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Umstrittenes ProjektDer Hangar auf dem Kalkberg soll vollendet werden

Lesezeit 4 Minuten
25.05.2024, Köln: Der Hubschrauberhangar konnte nie fertiggestellt werden, weil der Untergrund instabil ist. Der als Kalkberg bekannte Abraumhügel ist ein Sanierungsfall. Foto: Uwe Weiser

25.05.2024, Köln: Der Hubschrauberhangar konnte nie fertiggestellt werden, weil der Untergrund instabil ist. Der als Kalkberg bekannte Abraumhügel ist ein Sanierungsfall. Foto: Uwe Weiser

Die Baustelle soll wieder aufgenommen werden – mit offenem Ausgang.

Im Stadtrat hat sich eine politische Mehrheit gefunden, den umstrittenen Hangar für Rettungshubschrauber auf dem Kalkberg zu Ende zu bauen – aber nicht als Luftrettungszentrum. Die Ratsfraktionen von Grünen, SPD und Volt wollen am Donnerstag, 12. Februar, in der Ratssitzung für den Vorschlag der Verwaltung stimmen, die seit 2015 stillgelegte Baustelle wieder aufzunehmen. So schnell und günstig wie möglich: Also in der von der Verwaltung vorgelegten Variante, die drei statt sechs Millionen Euro kosten soll. 30 Millionen Euro hat die Stadt für die Sanierung des Kalkbergs und die Hubschrauberstation in der Vergangenheit schon gezahlt.

Im November 2024 hatte die Stadtverwaltung zwei Varianten zur Diskussion gestellt, um den Hangar fertigzustellen. Seit neun Jahren herrscht nun Baustopp auf der früheren Altlastendeponie der Chemischen Fabrik Kalk, die heute der Kalkberg ist. Oben auf der Spitze sollte ein Luftrettungszentrum entstehen, doch der Berg stellte sich als zu instabil heraus. Die Station war während des Baus abgesackt. Sie ist seither laut Stadt zu 90 Prozent vollendet.

Was fehlt, sind vor allem die Tore, durch die ursprünglich der Rettungshubschrauber Christoph 3 und der Intensivtransporthubschrauber Christoph Rheinland hätten geschoben werden sollen.

Kalkberg: Hangar soll mit Toren geschlossen werden

In der Variante, die bei den Grünen, der SPD und Volt nun Zustimmung findet, sollen die beiden bereits gekauften Sektionaltore eingebaut werden. Auch wenn es sie ohne Hubschrauberstation gar nicht bräuchte. Allerdings lagert die Stadt sie jährlich für 26.000 Euro ein. Die Fraktionen halten es für die schnellste Lösung, das Gebäude zu verschließen. „Alles andere dauert noch länger“, sagte Grünen-Fraktionsgeschäftsführer Lino Hammer. Zurzeit beschädigt Feuchtigkeit, die durch die offene Fassade eintritt, den nicht-vollendeten Bau. Der Einbau kostet laut Stadtverwaltung drei Millionen Euro.

Alternativ zum Einbau der Tore hatte die Gebäudewirtschaft geprüft, was ein anderweitiger Verschluss der Fassade kosten würde: 5,9 Millionen Euro wären es – zuzüglich der Entsorgung der eingelagerten Tore.

Eine Mehrheit der Ratsfraktionen will Nutzung als Luftrettungsstation weiter ausschließen

Dem Einbau der Tore wollen die genannten Ratsfraktionen unter einer Bedingung zustimmen: Sie fordern in einem Änderungsantrag, die luftrechtliche Genehmigung für den Standort Kalkberg rechtssicher zurückzugeben. Heißt: Hier soll definitiv nie ein Hubschrauber landen. Lino Hammer sagte: „Die Historie hat gezeigt, dass dieser Berg kein sicherer Standort ist.“

Damit wollen Grüne und Volt erneut gegen ihren Bündnispartner CDU im Stadtrat stimmen. Die sprach sich immer dafür aus, die Luftrettungstation auch als solche zu vollenden. Schon vor der vergangenen Kommunalwahl 2020 hatt die Frage nach dem Kalkberg das Bündnis entzweit. Drei Tage vor der Wahl hatten Grüne mit SPD und Die Linke das Aus für die Rettungsstation besiegelt. CDU-Fraktionsgeschäftsführer Niklas Kienitz sprach sich jetzt zwar auch für eine bauliche Vollendung aus, nennt das Vorhaben von Grüne, SPD und Volt aber einen „Blindflug – weil es unverantwortlich ist, die luftfahrtrechtliche Genehmigung zurückzugeben und die Gesundheit der Kölnerinnen und Kölner aufs Spiel zu setzen“.

Die Station für die Rettungshubschrauber kommt seit 2008 auf dem Flughafen Köln/Bonn unter, aus dem Interim wurde mittlerweile faktisch eine Langzeitlösung.

Zunkünftige Nutzung des Kalkbergs weiter offen

Wenn der Beschluss in der Ratssitzung am Donnerstag fällt, geht der Bau in das allgemeine Liegenschaftsvermögen der Stadt und die Zuständigkeit von Dezernent William Wolfgramm über. Wolfgramm will ihn auch wegen der jährlichen Einlagerungskosten der Tore endlich fertigstellen lassen. Momentan gehört der angefangene Hangar der Feuerwehr und damit dem Dezernat von Stadtdirektorin Andrea Blome.

Wolfgramms Dezernat hatte dem Rat neben der Vollendung des Baus auch vorgeschlagen, eine Vorentwurfsplanung zu beauftragen. Die Analyse sollte zeigen, wie der Berg und die Station später genutzt werden können. Sie soll 600.000 Euro kosten. Die Grünen hatten zu dem Vorschlag Beratungsbedarf angemeldet.

Auch SPD-Fraktionsführer Christian Joisten stellte infrage, ob die Stadt dafür aktuell so viel Geld ausgeben soll. Für die Fertigstellung brauche es das Nutzungskonzept noch nicht, eine öffentliche Nutzung könne trotzdem in Zukunft stattfinden. Schon in den vergangenen Jahren hatten Stadt, Planungsbüros und die Bürgerinitiative Kalkberg erste Ideen für eine andere Nutzung des als Hangar geplanten Baus entwickelt. Dazu zählen etwa ein Sportpark oder eine kulturellen Bespielung.