Durch den Bundesliga-Aufstieg des 1. FC Köln stehen nicht nur dem Verein, sondern auch der Polizei einige schwierige Spiele in der kommenden Saison bevor.
Die Polizei stuft acht der 17 Heimspiele als potenziell problematisch ein. Im Fokus: die so genannten Drittort-Auseinandersetzungen.
Die Fälle aus der zurückliegenden Spielzeit lassen Schlimmes erahnen.
Köln – Nicht nur Fußballfans, auch Kölner Polizisten sehen dem 28. Juni gespannt entgegen. An jenem Freitag veröffentlicht die Deutsche Fußball Liga (DFL) den groben Spielplan für die neue Bundesliga-Saison. Dann steht fest, an welchen Wochenenden der 1. FC Köln gegen wen spielt. Auch wenn die konkrete Terminierung erst ein paar Tage später erfolgt, weiß die Polizei bereits, worauf sie sich einstellen muss – und kann mit der Einsatzplanung beginnen.
Zwar fallen künftig in der Ersten Liga Gegner mit teils gewaltbereitem Fan-Potenzial wie Dynamo Dresden und der 1. FC Magdeburg weg, dennoch stehen der Polizei erneut einige schwierige Einsätze bevor. „Für uns bleibt viel zu tun“, sagt Polizeidirektor Volker Lange, seit neun Jahren Einsatzleiter Fußball bei der Polizei Köln. „Die Risikospiele werden in der kommenden Saison mehr.“
Acht von 17 Heimspielen seien problematisch
Gleich acht von 17 Heimspielen stuft die Polizei als potenziell problematisch ein, sie fürchtet Auseinandersetzungen zwischen den Fans. Dazu zählen die Derbys gegen Düsseldorf, Mönchengladbach und Leverkusen sowie die Spiele gegen Frankfurt, Schalke und Union Berlin. Außerdem rechnet die Polizei mit Protestaktionen von Kölner Fans bei den Partien gegen die „Mäzen-Vereine“ Hoffenheim und Leipzig.
Sorgen macht der Behörde dabei nicht die Masse der Fans, die ins Stadion strömt, um das Spiel zu sehen. Vielmehr steht sie vor der Aufgabe, sogenannte Drittort-Auseinandersetzungen zu verhindern, verabredete Schlägereien, die vor, während oder nach dem Spiel und häufig fernab vom Rhein-Energie-Stadion stattfinden.
Hooligans treffen aufeinander
Vor drei Monaten etwa – das Zweitligaspiel 1. FC Köln gegen Arminia Bielefeld lief seit 20 Minuten – trafen sich 17 Kilometer entfernt Hooligans beider Vereine nahe der KVB-Haltestelle Thielenbruch. Anwohner riefen die Polizei. Als die ersten Streifenwagen eintrafen, gelang den meisten Männern die Flucht. 13 Bielefelder kamen in Gewahrsam. Einer war verletzt, ein anderer wurde mit Haftbefehl gesucht und vorläufig festgenommen. Alle 13 Verdächtigen seien „hinreichend“ als Gewalttäter beim Fußball aufgefallen, berichtete ein Polizeisprecher damals. Das war am 25. Spieltag.
Doch die ersten Strafanzeigen gegen Kölner „Fußballstörer“, wie die Polizei sie nennt, hagelte es schon gleich beim ersten Spiel am 4. August 2018. 61 Männer zog die Bundespolizei Stunden vor dem Saisonauftakt des FC in Bochum aus dem Verkehr – einige Chaoten hatten Mundschutz, Sturmhauben und Drogen dabei, sie wollten sich offenbar mit gleichgesinnten VfL-Fans prügeln. „Für uns war das der erste Warnschuss der Saison“, berichtet ein Polizist rückblickend.
Spätestens da „war uns klar“, sagt Polizeidirektor Lange heute, „dass es hier eine Gruppe von Störern gibt, die gleich vom ersten Spiel an gewalttätig unterwegs ist.“ Wie groß diese Gruppe ist, ist unklar. Lange spricht von einer „vergleichsweise geringen Zahl an Leuten“, die durch ein „völlig überzogenes, hochgradig kriminelles Verhalten“ auffalle. „Sie planen ihre Taten sehr genau.“
Einer der größten Einsätze der vergangenen Saison sorgte zugleich für heftige Kritik an der Polizei. Am Tag des 8:1-Heimspielerfolgs des FC hatte die Behörde 1000 Beamte, Pferde, Wasserwerfer und ein SEK aufgefahren, um zu unterbinden, dass ein geplanter Marsch von Dynamo-Fans über die Aachener Straße eskaliert. Ein Dresdner Vereinsvertreter warf der Polizei „provokatives, statt deeskalatives“ Verhalten vor. Polizeipräsident Uwe Jacob dagegen warnte vor gewalttätigen Auswüchsen wie beim Dresdner Fanmarsch in Karlsruhe ein Jahr zuvor. Am Ende passierte in Köln: nichts. Im Nachhinein unmöglich zu beurteilen, ob die kritisierte Drohkulisse der Polizei übertrieben war – oder ob gerade die massive Präsenz das befürchtete Szenario verhindert hat.
Um drohende Probleme oder auch Personalengpässe möglichst im Vorfeld zu umschiffen, steht die Polizei in ständigem Dialog mit der DFL, dem FC und anderen Netzwerkpartnern. Dadurch ergäben sich dann schon mal „so kleine Erfolge, von denen die Öffentlichkeit kaum etwas mitbekommt, die aber für unsere Arbeit sehr wichtig sind“, sagt Lange. Zum Beispiel der, dass das Heimspiel gegen Dresden am 10. November ausgetragen wurde – und nicht etwa einen Tag später, zeitgleich zur Sessionseröffnung in der Innenstadt.