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ADAC untersucht Mobilität in 15 StädtenIn Köln sind die Autofahrer besonders unzufrieden

Lesezeit 4 Minuten
Köln: Auf der Zoobrücke staut sich der Verkehr. Die Vollsperrung der Autobahn A1 über die Autobahnbrücke Leverkusen sorgt im Stadtgebiet und auf dem Kölner Autobahnring zu noch größeren Verkehrseinschränkungen als sonst schon.

Mit der Verkehrssituation in Köln sind die Autofahrer sehr unzufrieden.

Wie zufrieden sind Großstädter mit ihrer persönlichen Mobilität? So schneidet Köln laut einer Umfrage im Vergleich mit Düsseldorf und anderen Städten ab.

Kölns Einwohner und die Einpendler sind äußerst unzufrieden mit ihrer persönlichen Mobilität. Das geht aus einer Befragung des ADAC unter den Menschen der 15 größten deutschen Städte hervor. Köln landet darin auf dem vorletzten Platz. Nur Duisburg schneidet noch schlechter ab.

Besonders Autofahrer sind von der Verkehrslage in der größten Stadt Nordrhein-Westfalens genervt. In dieser Gruppe landet Köln mit einem Zufriedenheitswert von minus 23 auf dem letzten Platz. Die schlechtesten Noten vergeben dabei die Pendler.

Für den ADAC-Monitor „Mobil in der Stadt“ wurden in einer repräsentativen Online-Befragung bundesweit mehr als 9000 Interviews geführt. Das Gesamtergebnis für die fünf größten Städte in Nordrhein-Westfalen ist ernüchternd: Keine schaffte es unter die ersten Fünf.

Düsseldorf schneidet mit Platz 8 noch am besten ab

Düsseldorf belegt als Achter einen Platz im Mittelfeld (Gesamtindex: + 7). Dortmund (11. Platz/ +6) und Essen (12./ +5) landeten ebenso im unteren Drittel wie Köln als Vorletzter (14./-4). In Essen sind Einpendler und Besucher deutlich zufriedener (+11) als Einwohner (-1). Genau andersherum ist es in Duisburg. Hier sind die Einwohner noch unzufriedener mit ihrer Mobilität (-12) als Einpendler und Besucher (-3).

Der Indexwert gibt an, ob und um wieviel Prozentpunkte die zufriedenen Verkehrsteilnehmer die unzufriedenen überwiegen. Bei einem Wert von null wären gleich viele Einwohner, Pendler oder Besucher mit der Mobilität in einer Stadt zufrieden oder unzufrieden. Im Vergleich zum ADAC-Monitor 2017 hat die Zufriedenheit in allen fünf NRW-Städten deutlich abgenommen.

Der Verkehr ist stark gewachsen, der Platz auf der Straße aber derselbe geblieben
ADAC-Verkehrsexperte Roman Suthold

„Die zunehmende Flächenkonkurrenz sowie höhere Erwartungen an Verkehrssicherheit, Umwelt- und Gesundheitsschutz stellt die Städte vor große Herausforderungen. Der Verkehr ist stark gewachsen, der Platz auf der Straße aber derselbe geblieben", sagt Roman Suthold, Mobilitätsexperte des ADAC in NRW. Die Folge: Kommunale Verkehrssysteme laufen am Limit. „Das spiegelt sich in Staus, längeren Pendelzeiten oder vollen Bussen und Bahnen wider.“ Die steigende Pkw-Dichte pro Einwohner aufgrund wachsender Zulassungszahlen verstärke zudem den Parkdruck in den Stadtvierteln, so Suthold.

Auch wenn Städte zunehmend versuchten, alternative Mobilitätslösungen zum Pkw-Verkehr zu stärken, sei die Umsetzung in der Regel langwierig und von kontroversen Debatten begleitet. „Das verstärkt erst einmal die Unzufriedenheit vieler Verkehrsteilnehmer mit der Mobilität in ihrer Stadt. Gerade der Rad- und Fußverkehr sind zu lange vernachlässigt worden. Und der ÖPNV leidet unter dem derzeitigen Fachkräftemangel. Dabei bräuchte es dringend mehr Zuverlässigkeit und Kapazitäten“, sagt Suthold.

Hauptkritikpunkt in Köln: Baustellenmanagement und Verspätungen im Nahverkehr

Hinzu kommt aus Sicht des ADAC-Experten noch ein psychologischer Effekt, denn während der Corona-Pandemie hatte das Verkehrsaufkommen vorübergehend deutlich abgenommen. „Einschränkungen der Mobilität während der Pandemie haben dazu geführt, dass Straßen meist frei von Stau sowie Busse und Bahnen leer waren. Die Rückkehr zur Normalität wird daher als Verschlechterung empfunden.“ Nicht zuletzt nehme angesichts der Vielzahl von Krisen die Zufriedenheit der Menschen mit den Lebensumständen insgesamt ab.

Die Kölner Polizei kontrolliert E-Scooter am Hohenzollernring.

E-Scooter-Fahrer am Hohenzollernring: Sie sind Autofahrern und Radfahrern ein Dorn im Auge.

Autofahrer in Köln kritisieren vor allem das Baustellenmanagement, fehlende Parkplätze und die hohen Parkgebühren in der Innenstadt. Die vielen Konflikte mit Radfahrern und Nutzern von E-Scootern sind ihnen ebenfalls ein Dorn im Auge.

Besonders schlecht schneidet Köln bei der Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit von Bahnen und Bussen ab. Unzufrieden sind die Befragten auch mit den Informationen bei Störungen, dem Preis-Leistungs-Verhältnis und den Abstellmöglichkeiten für Pkw an Bahnhöfen und Haltestellen. Inwieweit das Thema Fahrpreise des Deutschlandtickets einen positiven Trend erkennen lässt, bleibt offen. Die Umfragen wurden im November 2023 durchgeführt. Da war das neue Angebot erst sieben Monate auf dem Markt.

Schlechte Noten für Radwege

Obwohl das Radwegenetz in Köln seit 2017 stark erweitert wurde, sind Radfahrer mit dem Zustand der Radwege immer noch unzufrieden. Im Gegenteil: Auch dieser Wert hat sich sogar noch einmal verschlechtert. Besonders kritisch betrachten Radfahrer auch das Verhalten der Nutzer von E-Scootern. 56 Prozent sind damit „überhaupt nicht zufrieden“.

Fußgänger teilen diese Kritik an den Scooter-Fahrern, empfinden laut Studie aber vor allem auch das Verhalten von Radlern häufig als rücksichtslos. Ein Problem für diese Gruppe der Befragten ist das Thema soziale Sicherheit. Sie haben Angst vor Übergriffen. Keine Probleme gibt es dagegen offensichtlich mit der Zahl der Ampeln und Zebrastreifen sowie Beleuchtung, Zustand und Breite der Gehwege. Die Zufriedenheitswerte in dieser Kategorie sind positiv.

„Die Erreichbarkeit der Städte und die Qualität der urbanen Mobilität sind wichtige Standortfaktoren für Lebensqualität, Tourismus und wirtschaftliche Attraktivität“, resümiert ADAC-Fachmann Suthold. Mit dem ADAC-Monitor wolle man den Städten Anregungen liefern, wie sich die Mobilität aller Verkehrsteilnehmer verbessern lässt. Der Schlüssel zum Erfolg bleibe eine integrierte Mobilitätsplanung. Dazu gehörten alle relevanten Verwaltungsbehörden, Akteure und Betroffenen sowie benachbarte Kommunen im Planungsprozess an einen Tisch.