Nicht nur die Männer, auch das Frauenteam des 1. FC Köln hat den Aufstieg in die Erste Fußball-Bundesliga geschafft.
Gedankt wurde ihnen das vom Verein bislang kaum. Jahrelang vergaß man zum Beispiel einfach, die Frauen zu FC-Karnevalssitzungen einzuladen.
Ein Gehalt? Gibt es nicht. Andere deutsche Vereine sind bei der Förderung ihrer Frauen-Teams deutlich weiter.
Eine Geschichte über den mühsamen Kampf um Anerkennung.
Köln – Das Pendeln sind sie gewohnt. Fünf Jahre lang ging es für die FC-Frauen permanent hin und her zwischen Erster und Zweiter Frauenfußball-Bundesliga. Für die untere Klasse waren sie zu gut, für die obere zu schlecht. Nach dem dritten Aufstieg, den die Kölnerinnen im Mai geschafft haben, könnte das Auf und Ab enden. Zumindest hoffen das Nicole Bender und ihre Mitstreiterinnen. Die frühere Spielerin und aktuelle Teammanagerin der FC-Frauen, die seit vergangenem Herbst auch dem Mitgliederrat des Vereins angehört, sieht positive Signale aus dem Klub, und kann verkünden: „Wir haben das Budget erhöht bekommen.“ Auch im Frauenfußball ist das Voraussetzung für eine Chance auf den Klassenverbleib.Es scheint, dass der 1. FC Köln vorhat, seine Frauenabteilung, die er seit zehn Jahren eher halbherzig betreibt, nun ernsthaft ein Stück voranzubringen.
Im Jahr 2009, im Vorfeld der Frauenfußball-Weltmeisterschaft 2011 in Deutschland, übernahm der FC den FFC Brauweiler. Damals leisteten sich viele deutsche Vereine aus Imagegründen Frauenabteilungen, vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) war es so gewünscht. In Köln gab es danach jedoch keine größeren Investitionen in die Frauen, sie liefen wenig beachtet nebenher.
Der Verein lud die Kölner Spielerinnen zunächst nicht einmal zu den FC-Karnevalssitzungen ein. Man vergaß sie einfach. Das sei inzwischen anders, sagt Bender. Indizien für die Veränderung: Nicht nur die FC-Männer, auch die Frauen durften sich nach dem jüngsten Aufstieg ins Goldene Buch der Stadt eintragen. Und: Im letzten Ligaheimspiel der Männer wurde vor großem Publikum auf den Aufstieg der Frauen hingewiesen.
Überhaupt hoffen sie in der Frauenabteilung, dass der FC sie nun als Teil des Ganzen betrachten, in sein Marketing einbinden und Werbung auch für ihre Spiele machen könnte. Falls auch nur ein Teil der allgemeinen Begeisterung für den Klub auf die Frauen-Mannschaft überschwappen sollte, wäre das ein enormer Fortschritt. Die Heimpartien der Frauen im Franz-Kremer-Stadion fanden zuletzt vor nur 150 bis 200 Besuchern statt. „Family and Friends Party nennen wir das“, meint Bender. Dass FC-Mitglieder bei den Frauenspielen freien Eintritt haben, wissen viele vermutlich gar nicht.
Deutlich mehr Aufwand als der FC betrieb in der jüngeren Vergangenheit zum Beispiel der VfL Wolfsburg, der seine 2003 gegründete Frauenabteilung mit bemerkenswertem Erfolg aufbaute und förderte. Der Double-Gewinner stellt einen großen Teil der deutschen Fußballerinnen, die bei der am Freitag startenden Weltmeisterschaft in Frankreich im Trikot der DFB-Elf antreten. Und dort versuchen werden, den dritten WM-Titel nach 2003 und 2007 zu gewinnen.Die Nationalspielerinnen gehören zu der seltenen Spezies von Fußballerinnen, die in ihrem Sport so viel verdienen, dass sie davon leben können. Neben Wolfsburg zahlt Bayern München in Deutschland gute Gehälter. Auch in Frankfurt und Potsdam gibt es hauptberufliche Kickerinnen.
Davon bleibt der 1. FC Köln weit entfernt, die FC-Spielerinnen werden trotz der versprochenen Budgeterhöhung weiterhin nur Aufwandsentschädigungen erhalten. Davon leben können sie nicht. „Viele studieren und gehen Vollzeit arbeiten“, berichtet Bender, die selbst hauptberuflich als Fuhrparkmanagerin bei Klosterfrau tätig ist.Gleichzeitig trainieren die Frauen wie die Männer fünfmal in der Woche, hinzu kommen die Spiele an den Wochenenden. „Ich habe großen Respekt vor den Mädels“, sagt Willi Breuer, der die FC-Frauen seit 2012 coacht. „Der Aufwand, den sie betreiben, steht in keinem Verhältnis zu dem, was finanziell herauskommt.“
Die deutsche Liga ist eine der besten der Welt, allerdings haben andere Länder aufgeholt. Vor allem WM-Gastgeber Frankreich, dessen Spitzenklub Olympique Lyon viermal die Champions League gewonnen hat. Die Deutsche Dzsenifer Maroszan soll in Lyon ein fünfstelliges Monatsgehalt verdienen, mehr geht nicht im Frauenfußball.
Wer beim FC spielt, muss vor allem verrückt nach Fußball sein. Wie etwa Verteidigerin Kristina Hild (23), seit 2013 dabei. Sie studiert in Köln Sport und Geschichte auf Lehramt. In ihrem Heimatort Bauchem im Kreis Heinsberg kickte sie schon als Vierjährige mit Jungs. An der Sporthochschule spielt sie wieder mit Jungs und sagt lächelnd: „Manchmal kränkt die das schon, wenn sie einen Ball abgenommen bekommen.“ Gut porträtiert fühlt sie sich in dem neuen Commerzbank-Werbespot der Frauen-Nationalmannschaft, in dem die Spielerinnen Vorurteile über Frauenfußball selbstironisch kontern. „Da wird der Frauenfußball jetzt endlich mal richtig dargestellt“, findet sie. „Es geht uns ums Fußball spielen und nicht: Frauen sind schlechter als Männer oder irgendwelche Diskussionen. Wir wollen einfach nur zocken.“ Und zwar am besten künftig mit dem FC nur noch in der Ersten Liga.
Verstärkung für die Saison gesucht
Damit der Klub die Klasse wirklich halten kann, werden noch Verstärkungen für die kommende Saison gesucht. Bender, Breuer und dessen Assistent Nico Reese reisen deshalb zur WM, um die ein oder andere internationale Spielerin nach Köln zu locken. Keine teuren Stars, sondern aufstrebende Talente, vielleicht aus Nigeria. Dort gebe es ein interessantes Team, meint Coach Breuer, der im nächsten Jahr in Rente geht – und zuversichtlich ist, dass die FC-Frauen vorher auf eine permanent erstklassige Bahn gebracht werden können: „Wenn man das Thema Frauenfußball nicht im positiv verrückten Köln positionieren kann, wo bitte sonst? Ich sehe es optimistisch.“