Mahnmal für NSU-OpferKölner Integrationsrat fordert schnelle Umsetzung
Köln – Das Mahnmal für die Opfer des NSU-Bombenattentats an der Keupstraße wird kommen - 17 Jahre nach dem Anschlag der rechtsextremen Terrorgruppe, bei dem 22 Menschen zum Teil schwer verletzt wurden, herrscht darüber nun endlich Klarheit. Es entsteht in Sichtweite des Orts der Explosion an der Ecke Keupstraße/Schanzenstraße, wie es sich verschieden Initiativen und Anwohner gewünscht haben. Der Integrationsrat, der erstmals im Januar 2014 und danach immer wieder auf die Errichtung eines Gedenkorts an dieser Stelle gedrungen hatte, hat sich nun in einer Sondersitzung mit dem Vorhaben befasst. Das Gremium mahnte eine schnelle Umsetzung des Mahnmals an, auf das viele schon so lange hätten warten müssen.
Die Erleichterung war spürbar in den Worten von Tayfun Keltek, Vorsitzender des Integrationsrats. Er danke allen Beteiligten, von Initiativen und Anwohnern, über Stadtverwaltung und Politik, bis zur Düsseldorfer Gentes-Gruppe, die das Grundstück, auf dem das Mahnmal entstehen soll, erwarb. Der Weg zum Mahnmal sei ein „Prozess“ gewesen, der indes erst abgeschlossen sei, wenn der Gedenkort Realität sei. Baudezernent Markus Greitemann, der der Sitzung per Video zugeschaltet war, sagte, nun müsse man „zügig und ergebnisorientiert“ mit dem Bauvorhaben der Gentes-Gruppe beginnen und damit auch mit der Errichtung des Denkmals. Die Politik erhöht derweil den Druck, dass das Mahnmal tatsächlich in absehbarer Zeit entsteht. „Spät bekommt auch Köln ein Mahnmal für die Opfer des „nationalsozialistischen Untergrunds NSU“, sagte Sarah Niknamtavin, Ratsmitglied der Linken im Integrationsausschuss, angesichts der Tatsache, dass andere deutsche Städte, in denen der NSU wütete, längst Gedenkstätten haben. Die Anwohner der Keupstraße „haben dem Druck, sich mit einem anderen Standort zufriedenzugeben, nie nachgegeben und immer weiter eine Realisierung am Eingang der Keupstraße gefordert“, ergänzte Güldane Tokyürek, Sprecherin der Ratsfraktion der Linken, im Vorfeld der Sitzung.
Jahreslanges Leid wegen falscher Ermittlungen der Behörden
Dass der Weg für den Gedenkort nun frei ist, sei „ein erster notwendiger Schritt, um wieder Vertrauen in die Kölner Kommunalpolitik und Stadtverwaltung zu fassen“, sagte der stellvertretender Vorsitzender des Integrationsrats Ahmet Edis von der Grün-offenen Liste. Da die Behörden über Jahre die Täter nicht in rechtsextremistischen Kreisen gesucht habe, sondern im Umfeld der Opfer, hätten „die Betroffenen jahrelang vielfaches Leid erfahren, weil sie nach dem Attentat selbst im Fokus der Ermittlungen standen.“ „Wir erwarten von der Stadtverwaltung nun eine schnellstmögliche Umsetzung, und zwar schneller als die angekündigten bis zu vier Jahre. Alles andere wäre ein Affront gegen die Opfer“, betonte Brigitta von Bülow, Kulturpolitische Sprecherin der Grünen vor der Zusammenkunft des Integrationsrats.
Meral Sahin, Vorsitzende der IG Keupstraße hatte einer Veranstaltung in der Keupstraße zum 17. Jahrestag des Anschlags am vorigen Mittwoch den Wunsch geäußert, das Mahnmal am 20. Jahrestag, also 2024 eröffnen zu können.
Gedenkort von bundesweiter Bedeutung
Das Mahnmal wird an der Ecke Keupstraße/Schanzenstraße nach einem Entwurf des Berliner Künstlers Ulf Aminde entstehen und ist integriert in ein Bauprojekt der Düsseldorfer Gentes-Gruppe, die dort mehr als 300 Wohnungen errichten möchte. Es ist Teil eines öffentlichen Platzes. Dort wird der Grundriss des Frisörgeschäfts, vor dem die Bombe explodierte, nachempfunden. Besucher können darüber gehen und sich dabei über WLAN Bilder und Videos über das Attentat und Rechtsextremismus über eine App auf ihren Smartphone oder Tablets anschauen. „Es entstehen virtuelle Wände, die in Wahrheit Filme sind“, erklärte Aminde dem Integrationsrat. Die Filme würden kuratiert und stetig aktualisiert. Deshalb sei das Mahnmal gleichsam ein „Lernort“, sagte Aminde.
Der Gedenkort solle nicht nur das NSU-Attentat thematisieren, sondern sich auch grundsätzlich mit Rassismus und Diskriminierung befassen, sagte Werner Jung, Direktor des NS Dokumentationszentrums, der den Jurywettbewerb zur Auswahl des Entwurfs organisierte. Die Keupstraße werde mit dem Mahnmal ein „neues Zentrum“ von bundesweiter Bedeutung erhalten.
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50.000 Euro sind für das Mahnmal vorgesehen. Mancher äußerte Zweifel, ob das reicht. Im Wesentlichen bestehe das Mahnmal aus einer Betonplatte und einer App, die Budgevorgabe sei Teil des Auswahlverfahrens gewesen, erläuterte Jung: „Es wird also mit 50.000 Euro gehen müssen.“ Künstler Aminde signalisierte, dass das möglich sei.