kaffeeladen auf dem Lindenthalgürtel bietet auch Zubehör.

Urwaldkaffee, Bachemer Straße 187, 50935 Köln, Öffnungszeiten: Mo. 14-18 Uhr, Di. 10-17 Uhr, Mi. 12.30-17.30 Uhr, Do. 10-18 Uhr, Fr. 10-15 Uhr, Sa. 10-14 Uhr, Tel. 0221-94659302

Café Kogi, Auf dem Berlich 7, 50667 Köln, Öffnungszeiten: Mo.-Sa. 09.30-18 Uhr, So. 10-18 Uhr, Tel. 0221-16876792

Der Espresso kostet 2,20 Euro. Ein Kaffee schwarz kostet ebenfalls 2,20 Euro, ein Cappuccino 2,80 Euro.

Dort lernte Driver den Umgang der rund 22.000 Bewohner mit ihrer Umwelt kennen und schätzen. „Die Kogi bauen ihren Kaffee nicht nach konventionellen Methoden an. Man könnte sagen, die Kirschen der Pflanzen wachsen einfach und reifen. Sie werden in Containern gesammelt und schließlich angeboten. Es gibt keine Farmen, ebenso wenig wie eine garantierte Erntemenge, denn die Menschen sind Selbstversorger und nicht abhängig von den Verkäufen“, berichtet der 57-Jährige.

Gründung der Urwaldkaffee GmbH

Beeindruckt von der Lebens-Philosophie bot Driver damals seine Unterstützung an, um die Ideologie nach Europa zu tragen und zusätzliche Einnahmen für die circa 1.600 Familien zu generieren. Gleichzeitig bildete die Gründung der Urwaldkaffee GmbH die Grundlage für ein neues Geschäftsmodell des Unternehmers. Nach der Verschiffung erfolgt in seiner Luxemburger Rösterei die Aufbereitung für den späteren Espresso, Kaffee und die jeweiligen Mischungen. Lediglich ein Showroom in Lindenthal an der Bachemer Straße 187 und das 2017 gegründete Café Kogi, Auf dem Berlich 7, in der Innenstadt dienen dem Direktverkauf.

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Im Laden gibt es auch Hängematten. 

Der Vertrieb beruht zum größten Teil auf dem Onlinehandel. Der Einkaufspreis für den Rohkaffee beträgt aktuell 7,01 Euro pro Kilo. Daneben werden die Kogi an den Erlösen des Kölner Cafés beteiligt. Mit dem Geld, so Driver, erwerben sie unter anderem Land vom Staat zurück, das ihnen als heilig gilt. Aktuell kooperiere man mit 80 Händlern in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Einzelne Fuhren gehen nach Norwegen, Lettland und Portugal. Der Kilo-Verkaufspreis beträgt derzeit rund 33 Euro inklusive Mehrwertsteuer.

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Abseits der Aufwendungen durch Transport, Röstung und Verkauf seien es die Kogi, die das Gut am wesentlichsten prägen. Demnach werde das Produkt von Anfang bis Ende spirituell mittels verschiedener Rituale begleitet. Der Stamm, so Driver, möchte seine Botschaft vom harmonischen Umgang mit der Natur verbreiten. Nach 15 Tonnen im Jahr 2015 importierte das Unternehmen mit 14 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im letzten Jahr rund 47 Tonnen kolumbianischen Rohkaffee. „Das ist der vielleicht nachhaltigste Kaffee der Welt. Auch wenn das schon oft von anderen gesagt wurde, wir entwickeln langfristige Partnerschaften, um beste Qualität unter fairen Bedingungen zu ermöglichen“, betont Oliver Driver, der in seinem Sortiment zudem Erzeugnisse des südkolumbianischen Nasa-Stamm und der Arhuaco aus dem Gebiet der Sierra Nevada de Santa Marta anbietet.

Des Weiteren sind Sorten von indigenen Völkern aus Indien, El Salvador, Brasilien und Äthiopien im Urwaldkaffee vertreten. Das Angebot wird ergänzt durch Zubehör wie Kaffeemühlen, Filter, Frenchpresses, Wagen, Tassen, Gläsern, To-Go-Bechern. Aber auch Kakao, Schokolade, Honig, Tee und Textilien sind erwerbbar. Oliver Drivers selbstverfasste Bücher informieren darüber hinaus über die Werte der von ihm besuchten Naturvölker.