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Terror-AnschlagWeg für Mahnmal für NSU-Opfer an Kölner Keupstraße offenbar frei

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Der Entwurf für ein Denkmal für die Opfer der NSU-Anschläge in der Kölner Keupstraße.

Köln – Das Mahnmal für die Opfer des NSU-Attentats im Jahr 2004 in der Keupstraße wird an der Ecke Schanzenstraße/Keupstraße entstehen. Die Stadtverwaltung hat einen städtebaulichen Vertrag mit der Düsseldorfer Firma Gentes Schanzenviertel Köln GmbH geschlossen. Das Unternehmen möchte auf dem rund 3000 Quadratmeter großen Areal des ehemaligen Mülheimer Güterbahnhofs mehr als 300 Wohnungen errichten. Das Mahnmal an der Ecke Schanzenstraße/Keupstraße ist Teil des Bauvorhabens. Die Stadtverwaltung wollte am Freitag auf Anfrage keine Stellungnahme zu der Sache geben. Für kommende Woche sei eine „umfangreiche Pressemitteilung geplant“, teilte die Stadt mit.

Am kommenden Mittwoch, dem 9. Juni, jährt sich das Attentat zum 17. Mal. Es ist anzunehmen, dass Oberbürgermeisterin Henriette Reker oder andere Verwaltungsvertreter das zum Anlass nehmen, sich zu dem Mahnmal zu äußern. Schon seit vielen Jahren fordern Initiativen einen Gedenkstätte in unmittelbarer Nähe zum Anschlagsort für die Opfer der rechtsextremen Terrorgruppe NSU, die in mehreren deutschen Städten Menschen tötete. Im Gegensatz zu Köln wurden an anderen Attentatsorten bereits Mahnmale errichtet.

Virtueller Gedenkort

Die vorherigen Eigentümer des Areals an der Schanzenstraße hatten wenig Interesse bekundet, das Mahnmal, das nach einem Entwurf des Künstlers Ulf Aminde entstehen soll, in ein großes Wohnbauprojekt an dieser Stelle zu integrieren. In der Vereinbarung der Stadt mit der Firma Gentes sei nun ein 550 Quadratmeter großer Bereich des Baugebiets am von Initiativen gewünschten Standort Ecke Schanzenstraße/Keupstraße vorgesehen. Amindes Entwurf zufolge soll die Bodenplatte des Frisörladens, vor dem 2004 die NSU-Bombe detonierte, nachgebildet werden. Besucher sollen dort Bilder und Videos auf ihre Smartphones gespielt bekommen und so durch einen virtuellen Gedenkort schreiten.

Alles zum Thema Henriette Reker

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„Ich bin zuversichtlich, dass das Mahnmal jetzt genau an diese Stelle kommt“, sagt Mülheims Bezirksbürgermeister Norbert Fuchs (SPD). Jedoch kritisieren er und andere Bezirkspolitiker, dass die Stadt mit dem Investor einen städtebaulichen Vertrag abgeschlossen hat, der ihm viele Gestaltungsfreiheiten lässt, und dass kein Bebauungsplan aufgestellt wird. Auch eine weitere Beteiligung der Öffentlichkeit an dem Gesamtbauvorhaben ist deshalb nicht mehr verpflichtend. „Damit verzichtet die Stadt auf ihre Planungshoheit, wie es beim einen Grundstück dieser Größe eigentlich üblich wäre“, sagt Fuchs. „Das ist der hohe Preis, den wir für das Mahnmal zahlen müssen.“