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Possierliche TierchenWeidener schaffen Nistplatz für Schleiereulen

Lesezeit 3 Minuten
Blick auf eine Kapelle

Im Giebel der Uesdorfer Kapelle in Weiden sollen Schleiereulen nisten.

Der Förderverein der Uesdorfer Kapelle hat mithilfe des Naturschutzbundes (Nabu) in ihrem Giebel einen Nistkasten für Schleiereulen installiert.

Hinter den verwitterten Backsteinmauern könnten auch Gespenster hausen. Die Uesdorfer Kapelle an der Freiburger Straße Ecke Potsdamer Straße ist ein verwunschen wirkender Ort, ein uraltes Gemäuer in der Größe einer Zwergenkirche. Im Giebel des Gebäudes spenden winzige Fenster ein wenig Licht.

Stefan Klein, Vorsitzender des Fördervereins der kleinen Kapelle, die zur katholischen Kirchengemeinde St. Franziskus gehört, hatte einen Namen dafür parat: „Eulenloch“. Und so kam der Verein nun auf die Idee, die passenden Tiere im Dachstuhl des Kapellchens anzusiedeln: Schleiereulen. „Sie lieben die Nähe des Menschen“, erzählt Klein.

Eine Schleiereule lugt aus einem Baumstamm hervor.

Eine Schleiereule lugt aus einem Baumstamm hervor.

Pfarrvikar und Hobby-Ornithologe Bernhard Wagner kennt sich aus mit den Eulenpopulationen im Kölner Westen: „Es gibt zurzeit bereits eine Schleiereulen-Ansiedlung an der Sporthochschule in Köln, eine in Brauweiler und eine in Frechen-Buschbell“, sagt er. Das Uesdorfer Kapellchen läge in der Mitte dieses Dreieck. Somit hätte man gute Chancen auf eine Besiedlung, wenn junge Eulen sich einen neuen Nistplatz suchen.

Eine Rolle bei der Auswahl der künftigen Kirchenmitbewohner dürfte aber auch das zauberhafte Aussehen der Eulen gespielt haben: Ihren Namen haben die Schleiereulen von ihrem herzförmigen Gesichtsschleier, eine kranzförmige Einfassung des vorderen Kopfes durch steife, besonders geformte Federn. Mit ihrem Gesichtsschleier können die Eulen auch ihre Stimmung signalisieren.

Diese interessanten Nachbarn werden tagsüber allerdings nicht außerhalb ihrer Behausung anzutreffen sein. Sie sind erst aktiv, wenn es richtig dunkel ist. Dann gehen sie auf die Jagd nach Mäusen und kleinen Vögeln. Der große Acker jenseits der Potsdamer Straße bietet ein perfektes Jagdrevier.

Ein Mann und eine Frau stehen vor einer alt aussehenden Fassade einer Kapelle.

Bernhard Wagner mit Fördervereinsmitglied Renate Schiek stehen vor der Uesdorfer Kapelle.

Ihr Einzug ins Uesdorfer Kapellchen ist jedenfalls vorbereitet: Mithilfe des Nabu hat der Förderverein einen Schleiereulenkasten installiert, um die Tiere anzulocken, einen Holzkasten mit einem Einflugloch für die Eulen, der im Giebelgeschoss aufgestellt ist.

Der Nabu und die Kirchengemeinden haben bereits Erfahrungen mit der Ansiedlung von Eulenfamilien: „Es gibt bereits einen Nistkasten und eine Turmfalkenfamilie in der Kirche St. Stephan“, sagt Wagner. In St. Albertus Magnus in Lindenthal stehe ebenfalls ein neuer Schleiereulenkasten bereit.

In der Kirche St. Jakobus in Widdersdorf solle ein Turmfalkenkasten aufgebaut werden. Beide Raubvogelarten seien darauf angewiesen, dass Menschen ihnen Nistmöglichkeiten schaffen. Sie seien an sie gewöhnt, auch wenn sie Abstand halten. Die Tiere zählten zwar nicht zu den bedrohten Arten, ihre Populationsdichte ginge aber zurück, sodass sie doch Unterstützung gebrauchen könnten.

Bis die Schleiereulen wirklich ins Uesdorfer Kapellchen ziehen, kann es aber eine Weile dauern: „Laut Auskunft des Nabu ist es nicht unwahrscheinlich, dass erst einmal Tauben den Kasten bewohnen“, so Wagner.

Das Kapellchen hat Zeit, um auf die Eulen zu warten. Immerhin ist es bereits seit 600 Jahren vor Ort und nach dem Römergrab das älteste Bauwerk Weidens. Es wurde 1407 erstmals als Kapelle des Engelshofs urkundlich erwähnt. Vermutlich seit der Säkularisation wurde es nicht mehr genutzt. Der Engelshof wurde in den 1970er Jahren abgerissen. Die katholische Kirchengemeinde bekam das Bauwerk in der Folge geschenkt. Seit etwa dem Jahr 2000 bemüht sich ein Förderverein um den Erhalt der Kapelle. Nun freut er sich darauf, dass das „Eulenloch“ bald passend genutzt wird.