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Streit um Standort an der KeupstraßeMuseum Ludwig zeigt NSU-Mahnmal im Miniaturformat

Lesezeit 3 Minuten

Im Maßstab 1:10 ist das von Künstler Ulf Aminde geplante Mahnmal im Museumsfoyer dargestellt.

Köln – Eine unscheinbare, hell beschichtete Holzplatte ist derzeit im Foyer des Museums Ludwig zu sehen. Im Maßstab 1:10 steht sie für das, was sich der Künstler Ulf Aminde ausgedacht hat: Das Modell zeigt seine Idee für das geplante Mahnmal für die Kölner Anschläge der Terror-Organisation NSU. Zur profanen Platte gehören digitale Daten, die auf den Tablets oder Smartphones der Betrachter in Bilder und Videos verwandelt werden und als virtuelle Hauswände über der Holzplatte in die Höhe wachsen. Am Donnerstag wurde die Installation vor Medienvertretern vorgestellt.

Nach wie vor gibt es aber kaum Hoffnung, dass die eigentliche Gedenkstätte bald auf dem von der Stadt dafür vorgesehenen Grundstück an der Kreuzung von Keupstraße und Schanzenstraße umgesetzt wird. Der Eigentümer ist ein Privatmann, in dessen Bauplänen das Mahnmal keine Rolle spielt.

NSU-Mahnmal enstprict Fundament von Anschlags-Ziel

Sechs mal 24 Meter misst die von Aminde geplante Bodenplatte. Sie soll in Umriss und Ausmaß genau dem Fundament des Friseursalons entsprechen, vor dem 2004 die Nagelbombe des NSU möglichst viele Menschen auf der von Einwanderern geprägten Keupstraße töten sollte. Zwar liegt hinter den Beteiligten ein Werkstattverfahren zur Bebauung des fraglichen Grundstücks und ein künstlerischer Wettbewerb, in dem sich Amindes Entwurf durchgesetzt hat. Trotzdem gibt es keine Einigung, denn der Künstler und die Initiativen der Keupstraße wollen nicht vom Ort abrücken.

Alles zum Thema Henriette Reker

Per Smartphone und Tablet können am Modell die zum Mahnmal gehörenden digitalen Inhalte betrachtet werden.

Der stellvertretende Vorsitzende des Integrationsrates, Ahmet Edis, kritisierte am Donnerstag im Rahmen der Vorstellung des Modells, das sein Gremium mitfinanziert hat, mangelndes Interesse in Politik und Verwaltung. „Es ist nicht immer einfach, das Thema auf städtischer Ebene im Gespräch zu halten“, sagte er. Die Initiativen hätten sich ein Stück weit alleingelassen gefühlt. Das Museum als „strategischer Partner“ sei deshalb umso wichtiger. „Mich hat die Frage, warum wir das Modell zeigen, überrascht“, sagte Yilmaz Dziewior, Direktor des Museum Ludwig. Es entspreche dem Selbstverständnis des Museums, solchen politischen Diskussionen einen Platz zu geben.

Künstler schließt anderen Standort für NSU-Mahnmal aus

Auf die Frage, ob die lokale, kleinteilige Debatte um den Standort bereits zum Kunstwerk gehöre, antwortete Ulf Aminde mit einem deutlichen Ja. Einen anderen Standort, wie von Oberbürgermeisterin Henriette Reker vorgeschlagen, schließt der Künstler aus. Nur an dieser Stelle sei es möglich, das massive Fundament für sein „virtuelles Haus“ parallel und in Sichtweite zum Anschlagsort zu gießen. Die Aufgabe im Wettbewerb habe die Suche nach dem Ort ohne Vorgaben eingeschlossen. „Das habe ich gemacht und jetzt will ich, dass das so gebaut wird“, sagte er. Das letzte Wort würden allerdings die Anwohner haben, fügte er hinzu.

Mitat Özdemir, der die Initiativen der Keupstraße vertritt, berichtete, dass das Signal, das von der Installation im „wichtigsten Museum der Stadt“ ausgehe, auf der Keupstraße ankomme. Der Erinnerungsort sei aber nicht „ein Geschenk“ für die Bewohner der Straße, sondern für „unsere Gesellschaft, für unsere Demokratie“. Das Mahnmal solle wie geplant am Eingang zur Keupstraße entstehen. Er forderte Stadtspitze und Politik auf, die Angelegenheit „endlich zur Chefsache“ zu machen. Man müsse mit dem Eigentümer des Grundstücks vernünftig reden, das schließe auch Gespräche über wirtschaftliche Anreize ein. Die Anstrengung werde sich lohnen: „Wenn alles einfach wäre, wäre das Ergebnis nicht so wertvoll“, sagte Özdemir.